0267 - Die Taximörder von New York
in Richmond gebraucht. Zeugen gab es nicht, denn um diese Zeit ging kein Mensch mehr auf einer derart einsamen Straße spazieren.
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Am Mittwoch ließ ich noch einmal sämtliche Zeugen aufmarschieren. Wir hatten drei Porträtzeichner zu uns gebeten, die in mehrstündiger Arbeit die Konterfeis der Gangster zü Papier brachten, die genau gesehen worden waren. Es war eine mühselige Arbeit, denn die einzelnen Zeugen erinnerten sich immer wieder an neue Einzelheiten. Dabei mußten wir damit rechnen, daß sich der Eindruck im Laufe der Zeit wieder verwischt hatte. Immerhin bekamen wir drei halbwegs brauchbare Zeichnungen.
Es handelte sich um den Mörder des ersten Drivers, der uns als rothaarig, mit niedriger Stirn und breitem, eckigem Gesicht beschrieben wurde.
Auch der zweite Taxi-Mörder war nach Meinung der Zeugen erkennbar. Man hatte ihn als blond beschrieben, mit rundem, vollem Gesicht.
Der Mörder aus dem Central Park, Fall drei, konnte nicht nachgezeichnet werden, da Belinda Le Roy und Richard Horning ihn in der Dunkelheit nicht genau erkennen konnten. Die Bezeichnung hager genügte leider nicht.
Der vierte Mörder, Sid Elliott, war uns ja bekannt. Von ihm würden wir ein Foto bringen. Es folgte das gelungene Konterfei seines Mörders, der mir das Knallei in den Paternoster geworfen hatte. Spitzes Gesicht, Hakennase und stechender Blick, daraus ließ sich etwas machen.
Mrs. Emerson, die von ihm in ihrer Wohnung niedergeschlagen worden war, erschrak bei dem Anblick der Skizze und beteuerte immer wieder, genauso habe der Mann ausgesehen. Ich konnte ihr Urteil nur bestätigen.
Der Mörder aus Richmond konnte nicht beschrieben werden, da Mr. Wint, der Fahrer des schwarzen Packard, nur seine Bekleidung hatte erkennen können. Blieb nur noch Fall Nummer sechs, am Woodlawn-Friedhof, wo es keine Zeugen gab.
Unter der Überschrift: »Wer kennt diese Männer?«, wurden die drei Zeichnungen sowie das Foto von Sid Elliott in allen Zeitungen der Vereinigten Staaten veröffentlicht. Es war eine der üblichen Routinemaßnahmen, deren Erfolg sehr unterschiedlich ist.
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Am Donnerstag waren wir abends etwas länger im Büro geblieben und beschäftigten uns noch mit dem Aktenmaterial. Gegen einundzwanzig Uhr legte die Telefonzentrale ein Gespräch in unser Office. Ich hörte eine sympathische Frauenstimme. Allerdings konnte man es kaum als Sprechen bezeichnen, vielmehr hauchte das Girl in die Sprechmuschel.
»Hallo? Bearbeiten Sie die Taxi-Morde?«
»Ja, Miß! Mit wem spreche ich bitte?«
»Ich bin Liz Alongi. Vor einigen Tagen bin ich mit einem Bekannten nach New York gekommen. Nun las ich in der Zeitung, daß man ihn umgebracht hat. Ich wollte schon früher anrufen, traute mich aber nicht. Seit gestern habe ich jedoch das Gefühl, daß man mich dauernd beobachtet. Ich kann die Pension keinen Augenblick verlassen, ohne immer wieder auf einen Mann zu stoßen, der mir irgendwie bekannt vorkommt. Ich glaube, er gehört zu Sids Freunden.«
»Moment einmal, Miß Alongi«, unterbrach ich sie. »Sind Sie Elliotts Freundin aus Topeka?«
»Ja, Sir! Ich hätte Sie gern einmal gesprochen, aber der Mann steht schön wieder gegenüber der Pension und beobachtet mein Fenster.«
»Hören Sie, Miß Alongi. Rühren Sie sich nicht aus dem Zimmer und lassen Sie auch niemand hinein. Wir kommen sofort zu Ihnen. Wo wohnen Sie?«
»In der Pension Elaine, Maiden Lane 11, Manhattan.«
»Beschreiben Sie mir schnell den Mann, der Sie beobachtet.«
»Er ist nicht besonders groß und hat eine Hakennase, Sir. Er trägt einen grauen Hut und einen hellen Mantel. Beeilen Sie sich bitte, ich habe entsetzliche Angst.«
»Keine Sorge, Miß Alongi. Wir fahren sofort los.«
Ich legte auf und sah Phil an. »Elliotts Freundin wird beobachtet. Es ist der Kerl mit der Hakennase. Vielleicht können wir ihn schnappen.«
Ich telefonierte mit dem zuständigen Polizeirevier und beorderte zwei Cops zu der Pension, um den Burschen nicht entkommen zu lassen. Dann fuhren wir los. Auf dem Roosevelt Drive konnte ich wieder richtig aufdrehen.
»Elliott hat seine Freundin ja dicht bei sich untergebracht«, sagte ich zu Phil. »Vielleicht hat sie einiges von ihm erfahren. Sie sprach von seinen Freunden. Also muß sie doch schon jemand aus Sids Bekanntenkreis zu Gesicht bekommen haben. Das könnte uns weiterbringen. Wir müssen von ihr erfahren, mit wem Elliott sich hier getroffen hat und vor allem, wo.«
Phil nickte. »Gehen wir von der Theorie aus, daß der
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