0267 - Der Hexenwürger von Blackmoor
sie etwas unternehmen, denn in der Nähe sah sie einen Behälter mit dunklem Öl.
Sie lachte girrend auf, rollte ihn bis dicht an die Tür und kippte ihn dort um.
Das Öl lief aus. Sie hatte den Behälter so gedreht, daß die dicke, brennbare Flüssigkeit sich in Richtung Brandherd bewegte.
Im Turmzimmer brannte fast alles. Das Bett, die spanische Wand, der Schrank und natürlich die in ihm hängenden Kleidungsstücke. Gerade sie gaben den Flammen die nötige Nahrung.
Und nun noch das Öl.
Von der Hitze dampfte es bereits. Wikka ließ sich noch ein wenig Zeit. Sie sah, wie es die Stufen der Treppe hinunterfloß, und ihre Augen leuchteten noch stärker.
Dieses verdammte Schloß würde und sollte brennen. Dafür wollte sie sorgen.
Dann rannte sie los.
Mit geschmeidigen Bewegungen nahm sie die ersten Treppenabsätze, auf denen ihr niemand begegnete. So konnte sie ohne Schwierigkeiten weiterlaufen.
Unendlich lang erschien ihr die Treppe. Und während sie lief, dachte sie auch an Jane Collins.
Lebte sie noch?
Wikka wollte es wissen, blieb stehen und konzentrierte ihre Kräfte auf die ehemalige Detektivin.
Ja, Jane war nicht vernichtet. Aber man hatte sie verschleppt. Jane steckte im Folterkeller der Burg.
Ein Schrei drang aus Wikkas Kehle. Ihre Wut kannte keine Grenzen mehr. Sie dachte an das Feuer über sich, schaute hoch zu den düsteren Wolken, sah und roch den widerlichen Qualm, deren schwarze Wolken allmählich nach unten trieben.
Jane in Gefahr!
Wikka fühlte die Solidarität mit ihrer Schülerin, und sie wollte sie aus dem Folterkeller holen.
Da hörte sie die Schreie.
Das Feuer war entdeckt worden. Irgendwo im Schloß schlugen Türen. Sie hörte Schritte auf dem nächsten Treppenabsatz, und sie baute sich an der obersten Stufe auf.
Drei Männer rannten hoch. Sie waren bewaffnet, und sie liefen in Wikkas Falle.
Das Aussehen hatte ihr der Hexenstein genommen, nicht aber die magische Kraft.
Und die spielte sie aus.
Wikka liebte das Feuer. Sie beherrschte es sogar und konnte es auch produzieren. Das wurde den drei Männern in den nächsten Sekunden drastisch vorgeführt.
Plötzlich wurde aus der Hexe ein flammender Komet, der auf sie zuraste, zwischen sie fuhr und sie im Nu in Brand steckte.
Wikkas Rache war fürchterlich.
Die Männer rollten die Treppenstufen hinab, während ihre Schreie Musik in den Ohren der Oberhexe waren. Sie war durch nichts mehr aufzuhalten. Huschte weiter nach unten. Durch Bannsprüche zauberte sie in der Luft stehenbleibende Feuerspiralen, die diejenigen erfaßten, die sich ihnen in den Weg stellten und auch weitere Teile des Schlosses in Brand setzten. Wie ein feuriger Irrwisch brannte der Holzboden an einigen Stellen, und wenig später flogen erste, brennende Möbelstücke durch die Luft.
Die schwarz gefärbte Wikka war in ihrem Element. In diesen Augenblicken bewies sie, welche Kräfte in ihr steckten.
Im Schloß gab es eine Panik.
Die Bewohner waren aufgescheucht worden, versuchten, das Feuer zu löschen, aber das schafften sie nicht. Die Flammen hatten sich schon zu weit ausgebreitet.
Für Wikka war der Keller wichtig.
In Windeseile gelangte sie in die Tiefe. Manchmal berührte sie die Stufen nicht, dann flog sie, eingehüllt in einen rotgrünen Feuermantel, dicht über sie hinweg und landete schließlich in den Gewölben.
Dort ermordete sie zwei Wächter auf schreckliche Art und Weise und verschaffte sich freien Weg.
Sie hörte das Wimmern der gefangenen Hexen in den Verliesen der Gänge. Darum kümmerte sie sich nicht.
Sie wollte Jane.
Und sie hörte den Schrei.
Gellend, grauenhaft. Trotz der dicken Mauern zu vernehmen. Er war hinter der großen Tür aufgeklungen, die sich vor Wikka befand.
Die Tür war nicht verriegelt. Zu sicher fühlten sich die Folterknechte.
Wikka riß sie auf.
Einen Lidschlag später stand sie in der Folterkammer!
ENDE des ersten Teils
[1] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 029 »Geheimbund der Vampire«
[2] Siehe John Sinclair Nr. 100 »Die Drohung«
[3] Siehe John Sinclair Nr. 241 »Der Pesthügel von Shanghai«
[4] Siehe John Sinclair Nr. 235 »Hexenabend mit Jane Collins«
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