0265 - Todesschwadron
ich nicht wußte, ob mir das Amulett nicht einen bösen Streich spielen würde. Und dann wollte ich das Château oder bestimmte mir nahestehende Personen nicht mit schädigen.« Er hängte sich die Silberscheibe mit dem Kettchen um den Hals. »Ich kann es einsetzen«, sagte er, »ich glaube, daß es mich selbst nicht wieder angreifen wird, aber es funktioniert nicht immer. Sicher, das hier im Park waren nur ›Trockenproben‹ mit harmlosen Dingen wie dem Schwebenlassen von Kieselsteinen oder dem Hypnotisieren von Vögeln. Aber ich fürchte, bei ernsthafteren Dingen wird es auch nicht anders sein.«
»Und wenn du«, schlug Nicole vor, »wieder den Ju-Ju-Stab hinzunimmst?«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Es sind zwei verschiedene Arten der Magie, und sie vertragen sich nicht so recht miteinander. Nur dadurch konnte ich in Afrika das Amulett ja zwingen, mir zu gehorchen… weil ich einen Widerstand zerbrechen mußte. Aber jetzt gibt es diesen Widerstand ja nicht. Es könnte mehr zerstört werden, als ich aufbauen kann.«
»Schade«, sagte Nicole. »Hör mal, vergißt du bei dem ganzen Experimentieren nicht völlig, daß du mich heute noch nicht geküßt hast? Außerdem war da vorhin ein Anruf aus London, der…«
Zamorra küßte sie ausgiebig. Dann holte er tief Luft. »Was für ein Anruf?«
Nicole kam nicht zur Antwort. Raffael Bois mischte sich ein. Er stand an einer der großen Freitreppen, die an der Rückseite des Wohntraktes in den Park führten, und rief und winkte heftig. »Monsieur Zamorra, Telefon…«
»Heute ist die Telefonitis ausgebrochen«, sagte Nicole. »Wir sollten das Ding abmelden.«
»Wer ist dran?« schrie Zamorra.
»Ferngespräch aus USA«, rief Raffael ihm zu. »Colonel Odinsson…«
»Oh, nein«, murmelte Nicole entsagungsvoll. »Das ist gemein. Wir wollten Urlaub machen.«
Zamorra rannte schon los. Er ahnte Böses. Wenn Odinsson anrief, dann waren das in den seltensten Fällen gute Nachrichten. Zamorra ahnte, daß die kurze Zeit der Ruhe bereits wieder vorbei war.
Nicole, die noch mehr ahnte, folgte ihm etwas langsamer.
***
»Zamorra, du mußt uns ein wenig unter die Arme greifen«, sagte Odinsson und rasselte die einzelnen Fälle herunter, deren Unterlagen innerhalb kürzester Zeit auf seinen Schreibtisch gewandert waren. Zamorra schaltete den Telefonverstärker ein, so daß Nicole mithören und sich notfalls in das Gespräch einschalten konnte. »Das stinkt förmlich nach Gemeinsamkeiten«, schloß der Colonel. »Eine bodenlose Schweinerei rollt auf uns zu. Ich wette meinen Pullover, daß die Fälle miteinander Zusammenhängen.«
Zamorra nickte. Wenn Odinsson eine solche Wette wagte, dann war er hundertprozentig sicher. Und doch… welchen Sinn hatten diese dämonischen Aktionen?
»Jemanden aus der Reserve zu locken, jede Wette«, knurrte Odinsson. »Da ist dir einer dicht auf den Hacken, Zamorra! Dein spezieller Freund Leonardo vielleicht. Er wartet darauf, daß du eingreifst. Du mußt auch kommen, aber sei vorsichtig.«
»Ich muß gar nichts«, brummte Zamorra. »Nicole und ich wollen Urlaub machen.«
»Verschieben«, grollte Odinsson. »Das hier ist wichtiger. Weißt du, warum? Solange du dich nicht zeigst, passiert immer mehr! Menschen sind gestorben, ist dir das klar?«
»Du verlangst also, daß ich einfach in die Falle gehe, die auf mich wartet.«
Odinsson lachte rauh. »Eine Falle, die man als Falle erkennt, ist keine mehr«, sagte er. »Mach dich auf. Du bekommst jede Unterstützung, die du brauchst, aber das ist eine Sache, die eben nur dich angeht. Alles deutet darauf hin.«
»Mag sein«, sagte Zamorra düster. »In Ordnung, Balder. Ich werde mich darum kümmern.«
»Bis dann«, knurrte der Colonel und unterbrach die Verbindung. Trotz Zamorras Zusage war er nicht erleichtert. Denn das Spiel, das Zamorra machen mußte, war höchst gefährlich.
Vielleicht war die Falle noch undurchschaubarer, als sie alle glaubten. Dennoch konnte er selbst nicht viel tun. Zamorra allein besaß die Mittel, gegen die Dämonen vorzugehen.
Auf der anderen Seite der Erde, in Frankreich, nickte Zamorra Nicole schulterzuckend zu. »Okay, packen wir also die Koffer.«
»Und wo fangen wir an?« fragte sie. »Das ist doch alles über die ganze Welt verstreut. Und…«
»Wir fangen dort an, wo es keiner von ihnen erwartet - in Caermardhin. Merlin wird uns helfen müssen.«
Nicole pfiff durch die Zähne. »Nicht schlecht«, sagte sie. »Dann haben wir ein wenig Sicherheit
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