0265 - Todesschwadron
war er an der Macht an sich nicht im geringsten interessiert.
Vielleicht hatte man ihm nur deshalb so weitreichende Vollmachten erteilt. Wenn er gewollt hätte, hätte er die Welt beherrschen können. Aber das interessierte ihn nicht. Es reichte ihm, wenn er das tun konnte, was er tun mußte, um für Frieden und Sicherheit zu arbeiten. Dabei hatte er seine Aufmerksamkeit in letzter Zeit mehr und mehr jenen Dingen gewidmet, auf die er durch seine Bekanntschaft mit Professor Zamorra gestoßen war. Und er erkannte, daß der eigentliche Feind nicht in Ost, West, Nord oder Süd saß, sondern - überall.
Der eigentliche Feind… die Schwarze Familie der Dämonen! Und allen voran ihr Fürst Asmodis. Aber das alles konnte er seinen Vorgesetzten im Ministerium nicht erzählen.
Sie würden ihn prompt als Sicherheitsrisiko einstufen und ihn von seinem Posten entfernen. Und sein Nachfolger würde erstens kaum in seinem Sinne arbeiten und zweitens kaum so gefestigt sein, den Versuchungen zu widerstehen, die die verfügbare Macht mit sich brachte.
Also mußte er ganz still für sich arbeiten.
Deshalb saß er auch jetzt noch lange nach Mitternacht in seinem Büro, studierte und verglich Berichte seiner Informanten aus aller Welt und wünschte sich, diese Beobachtungen in einem Computer speichern zu können. Aber das würde jenen Leuten, die sich selbst Realisten nannten, sauer aufstoßen.
Zwei Berichte vom CIA, einer aus England, von einem Mittelsmann im Scotland Yard, einer aus Deutschland, aus Frankreich…
»Da braut sich wieder mal etwas zusammen«, murmelte Odinsson und versuchte Vergleiche zu ziehen. Allen Fällen lag eine Gemeinsamkeit zugrunde: die absolute Sinnlosigkeit.
Und dann wunderte Odinsson sich, daß jemand an seine Tür klopfte.
Sein derzeitiger Adjutant trat ein, ein Captain, dem das Uniformtragen nicht abzugewöhnen war, während Odinsson nie anders als in Jeans und Rollkragenpullover gesichtet wurde. Ganz gleich, ob eisiger Frost oder glühende Hitze herrschte.
»Sie sind ja noch hier, Captain? Haben Sie nicht seit drei Stunden Feierabend?«
»Seit vier, Sir, bloß scheint heute gerade in Ihrem Hobby der Teufel los zu sein.«
Odinssons Hobby, das waren die Dämonen. Der Captain wedelte mit einem Bogen Papier und einem Fotoabzug hin und her. »Kam gerade wieder durch. Ganz frisch. Ein Campingplatz in Californien. Zwei Dutzend Tote. Die Bundespolizei kommt nicht weiter. Ein Opfer hat wohl noch ein Foto geschossen. Hier, Sir.«
Odinsson legte die Stirn in Falten. »Sagen Sie mal, Captain, können Sie auch noch anders als im Telegrammstil reden? Es ist zwar schon fast zwei, aber trotzdem…«
»Telegrammstil? Ich? Sir… dieser Fall dürfte geradezu phänomenal sein. Sie wollen sich einschalten, wie ich Sie kenne?«
Odinsson nahm das Foto entgegen.
»Sehr interessant«, murmelte er. »Ja. Ich kümmere mich darum.«
Das Foto zeigte eine Dämonenfratze. Sicher, es konnte gestellt sein, eine Maske darstellen. Aber es gab da winzige Kleinigkeiten, die Odinsson störten. Kleinigkeiten, die kaum jemals ein Maskenbildner beachtete. Der Colonel hatte einen Blick dafür.
»Die Bundespolizei möchte, daß…«
»Die Bundespolizei interessiert mich nicht. Da muß ein Spezialist her«, sagte Odinsson. »Machen Sie endlich Feierabend, Captain. Den Fernschreibdrucker kann ich auch noch selbst bedienen…«
»Aber…«
»Machen Sie Feierabend, sonst sind Sie morgen noch nicht wieder fit… sorry, heute. Kinder, die Tage sind mindestens fünfzig Stunden zu kurz…«
Dann starrte er wieder das Foto an. Das war ein Dämon, dessen war er völlig sicher. Und die anderen Fälle… sicherheitshalber las er noch die dem Foto beiliegende Beschreibung.
Dann griff er zum Telefon. Er überlegte kurz. In Frankreich mußte es jetzt kurz vor Mittag sein. Odinsson drückte auf eine Taste.
»Vermittlung. Geben Sie mir bitte Frankreich. Château Montagne, Professor Zamorra.«
***
»Ich komme damit nicht zurecht«, sagte Zamorra. »Mal verweigert es den Dienst, mal wird es aktiv. Aber ich komme nicht dahinter, welcher Rhythmus dieses Verweigern bestimmt.«
Er hielt das Amulett hoch, diese handtellergroße Silberscheibe mit den geheimnisvollen Zeichen darauf. Nicole lehnte Sich leicht an ihn. Zamorra erhob sich. »Kalt ist es geworden. Ich brauche was zum Aufwärmen. So zwei bis zehn Liter glühendheißen Kaffees oder so.«
»Warum treibst du dich auch hier draußen in der Kälte herum?« tadelte Nicole ein wenig.
»Weil
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