0265 - Todesschwadron
letzte Chance. Er bockte wie ein Pferd beim Rodeo, schleuderte den schweren Dämonenkörper hoch, als dessen Hände von seinem Kopf abglitten. Gleichzeitig rollte er sich zur Seite. Noch einmal schlug Nicole zu.
Der Dämon brüllte. Seine Fingernägel wuchsen jäh, verlängerten sich unfaßbar und zuckten auf Nicole zu, während Zamorra sich leicht krümmte und mit beiden Füßen zutrat. Er schleuderte den Dämon zurück, konnte aber nicht mehr verhindern, daß der seine Klauen Nicole erreichen ließ. Etwas riß ratschend. Nicole schrie auf. Es ging Zamorra durch Mark und Bein. Er schnellte sich hoch, warf sich gegen Primus und hieb mit dem Amulett zu, das immer noch nicht reagierte. Primus jaulte. Seine Fingernägel wurden wieder kürzer. Aber der Wolfsschädel schnappte jetzt zu, verbiß sich in Zamorras Arm.
Mit der anderen Handkante schlug der Meister des Übersinnlichen zu und bekam wieder Luft. Als der Wolfsköpfige erneut zubeißen wollte, schob er ihm das Amulett in den Rachen.
Reihenweise knackten die scharfen, gefährlichen Zähne ab, als sie die Silberscheibe berührten. Der Dämon jaulte.
Zamorra schüttelte sich. Nicht einer der Dämonen der Todesschwadron kämpfte halbwegs typisch! Alle schienen es nur auf körperliche Auseinandersetzungen ankommen zu lassen. Glaubten diese Ungeheuer, Zamorra dadurch einfacher erledigen zu können als mit Magie?
Er wußte, daß er sofort nachsetzen mußte, warf sich auf Primus und spürte, wie dessen Klauen den Stoff seines Anzugs zerfetzten. Primus versuchte das Amulett auszuspucken, aber das ging nicht so einfach. Zamorra stieß es noch tiefer in seinen Rachen hinein. Primus heulte schauerlich. Plötzlich schlugen Flammen aus dem Wolfsrachen hervor.
Das silbrige Material, aus dem das Amulett bestand, reichte aus, den Dämon zu verletzten, zu zerstören. Er begann zu zucken und zu zerfallen. Flammen und Funken tanzten über seinen Körper.
Wenig später war es vorbei. Zamorra nahm das Amulett vom Boden auf. Es war kühl wie immer. Gerade so, als sei nichts geschehen. Bedächtig hängte er es sich wieder um. Dann sah er sich besorgt nach Nicole um.
Sie erhob sich gerade und klopfte sich Staub von der Kleidung, die jetzt ziemlich zerfetzt aussah und atemberaubende Einblicke freiließ. Zamorra grinste vergnügt, bis Nicole auf ihn zeigte und sagte: »Salonfähig siehst du ja nicht gerade aus.«
Sein Anzug sah nicht viel besser aus, und da, wo der Wolf zugebissen hatte, blutete die Wunde. Aber sie schmerzte nicht.
»Bist du verletzt?« fragte Zamorra.
Nicole schüttelte den Kopf. »Ich bin unverwüstlich, das weißt du doch.« Sie riß entschlossen einen breiten Streifen von Zamorras Anzugjacke und begann seine Armwunde zu säubern und zu verbinden. »He, hättest du nicht einen Streifen von deinen Klamotten abrupfen können?« protestierte er. »Das hätte doch weitaus malerischer ausgesehen.«
Ein paar Menschen erschienen in den nächstliegenden Haustüren. Sie hatten den Kampf wohl von den Fenstern aus beobachtet und fragten jetzt an, ob sie Polizei und Krankenwagen benachrichtigen sollten.
»Erstaunlich rasch, diese Hilfsbereitschaft, findest du nicht auch, Schatz?« fragte Nicole etwas spöttisch. »Wenn die Leute immer so schnell reagieren, wundert mich gar nicht mehr, daß die Menschheit ausstirbt.«
Zamorra winkte ab. »Wir versuchen Gryf oder Teri zu rufen, daß man uns abholt. Ich möchte nicht unbedingt stundenlang verhört werden und tausend Formulare ausfüllen, weil einer von diesen Heinis jetzt doch die Polizei ruft… Das gibt nur Scherereien. Komm…« Er legte den Arm um Nicoles Schulter.
Und er sandte einen gedanklichen Ruf nach den beiden Druiden aus.
Aber Gryf kam nicht, und auch nicht Teri. Statt dessen tauchte ein anderer auf.
Der Fürst der Finsternis!
***
Er war einfach da, stand plötzlich mitten auf der Straße. Offenbar konnte er sich ähnlich schnell fortbewegen wie die Druiden mit ihrem zeitlosen Springen. Oder er wechselte zwischen den Dimensionen hin und her. Zamorra nahm letzteres an, weil der zeitlose Sprung eigentlich nur eine Spezialität der Sildermond-Druiden war.
»Schau«, flüsterte Nicole erschrocken.
»Zamorra«, rief der Fürst der Finsternis.
Der Parapsychologe schüttelte den Kopf. »Es hat ja lange gedauert, bis du dich hervorgetraut hast. Hast du keine Vasallen mehr, die die Dreckarbeit für dich erledigen? Warum schickst du nicht Leonardo?«
»Beschwör das bloß nicht herauf«, flüsterte
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