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0264 - Nachts, wenn der Wahnsinn kommt

0264 - Nachts, wenn der Wahnsinn kommt

Titel: 0264 - Nachts, wenn der Wahnsinn kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Pülverchen, dachte Franca. Man hatte zwar nichts beweisen können, aber es hielt sich das Gerücht, daß durch heimlich verabreichte Schlafmittel nachgeholfen wurde. Zumeist während des Abendessens wurden sie gegeben. Hineingemixt in den Tee, man schmeckte ja nichts.
    Franca hatte keinen Tee getrunken…
    »Gute Nacht«, sagte die Propow.
    »Schließe jetzt deine Augen, dann kommt der Schlaf von allein. Es ist wirklich besser für dich, wirklich.« Sie sprach die letzten Worte zwar leise, dennoch mit eindringlicher Stimme, und Franca merkte dies genau.
    Dann wurde die Tür wieder geschlossen. Sacht, kaum ein Geräusch war zu hören. Nur die Schritte auf dem Flur, die leiser wurden und allmählich verklangen.
    Franca blieb liegen. Diesmal atmete sie tief durch. Seltsamerweise spürte sie auch die Angst nicht mehr so stark. Dieses Gefühl war einem anderen gewichen.
    Der Neugierde!
    Ja, die Worte der Schulleiterin hatten Franca neugierig gemacht. Sie wollte wissen, was hier geschah. Nicht umsonst schliefen die Mädchen jetzt schon. Da hatte man irgend etwas mit ihnen angestellt, dessen war sich Franca sicher.
    Nur den Grund wußte sie nicht. Sie wollte ihn jedoch herausfinden. In dieser Schule stimmte einiges nicht, und Franca warf mit gezieltem Schwung die Bettdecke zur Seite.
    Dann schwang sie ihren Körper herum und stand wenig später neben dem Bett.
    Sie lauschte.
    Nichts war mehr zu hören. Die Stille konnte man als absolut bezeichnen.
    Gespenstisch auch.
    Franca trat ans Fenster und schaute nach draußen. Dunkel lag der Garten zu ihren Füßen. Die Bäume, die im Sonnenlicht immer so kühlen Schatten boten, wirkten wie die drohenden Gestalten aus einer anderen Welt.
    Eine Filmkulisse lag vor ihr Geheimnisvoll, still, aber dennoch schien ein gewisses Leben in ihr zu lauern. Hinter dem Garten lag das Meer.
    Franca sah auch die hellen Kämme der gegen den Strand laufenden Wellen. Ansonsten bildete die See eine dunkle Fläche, die sich kaum vom Himmel abhob und fast mit ihm verschmolz.
    Franca fürchtete sich plötzlich vor dem Wald, und sie zog sich hastig zurück. Das Mädchen tauchte in die Stille des Zimmers ein. Auch da fühlte es sich nicht wohl, und es verspürte den Drang, das Haus zu verlassen. Wenn dies geschah, gingen sicherlich auch ihre Ängste zurück, und das war das Wichtigste.
    Sie wollte nicht mehr mit dieser Angst leben. Auf keinen Fall. Es war schlimm, denn sie hatte dabei immer das Gefühl, nicht mehr allein zu sein und einen Geist um sich herumflattern zu sehen.
    War es nicht Wahnsinn, was sie vorhatte? Es würde Ärger geben, wenn sie das Haus mitten in der Nacht verließ. Signora Propow hatte ihr verboten, irgendwelche Extratouren zu unternehmen. Die Strenge der Schule wurde nicht nur während des Unterrichts praktiziert.
    Und doch wollte sie raus. Die Neugierde ließ sich einfach nicht mehr zurückdrängen. Zudem hatte sie, ihre Angst längst überflügelt. Und wenn sie auf leisen Sohlen ging, würde man nichts hören.
    Franca reagierte bereits automatisch. Sie holte die Ballettschuhe mit den dünnen Sohlen unter dem Bett hervor und schlüpfte hinein. Wenn sie jetzt ging, hörte man sie nicht.
    Ihre Schritte waren tatsächlich nicht zu vernehmen, als sie sich auf die Tür zu bewegte. Es war verrückt, was sie tat, aber manchmal brach sie eben aus, da mußte sie Dinge tun, die unüberlegt zu sein schienen.
    Die anderen schliefen.
    Seltsam, sehr seltsam, wie Franca fand. Das paßte ihr überhaupt nicht in den Kram. Sie hatte das Gefühl, als wollte die Propow vor ihr einiges verbergen. Deshalb hatte sie auch nachgeschaut, ob alle Schülerinnen ruhig waren.
    Ohne es sich richtig bewußt werden, fand sich Franca Mundi im Gang wieder. Sie hatte diese Kahlheit schon immer gehaßt. In der Nacht aber, wo nur die, kleinen Lampen der Notbeleuchtung brannten, wirkte er wie mit einem seltsamen Leben erfüllt.
    Unbewußt hielt sich Franca in der Mitte des langen Korridors auf. Sie fürchtete sich vor den Wänden, die einmal in tiefer Dunkelheit lagen und an anderen Stellen wiederum helle Flecken zeigten, wo das Licht der Notbeleuchtung hindrang.
    Ihr Ziel war die Treppe.
    Dieses Gebäude besaß eine an der Wand entlanglaufende, gewaltige Wendeltreppe, die unten nach der breiten Eingangstür begann und ihr Ende erst unter dem Dach fand.
    Zwischen den Etagen befand sich der Schacht. Er war immer düster, auch am Tag. In der Nacht aber kam er Franca wie ein gewaltiger Schlund vor, der alles zu

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