0265 - Des Satans Tätowierer
Ausläufern bis an dieses Gebäude, so daß dieses Hausdach wie eine düstere Insel wirkte.
Zack Ival kroch weiter. Er selbst verursachte kaum ein Geräusch, dafür der Plastiksack mit der Beute, als er über das Dach schleifte. Der Bankräuber beobachtete die Gestalt mit dem nackten Oberkörper aus den Augenwinkeln. Noch immer stand sie auf dem Fleck. Sie ähnelte tatsächlich dem Kerl, den Zack im Haus gesehen hatte. Vielleicht waren die beiden sogar identisch, obwohl er sich bei aller Liebe nicht vorstellen konnte, wie der Typ aus dem Zimmer auf das Dach gelangt sein sollte. Da hätte er schon an der Hauswand hochklettern müssen. Auch das traute Zack ihm mittlerweile zu. Wenn jemand schon Schläge mit einem Revolverlauf vertrug, war eigentlich nichts unmöglich.
Endlich riskierte es der Bankräuber und richtete sich auf. Es kostete ihn Nerven, die Bewegungen langsam durchzuführen und nichts zu überstürzen. Sehr vorsichtig ging er zu Werke, erhob sich und zog wieder seinen Revolver, den er vorhin weggesteckt hatte. Die Mündung richtete er auf den Mann.
Der andere drehte sich um.
Zack kümmerte sich nicht darum. Solange ihm der Kerl vom Hals blieb und nicht angriff, war ihm das egal. Der Gangster schlich rückwärts. Er hatte sich die Stelle mit der Feuerleiter ungefähr gemerkt. Dort würde er wieder nach unten klettern, und sämtliche Vorzeichen wiesen darauf hin, daß der Typ mit dem bloßen Oberkörper nichts dagegen hatte.
Zwei Schritte weit ließ er Zack kommen, als er die beiden Worte aussprach. »Bleib stehen!«
Zack Ival zuckte zusammen, als hätte er einen Schlag mit der Peitsche erhalten. Im ersten Augenblick wollte er einfach wegrennen. Leider war die Entfernung zum Dachrand zu groß, der andere hätte ihn sicherlich eingeholt. So gehorchte er.
Aber er hatte den Revolver. Darauf verließ er sich. Er würde schießen, wenn er keine andere Möglichkeit mehr sah. Das hatte er sich fest vorgenommen. Der Blick des Mannes brannte in Ivals Gesicht. Die Augen schienen zu Lanzen zu werden, die ihn durchbohren wollten.
Dann sprach der Mann. Seine Stimme klang kalt, ohne Gefühl, als er sagte: »Du hast keine Chance, überhaupt keine…«
Zack holte ein paarmal tief Atem. »Was willst du überhaupt?« flüsterte er. »Verdammt, laß mich in Ruhe!«
»Komm her!«
»Nein!«
Der andere lachte leise. Es war ein gefährliches Lachen, es durchdrang die Stille und hörte sich gespenstisch an. Zack Ival konnte nicht vermeiden, daß ihm eine Gänsehaut über den Rücken kroch. Er fühlte so etwas wie Angst vor der eigenen Courage, sein Mund bewegte sich, die Lippen hatte er zurückgezogen, und er mußte mit ansehen, wie sich der andere in seine Richtung wandte und in Bewegung setzte.
»Ich schieße, wenn du nicht stehenbleibst!«
Der Mann mit dem bloßen Oberkörper kümmerte sich nicht darum. Nichts hielt ihn auf. Ival war so konsterniert, daß er einen Schritt zurückging, auch noch einen nächsten, so daß die Distanz zwischen ihnen gleich groß blieb. Dann jedoch blieb er stehen und zielte mit seinem Revolver auf die breite, bloße Brust des anderen.
»Wenn du noch einen Schritt machst, schieße ich!« drohte er. Seine Stimme klang krächzend. Ein Beweis, daß er sich nicht sicher fühlte.
»Du kannst es versuchen!«
»Willst du sterben?«
»Versuch es!«
Der Kerl ist lebensmüde, dachte Zack. Aber war er das wirklich? Seine Stimme hatte so verdammt sicher geklungen, als würde ihm das alles nichts ausmachen. Zack wurde nervös.
Er schaute sich um, obwohl es nichts zu sehen gab. Es war einfach die Folge seiner überreizten Nerven. Okay, er hatte Banken ausgeraubt, aber einen Mord hatte er noch nicht auf dem Gewissen, das war ihm immer zu brisant gewesen.
Hier blieb ihm wohl nichts anderes übrig. Diesen Kerl mußte er mit einer Kugel erledigen. Zudem gab es weit und breit keine Zeugen. Wenn er den Typ erschossen hatte, konnte er verschwinden.
Eine letzte Warnung wollte er ihm noch zurufen. »Geh nicht mehr weiter!«
Der andere schüttelte nur den Kopf. Er tat genau das Gegenteil. Jetzt gab es für Zack Ival kein Halten mehr. Für einen Moment verzerrten sich seine Gesichtszüge, in den Augen flammte es auf, und er drückte ab. Die nächsten Sekunden erlebte er wie im Traum. Es war allerdings ein böser, unbegreiflicher Traum, und zwei Ereignisse liefen innerhalb von Sekundenbruchteilen zusammen.
Als Zack Ival abdrückte, veränderte sich die breite Brust des Kerls vor ihm. Auch bei diesem
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