0265 - Des Satans Tätowierer
und wandte sich nach links, seinem Bruder zu.
Die beiden schauten einander an.
Wir aber mußten zusehen.
Ich ahnte, daß Arkonada oder Gregg die beiden nicht umsonst hergeschafft hatte. Sie hatten eine Aufgabe zu erfüllen, und ich dachte mit Schrecken daran, daß es sich letztendlich um die Vernichtung der flaming stones handeln konnte. Und damit auch um das endgültige Ausschalten von Myxin und Kara!
Ein schlimmer Gedanke, den ich momentan nicht weiterspinnen wollte. Ich fragte mich fieberhaft, ob wirklich dieser geheimnisvolle Arkonada dahintersteckte. Eine Antwort konnte ich mir selbst geben. Mehr als ein Raten war es aber nicht. Tatsache blieb, daß wir gefangen waren!
Suko und ich steckten in den Steinen und sahen keine Möglichkeit, sie zu verlassen.
Wenn man von außen hinschaute und meine Bewegungen verfolgte, mußte ein Betrachter uns für Tiere in einem Käfig halten.
Ich suchte nach einer porösen Stelle im Gestein, doch meine Hände glitten nur über glatte Wände. Schwachstellen gab es nicht. Was konnte mir helfen?
Meine Waffen hatte man mir gelassen. Ich dachte natürlich an das Kreuz, drehte mich ein wenig und holte es hervor.
Wenn ich es aktivierte, würde es dann den Stein sprengen oder die Magie aufheben?
»Terra pestem teneto - Salus hic maneto!«
Die Worte flossen über meine Lippen, und ich sah auch die Reaktion.
Ein Strom der Kraft fuhr aus dem Kreuz. Er entlud sich in grünlichblau schimmernden Blitzen, und von meiner Hand aus jagten sie in die verschiedensten Stellen der Steinwand. Klappte es?
Mein Herzschlag trommelte. Ich hatte plötzlich das Gefühl, es trotz allem zu schaffen, denn ein Knirschen drang an meine Ohren.
Meine Hoffnung kehrte sich im nächsten Augenblick genau ins Gegenteil um.
Nicht der Stein wurde aufgerissen oder zerstört, nein, eine andere Veränderung begann.
In meinem Gefängnis veränderten sich die Stellen, die von den Strahlen getroffen worden waren. Zwei Magien waren aufeinandergeprallt. Beide ungemein stark. Wie Säure und Lauge.
Bei diesen beiden so gegensätzlichen Chemikalien bilden sich Salze. Hier jedoch entstanden keine Salze im direkten Sinne, sondern lange, scharfe Kristalle, deren Wuchs nicht zu stoppen war.
Ich begriff schnell.
Durch meine Aktivitäten hatten sich die rasch wachsenden Kristalle gebildet. Und es war nur eine Frage der Zeit, wann sie das Innere des Steins vollends ausfüllten…
***
Niemand kann das Rad der Zeit zurückdrehen. Auch Kara konnte es nicht. Sie konnte zwar durch magische Einflüsse in die Vergangenheit hineingerissen werden, aber das war bei ihr momentan nicht der Fall. Sie befand sich nach wie vor in der Gegenwart, obwohl sie Vergangenheit erlebte. Eine Erinnerung aus der weit entfernten Vergangenheit. Die konnte ihr keiner nehmen. Kara erinnerte sich.
Trotz der Starre, in der sie lag, arbeiteten ihre Gedanken vorzüglich. Sie starrte dabei auf die Gestalt, die sich allmählich aus dem Wald löste und von einem blauen Lichtschein umgeben war.
Dieses türkisfarbene Schimmern huschte über den Boden. Es kroch an Bäumen, Sträuchern und Unterholz hoch, deckte alles ab und wurde größer, je näher die Gestalt kam. Sie schritt lautlos.
Es war kein Geräusch zu hören. Sie verbreitete eine Atmosphäre der Beklemmung und etwas von einem unheimlichen Erbe, das sie aus der Vergangenheit mit in die Gegenwart gebracht hatte.
Es traf Kara wie ein Blitzstrahl. Plötzlich wußte sie Bescheid, da war ihr klar, wer diese Gestalt war. Ein Dämon. Arkonada!
Ihr Herz raste plötzlich. Selbst ihr Vater Delios, der sich mit den Kräften Weißer und Schwarzer Magie auskannte, hatte vor Arkonada immer gewarnt. Und nicht nur das. Kara erinnerte sich, daß er auch seine Angst zugegeben hatte.
Nie hatte er diesen Dämon besiegen können, denn Arkonada war in Atlantis ein finsterer Magier gewesen, der seine Stärke auf andere übertragen konnte. Denn er besaß den magischen Stift! Eine gefürchtete Waffe. Nicht allein wegen seiner scharfen und äußerst spitzen Nadel - nein, dieses Werkzeug hatte die Kraft einer unheimlichen Welt, und es konnte, wenn Arkonada einmal die Tätowierungen bei Menschen vorgenommen hatte, diese Menschen verändern. Durch die Tätowierung wurden sie zu anderen Wesen, zu Robotern, zu Puppen, die von ihrem Meister gelenkt wurden. Das war in der Vergangenheit so gewesen, und es hatte sich in der Gegenwart sicherlich nicht geändert. Mit jedem lautlosen Schritt, der Arkonada näher an Kara
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