0267 - Die Taximörder von New York
Gangster so gesehen hätte, wäre nie auf den Gedanken gekommen, daß sie ein paar Stunden später einen, wenn nicht gar zwei Patrolmen überfallen würden.
***
Der Cop an der Treppe riß seine Automatic hoch und drückte ab. Die Kugel pfiff an meinem Kopf vorbei und schlug in die Wand. Ich sah den Cop die Treppe hinunterstürmen und rannte ihm nach. Hinter mir hörte ich Phils hastige Atemzüge. Als ich am Fuß der Treppe ankam, zwängte sich der Cop gerade durch die Eingangstür.
Der Portier war hinter der Rezeption in Deckung gegangen. Draußen wurde erneut geschossen. Wir sausten durch die Tür und stolperten über einen Cop, der auf dem Trottoir lag und sich den Schenkel hielt. Es war einer der beiden, die hier Wache halten sollten. Der andere hockte hinter einem parkenden Auto und schoß hinter dem fliehenden Mann her, der in Richtung Broadway lief.
Ich jagte'ihm nach. Als er die Ecke fast erreicht hatte, schoß ich auf ihn.
Er brach zusammen, war aber nur verwundet und versuchte, sich wieder aufzurichten.
Phil sah den blauen Mercury zuerst. Er kam von der Dey Street her den Broadway entlang. Der Motor jaulte auf. Als die Seitenfenster zersplitterten, warfen wir uns hinter einen parkenden Chevi. Dann ging der Zauber los. Eine Tommy Gun streute ihr tödliches Blei über den Asphalt. Ich hörte einen Schrei und hob den Kopf.
Durch die Scheiben sah ich ein hakennasiges Gesicht über dem Lauf der Tommy Gun. Liz Alongis Mörder wurde von den Einschlägen förmlich durchgeschüttelt. Wir waren an die Deckung gebunden, denn bei dem Feuerzauber konnten wir unmöglich die Nase ’rausstecken.
So schnell, wie er begonnen hatte, war der Spuk auch wieder vorbei.
Ich lief in die nächste Bar und verständigte die Zentrale. Schnell gab ich eine Beschreibung des Mercury durch. Dann kehrte ich zu Phil zurück. Er kniete bei dem falschen Cop.
»Er lebt nicht mehr, Jerry.«
Als Doc Johnson nach einer halben Stunde erschien, stellte er dreiundzwanzig Einschläge fest. Wir sorgten dafür, daß der Tote und Liz Alongi in das Leichenschauhaus kamen, und gingen dann zu meinem Wagen zurück.
***
Die Schritte der beiden Patrolmen hallten durch die Stille der Nacht. Mit auf dem Rücken verschränkten Armen gingen sie langsam durch die 37. Straße, immer an der Mauer des Friedhofes entlang. Sie gehörten beide zum Polizeirevier Minna Street.
Leon Flake war zweiundvierzig Jahre alt, verheiratet und Vater von dre,i Kindern. Seit fünfzehn Jahren versah er seinen Dienst im Abschnitt der Minna Station zur vollsten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten. Es war ein ruhiger Bezirk, in dem sich kaum nennenswerte Dinge ereigneten. Vor allem die Runde um den Greenwood Cemetery verlief stets besonders ruhig. Die Toten schliefen ihren ewigen Schlaf, und das Geländer der Porzellanfabrik lag öde und verlassen. Erst am Morgen, wenn die Arbeiter durch das Tor strömten, erwachte sie zu neuem Leben.
Der Beamte, der neben Leon Flake ging, war erst zweiundzwanzig Jahre. Pat Hubner wurde erst seit acht Tagen auf der Nachtstreife eingesetzt. Er ging gern mit Leon zusammen, der ihm immer wieder neue Tips gab und ihn allem Anschein nach ins Herz geschlossen hatte. Er fühlte sich zu dem biederen Beamten hingezogen.
»Was macht deine Milly, Pat?« fragte Leon jetzt.
Pat spürte, wie er rot wurde, und war froh, daß Leon es in der Dunkelheit nicht sehen konnte.
»Oh, es geht ihr gut, Leon. Sie bekommt jetzt achtzig Cent mehr die Stunde. Wir wollen uns in drei Wochen verloben und nach meiner ersten Beförderung heiraten.«
Leon nickte. »Das ist gut, Pat. Du glaubst gar nicht, wie schön es ist, eine Familie zu haben. Deinen Militärdienst hast du ja zum Glück schon hinter dir, was kann dir also noch passieren?«
»Mein Schwager wird wohl im nächsten Jahr nach Elmira ziehen«, erzählte Pat. »Seine Firma eröffnet dort eine neue Filiale, und Pete soll das dortige Lager übernehmen. Dann könnten wir seine Wohnung bekommen. Er hat drei hübsche Zimmer in der Tehama Street. Dann ist es für mich nur noch ein Katzensprung bis zur Station.«
In diesem Augenblick packte Leon seinen Arm.
»Still, Pat! Da hat es aber einer eilig.«
Sie blieben stehen, und nun hörte auch Pat Hubner die Schritte eines rennenden Menschen. Das Geräusch kam vom Ende der 37. Straße, wo die Friedhofsmauer einen Knick machte. Plötzlich bog ein Mann um die Ecke und kam auf die beiden Roundmen zu.
»Gott sei Dank, Officer«, wandte er sich an Leon Flake. »Helfen Sie
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