Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0266 - Der Flammengürtel

0266 - Der Flammengürtel

Titel: 0266 - Der Flammengürtel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
verschiedenen Tempelgebäuden uns erholen, müßte es gelingen, zum Aventin durchzukommen. Der ist von den Flammen weitgehend verschont worden. Dort finden wir ganz gewiß Leute, die uns helfen. Jede Sekunde, die wir hier länger verweilen, kostet unnötige Kräfte. Vorwärts jetzt! Unter den Arkaden am Theater des Marcellus sind wir vorläufig in Sicherheit…!«
    ***
    Einige Stunden vorher.
    Niemand nahm die drei Frauen wahr, die in den Nachtstunden vor den Südeingängen des Circus Maximus Halt machten. Die Frau in der Mitte, in graue Lumpen gekleidet, wurde von zwei Mädchen getragen.
    Seit Messalina, die verworfene Kaiserin, ihr auf der Folter den Leib zerstören ließ, konnte sich Locusta nur noch mühsam an Krücken bewegen. Stratonice und Cleophelia, ihre beiden Schülerinnen, trugen die Gifthexe auf weiten Wegen.
    In den Augen der Locusta loderte fürchterlicher Grimm. Das geisterbleiche Licht des Mondes verzerrte ihr Gesicht wie das einer rachedürstenden Furie.
    »In dieser Nacht, meine getreuen Dienerinnen, seht ihr das größte Geheimnis, das ich hüte. Ihr sollt erkennen, wie der Gürtel aus den alten Tagen zu neuem Leben erwacht. Der Flammengürtel der Hexen von Boroque! Mit ihm strafe ich diesen Kaiser, der mich um den versprochenen Lohn betrog. Nero soll in die Flammen seiner Hauptstadt blicken.«
    »Aber Herrin!« entfuhr es Cleophelia. »Was tat dir der göttliche Cäsar? Zahlte er dir nicht viel Gold für das Gift, das du ihm liefertest, als er Britannicus aus dem Wege räumte. Und auch das Gift für seine Mutter Agrippina…!«
    »Als Britannicus starb, sagte er, Agrippina sei das Hindernis, daß er sein Versprechen nicht einlösen konnte. Doch Agrippina war selbst in den Künsten der Giftmischerei wohl bewandert und nahm täglich eine Dosis Gift zu sich, daß sie selbst gegen meine Tränke immun wurde. Darum wurde sie auf andere Art getötet. Doch wisset, daß mir Kaiser Nero versprach, mich für die Lieferung des Giftes zur rechtmäßigen Gemahlin zu erklären. Asmodis, der Fürst der Finsternis, versprach mir den Thron des Imperiums. Doch er hielt sein Versprechen nicht. Daher entschloß ich mich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Doch Nero hielt sein Wort nicht. Statt meiner sitzt nun Poppäa Sabina an seiner Seite. Gegen einen Dämon kann ich mich nicht rächen. Asmodis sei verflucht – doch ich kann ihn nicht strafen. Aber Nero – dem nehme ich das, woran er am meisten hängt. Rom – die Hauptstadt seines Reiches. Sie soll brennen … brennen !«
    Schrill hallte die Stimme des Weibes durch die nächtlichen Gassen. Locusta riß mit beiden Händen ihr graues Gewand auseinander. Über ihre Lippen flossen Worte, die dem Gedächtnis der Menschen entschwunden sind.
    Erstaunt sahen Stratonice und Cleophelia, daß der breite, graue Gürtel mit den seltsamen Schriftzeichen sich langsam rot färbte. Je glutroter die Substanz wurde, um so mehr schien sie zu fließen.
    »Das Feuer des Vulcanus!« hauchte Stratonice scheu. »Wie es in den Schlünden des Ätna und des Vesuv kocht…!«
    Immer grellroter wurde die Substanz des Flammengürtels. Pulsierendes Leben raste darin. Leben, das nur ein Ziel hatte …
    Tod und Zerstörung!
    »Vollende die Rache der letzten Erbin von Boroque!« kreischte die Stimme der Locusta. »Ich weihe der Macht des Flammengürtels von Ehycalia-che-yina diese Stadt. Vernichte…! «
    Die weiteren Worte der Hexe wurden in einem fürchterlichen Zischen erstickt. Cleophelia stieß einen gellenden Schrei aus als sie sah, daß eine Feuerschlange aus dem Zentrum des Flammengürtels hervorbrach und auf den Circus Maximus zuraste.
    »Herrin. Die Rennbahn ist aus Holz!« rief sie voll Angst.
    » Brennen … Brennen … die ganze Stadt soll brennen! « heulte die Locusta, während der Geifer aus ihren Mundwinkeln floß. Wie eine Zunge leckte die Substanz des Flammengürtels an der Außenwand des Circus Maximus empor. Wenige Atemzüge später brannte ein Großteil der reichverzierten Fassade. Die Feuerschlange glitt zurück in den Gürtel, der übergangslos seine Röte verlor. Als die Flammen die oberste Balustrade des Circus erreichten, war der Gürtel wieder grau geworden.
    »Tragt mich zurück, getreue Dienerinnen!« befahl Locusta. »Wir müssen uns eilen und in die Sicherheit unserer Höhle zurückkehren, damit wir nicht selbst zu Schaden kommen. Niemand wird dieses Zauberfeuer löschen können, bis sich die entfesselten Gewalten selbst ausgerast haben. Dies ist die

Weitere Kostenlose Bücher