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0262 - Non-Stop in die Ewigkeit

0262 - Non-Stop in die Ewigkeit

Titel: 0262 - Non-Stop in die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Non-Stop in die Ewigkeit
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schon eine Elite dar.
    Eine Gruppe Tramps hockte an zwei Tischen in der äußersten Ecke. Zwei oder drei hatten die Köpfe auf die Arme gelegt und schliefen. Die anderen tuschelten untereinander.
    Red führte mich an der Theke vorbei zum Tisch der Landstreicher. Die Gäste wichen vor uns zurück. Sie musterten uns mit deutlicher Verachtung.
    Ich sah einen schmalen Mann mit dem Gesicht einer Ratte zwischen zwei Burschen von der Breite eines Kleiderschrankes stehen. Ich hatte Slim Meadocks Gesicht auf einem Foto in den Archiven der Polizei genau gesehen, und ich erkannte ihn sofort.
    Der Zuträger runzelte bei meinem Anblick die Stirn, als dächte er darüber nach, ob er mich nicht schon irgendwo gesehen hätte. Langsam wandte ich mich ab.
    Ich wollte nicht, dass Meadock mich erkannte. Ich hatte nicht damit gerechnet, ihm irgendwo zu begegnen.
    Als ich am Tisch der Tramps saß, blickte ich vorsichtig zur Theke hin. Slim Meadock hatte sich abgewandt. Ich sah nur seinen Rücken. Er interessierte sich nicht mehr für mich. Wahrscheinlich hatte er mich nicht erkannt.
    Schließlich hatte er mein Gesicht nur einmal beim Schein seines Feuerzeuges gesehen, als er sich bei unserer ersten Begegnung die Zigarette anzündete.
    »Gib mir den Dollar«, sagte Red. »Ich hole die Drinks!«
    Der Blasse Louis kam herein. Er war uns gefolgt. Jetzt drängte er sich neben mich.
    »Spendiere mir auch einen, Kid!«, bat er. »Ich bin völlig abgebrannt.«
    Ich knurrte ein bisschen herum, aber dann willigte ich ein. Red brachte die Drinks von der Theke. Für Tramps gab es in Chats Inn keinen Kellner.
    Die Wärme des Raumes machte mich schläfrig. Wie die anderen legte ich die Arme auf den Tisch und den Kopf darauf.
    Ich weiß nicht, ob ich schon eingeschlafen war oder ob ich noch vor mich hinduselte. Jedenfalls veranlasste mich eine Bewegung, die durch die Reihen der Tramps lief, den Kopf zu heben.
    Ich richtete mich auf, rieb mir die Augen und sah die Landstreicher an.
    Keiner hatte mehr den Kopf auf dem Tisch. Alle sahen sie mit Anspannung auf eine bestimmte Stelle des Raumes, und als ich der Richtung ihrer Blicke folgte, erkannte ich, dass sie einem Mann entgegensahen, der sich langsam durch die Reihen der Tische auf uns zuschob.
    Er ging nicht, sondern er schob sich vorwärts, denn er benutzte rechtsseitig eine Krücke, die er unter den Arm geklemmt hielt. Bei jedem Schritt setzte er den rechten Fuß nur mit der Spitze auf den Boden, und diese Art, sich vorwärts zu bewegen, verwandelte seinen Gang in ein schleichendes Schieben.
    Der Mann war ein Tramp. Seine Kleider bewiesen es. Er trug einen weiten Mantel, dessen Ränder und Ärmel ausgefranst waren. Eine Sohle seiner Schuhe klappte bei jedem Schritt, und sein Hut war alt und verbeult.
    Und doch… als der Mann näher kam, fragte ich mich, ob er wirklich ein Tramp sein konnte. Es war irgendetwas in seinem Gesicht, das anders war als in den oft müden und stumpfen Gesichtern der echten Landstreicher.
    Auch mit den Kleidern des Burschen war etwas nicht richtig. Sie waren alt und zerfetzt, aber irgendwie sahen sie aus, als hätte der Mann nie in ihnen geschlafen.
    Er setzte sich nicht. Er blieb auf seine Krücke gestützt an unserem Tisch stehen. Sein Gesicht war bleich, faltig und auf eine abschreckende Weise hässlich. Die Augen lagen tief in den Höhlen und hatten einen stechenden Blick.
    »Der Boss braucht euch«, sagte er leise, fast flüsternd, mit einer heiseren, tonlosen Stimme. »Euch alle… und noch heute Nacht!«
    Er sah jeden von uns an, und ich hatte das Gefühl, als präge er sich jedes Gesicht ein. Dann wandte er sich um und hinkte hinaus. Ich bemerkte, dass Slim Meadock ihm mit einem schnellen Blick nachsah und sich nachdenklich über die Lippen leckte.
    Der sommersprossige Red trank sein Glas aus.
    »Zum Henker«, fluchte er, aber er dämpfte die Stimme, als habe er Angst, dass ihn jemand hören könnte, »wir hätten nicht kommen sollen.«
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Hast du nicht gehört?«, knurrte er unwillig. »Der Boss braucht uns.«
    »Ich habe von eurem Boss noch kein Gehalt bekommen. Warum sollte ich nach seiner Pfeife tanzen?«
    Der Blasse Louis hatte meine Worte gehört. Er verzog sein Gesicht zu einem höhnischen Grinsen.
    »Willst du nicht mehr in New York bleiben, Kid? Okay, dann brauchst du der Einladung des Bosses nicht zu folgen, aber dann, das rate ich dir, mach dich sofort auf die Socken und laufe, so weit und so schnell du nur kannst, und wenn du

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