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0264 - Nachts, wenn der Wahnsinn kommt

0264 - Nachts, wenn der Wahnsinn kommt

Titel: 0264 - Nachts, wenn der Wahnsinn kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gesicht wirkte wie eine graue, flächige Maske. Den Hut hatte er nicht abgenommen, fragte allerdings, was wir wollten.
    »Den See im Stein«, erwiderte ich.
    Selten in meinem Leben habe ich einen Menschen so rauh und kratzig lachen gehört wie diesen Bricci. Es klang, als hätte er mit Sandpapier seine Kehle gesäubert. Er lachte, hustete und krächzte, bevor er den Kopf schüttelte. »Was wollt ihr von dem See im Stein?«
    »Ihn finden«, erklärte Suko lakonisch.
    »Das wollten viele.«
    »Und?«
    Bricci schaute den Chinesen an. »Sie sind nie zurückgekommen. Der See im Stein ist stark. Stärker und älter als die Menschheit. Deshalb laßt ihn ruhen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, wir wollen Gorgos!«
    Mit einem Lachen rechneten wir, doch der Mann vor uns blieb seltsam ernst. »Ich weiß vieles über Gorgos. Er ist so gefährlich, daß ich es nicht auszusprechen wage. Gerade in der letzten Zeit merken wir, daß sich etwas tut. In vielen Sagen steht etwas über ihn und über den Vulkan. Wenn er ausbricht, dann zürnt Gorgos. Und er ist ausgebrochen. Der Ätna kocht, die Erde wird aufgewühlt, und der See im Stein ist gewandert. Er befindet sich nicht mehr da, wo er einmal gewesen ist. Gewaltige Kräfte schieben ihn weiter, er wird sich einen anderen Ort suchen, um dort sein Grauen zu verbreiten.«
    »Kennst du den Ort?« wollte Palazzo wissen.
    »Nein, aber ich habe Angst, daß der gläserne Götze alles frißt. Auch die Menschen.«
    »Er hat bereits Menschen in seinen Bann gezogen«, sagte ich. »Landsleute von mir haben ihn gesehen und sein Erbe nach England gebracht. Es war das gläserne Grauen. Sie sind zu Gorgosen geworden, und wir wollen ihn zerstören.«
    »Gorgos?«
    »Genau!«
    Bricci lachte wieder. Diesmal jedoch lautlos. Er warf seinen Kopf zurück, hob seine Hände mit den langen Fingern und klatschte sie gegeneinander. »Nein«, sagte er. »Nein und abermals nein. Der gläserne Götze kann von keinem Menschen besiegt werden.«
    »Weil er aus Atlantis stammt?« fragte ich.
    Er beugte sich hastig vor. »Ja. Er gehört zu einer uralten Generation von Götter-Dämonen. Habt ihr schon etwas von den Großen Alten gehört, die in den Legenden und Sagen der Mittelmeer-Völker immer wieder erscheinen?«
    »Wir kennen sie.« Ich nickte. »Kalifato haben wir bereits gesehen. Du siehst, daß wir Bescheid wissen.«
    »Und jetzt wollt ihr zu Gorgos?«
    »Wir werden ihn stoppen.«
    »Das kann niemand. Der See im Stein hat sein eigentliches Leben aufgegeben. Er wandert, und er sucht nach einem Ort, um die Tiefen der Erde zu verlassen.«
    »Hat er ihn gefunden?« fragte Suko.
    »Es ist möglich.«
    »Aber du weißt es nicht genau?«
    »Nein«, antwortete Bricci und sah plötzlich müde aus. »Ich weiß nicht Bescheid, ich habe nichts bemerkt, ich kann nichts Genaues sagen. Wir müssen abwarten.«
    »Das wollen wir auf keinen Fall!«
    »Sie können nichts tun. Die Gefahr ist da, und sie sucht sich eine Stelle, wo sie auf die Erde kommen kann. Sie hat lange genug in der Tiefe gelegen.«
    »Dann nehmen Sie also an, daß Gorgos erscheinen wird?« erkundigte ich mich.
    »Vielleicht.«
    Für mich waren es zu viele Unklarheiten. Ich dachte an mein Abenteuer in der Leichenstadt, an die Gräber der Großen Alten. [2]
    Wie sollten sie plötzlich nach Sizilien gelangen?
    Eine Lösung wußte ich nicht. Auch der alte Mann konnte sie mir nicht geben, aber ich wollte einen Anhaltspunkt von ihm bekommen und erkundigte mich danach, wo ich Gorgos zu suchen hatte.
    »Er lag tief in der Erde, aber er wird gewandert sein. Es ist schwer, fast unmöglich, genau den Punkt zu finden, wo er wieder zum Vorschein kommt. Vielleicht solltet ihr durch das Land fahren, mehr kann ich euch nicht raten.«
    Diese Worte gaben uns zu verstehen, daß er das Gespräch für beendet hielt. Er dokumentierte es auch dadurch, daß er sich aus dem Sessel in die Höhe stemmte.
    Uns blieb nichts anderes übrig, als seinem Beispiel zu folgen. Auch Tonio Palazzo stand auf. Seinem Gesicht lasen wir ab, daß er mit dem Ausgang des Gesprächs nicht zufrieden war. Er sagte aber nichts. Bricci reichte uns die Hand zum Abschied und wünschte viel Glück. Das konnten wir wirklich brauchen.
    Als wir aus dem dunklen Haus kamen, blendete uns die Helligkeit draußen. Trotzdem sahen wir den großen dunklen Wagen, der nahe des Hauses parkte.
    Wo er hergekommen war, konnte wohl niemand sagen, aber allein seine Anwesenheit machte einen auf uns gefährlichen Eindruck. Die

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