0267 - Rückkehr in die Gegenwart
war hier gefangen, während Rakal sich in Freiheit befand.
Tronar besaß keine Möglichkeit abzuschätzen, wieviel er verraten hatte. Die wirren Schreie, die er ausgestoßen hatte, als die schuppigen Bestien ihn zu verschlingen drohten, waren ebenso Halluzinationen wie die Tiere selbst. Er hatte in Wirklichkeit gesprochen, aber ganz andere Dinge als die, an die er sich erinnerte. Er war sicher, daß Korpel sich nicht mit Halbheiten abgab. Wenn er sich jetzt so auffällig viel Zeit ließ, um sein Opfer auszulachen, dann bedeutete das, daß er alles bekommen hatte was er wollte.
Er wußte also auch, daß er mit Rakal verabredet hatte, ein kurzes Mikrokomsignal zu senden, sobald er Frasburs Versteck gefunden hatte. Der Mikrokom war ihm zusammen mit den übrigen Geräten abgenommen worden. Es war sehr einfach sich vorzustellen, was Korpel als nächstes im Sinn hatte. Er würde das Signal geben, nachdem die nötigen Vorbereitungen getroffen waren. Rakal würde sich in einer Falle fangen, die ebenso wirksam war wie die, die Tronar unschädlich gemacht hatte.
Korpel beruhigte sich allmählich. Schließlich brachte er nur noch ein paar keuchende Laute hervor. Er trat auf die Liege zu. Der Lachanfall schien ihn erschöpft zu haben. Eine dicke Schicht Schweiß stand ihm auf der Stirn.
„Das war köstlich, Terraner", sagte er. „Wir werden noch viel Spaß miteinander haben."
Tronar starrte geradeaus vor sich hin und antwortete nicht. Er hatte Rakal verraten, und es gab keine Möglichkeit, seinen Verrat wiedergutzumachen. Korpel wußte alles. Er brauchte nur das Signal zu geben, und Rakal war ebenso verloren wie er.
*
Die Vorbereitungen nahmen Rakal so völlig in Anspruch, daß er nicht wahrnahm, was um ihn herum vorging. Es gab eine Menge zu tun, und er durfte keine Sekunde verlieren. Jeden Augenblick konnte das Signal eintreffen, auf das er wartete.
Unter dem Mantel der Unsichtbarkeit hatte er von einem kleinen Schutthaufen am Rande des Landefeldes, auf den die Lemurer ihre unbrauchbaren Geräte zu werfen pflegten, eine mannshohe Metallstange besorgt. Sie war dünn, kaum einen Daumen dick, und von Rost so zerfressen, daß ihre Farbe sich unauffällig in die graue Umgebung des weiten Feldes fügte. Weit draußen, mehr als zwei Kilometer von den nächsten Gebäuden entfernt, brannte er mit dem Blaster ein winziges Loch in den Gußbelag des Landefelds und stieß die Stange hinein. Dann entfernte er sich etwa einen halben Kilometer, wobei er sich sorgfältig bemühte, die Stange nicht aus den Augen zu verlieren.
Von seinem neuen Standort aus peilte er sie an. Er schaltete den Mikrokom auf geringste Sendeleistung, fädelte sich in den scharf gebündelten Hyperwellenstrahl ein - und materialisierte unmittelbar neben der Stange. Seine provisorische Antenne funktionierte. Von dem Augenblick, in dem er sich in die Hyperwelle einfädelte, bis zu dem, in dem er dicht neben der Stange wieder klar genug sehen konnte, um auf die Uhr zu schauen, waren anderthalb Sekunden vergangen. Dies war eine wichtige Feststellung. Sie besagte, daß noch längst nicht alle Hoffnung verloren war.
Er besaß nun einen verläßlichen Fixpunkt, und er wußte, daß er ihn in kürzester Zeit erreichen konnte.
Damit waren die Vorbereitungen abgeschlossen. Von jetzt an ging es nur noch darum, Geduld aufzubringen.
Die Sonne stieg höher. Rakal, der sein Schirmfeld noch nicht wieder aktiviert hatte, um sich kein Geräusch entgehen zu lassen, spürte die Wärme in sich eindringen. Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er hätte die Klimaanlage des Schutzanzugs einstellen können, ließ es aber sein, weil er glaubte, das Störfeld des Generators könnte das Signal verzerren, auf das erwartete.
Auf dem Flottenstützpunkt herrschte ebenso geringer Verkehr wie am vergangenen Tage. Stunden vergingen, ohne, daß eine Landung oder ein Start erfolgte. Die Gebäude am Rande des Feldes und die rotleuchtenden Pyramiden lagen in friedlicher Stille, als spielte sich der mörderische Krieg gegen die Haluter in einer weit entfernten Galaxis ab.
Selbst der Verkehr am Boden war fast zum Erliegen gekommen. Nur noch vereinzelt näherten sich Gleiter dem Rand des Feldes. Einzelne Besucher betraten die Gebäude, um gleich darauf wieder zum Vorschein zu kommen und wegzufahren.
Die Wärme und die Stille wirkten einschläfernd. Rakal, der es sich in hockender Stellung auf dem glatten Boden so bequem wie möglich gemacht hatte, stand auf und ging ein paar Schritte. Er
Weitere Kostenlose Bücher