0267 - Rückkehr in die Gegenwart
Schweigen ließ sich nur so erklären, daß Frasbur eine ganz bestimmte Vorstellung hatte, wer die Eindringlinge waren. Er war den Woolver-Zwillingen schon einmal begegnet. Für ihn mußte der Schluß naheliegen, daß die Terraner bei ihrem zweiten Vorstoß gegen Kahalo dieselben Leute einsetzten, die schon einmal hiergewesen waren. Deswegen hatte er den Funkverkehr des Stützpunkts unterbunden.
Den Mutanten sollte keine Möglichkeit geboten werden, auf Funkwellen unbemerkt hin- und herzureisen.
In diesem Fall, folgerte Rakal, war Frasbur seiner Sache so gut wie sicher, daß er mit Tronar nur die Hälfte der Eindringlinge gefaßt hatte. Sein ganzes Trachten mußte nun darauf gerichtet sein, auch den zweiten Terraner zu fangen und unschädlich zu machen.
Man würde Tronar verhören. Es bestand kein Zweifel daran, daß die Lemurer jedes nur erdenkliche Mittel besaßen, aus einem Gefangenen die Wahrheit herauszuholen. Tronar besaß eine ungeheure Willenskraft, aber selbst die, darüber war Rakal sich im klaren, konnte mit den geeigneten Mitteln gebrochen werden. Tronar würde sprechen, darüber durfte er sich keinem Zweifel hingeben.
Welche nützliche Information hatte er Frasbur zu bieten? Das Übereinkommen, das er mit ihm, Rakal, getroffen hatte, bevor er im Antigravschacht verschwand. Tronar würde ihm einen kurzen Mikrokomimpuls zusenden, sobald er Frasburs Versteck erreicht hatte. Der Zeitagent würde ihn dazu zwingen, das Signal zu geben. Wenn Rakal sich an die Abmachung hielt, bekam er ihn dadurch in die Hand.
Da war allerdings eine geringfügige Schwierigkeit. Rakal stand mit Tronar in emotionellem Kontakt. Er würde entscheiden können, ob sein Bruder das Signal aus freien Stücken oder unter Zwang aussendete.
Auf der anderen Seite war Frasbur ein Mann, der kein noch so kleines Detail außer acht ließ. Er würde Tronar einem allumfassenden Verhör unterwerfen und auch über die eigenartige Gefühlskopplung der Zwillinge erfahren.
Wenn er Tronar zwang, das Signal zu geben, brauchte er ihn nur unter den Einfluß der Droge zu setzen, die euphorische Wirkung hatte, Rakal würde dann eine triumphierende, freudige Ausstrahlung zusammen mit dem Mikrokomimpuls empfangen und nicht mehr zögern, sich dem Funkstrahl anzuvertrauen.
Rakal war so gut wie sicher, daß die Dinge sich so entwickeln würden. Es gab nur einen einzigen Ausweg aus dem Dilemma, und der war so schwierig zu begehen, daß Rakal nicht wußte, ob er es schaffen würde. Er mußte Tronars Mikrokom anpeilen, sobald er das Signal erhielt - und dazu fehlten ihm die Geräte. Mit dem Mikrokom, das er selbst trug, ließ sich höchstens eine primitive Dreieckspeilung durchführen. Tronars Impuls würde nicht länger als drei oder vier Sekunden dauern. Wie konnte er hoffen, innerhalb dieser winzigen Zeitspanne an zwei genügend weit voneinander entfernten Punkten zu sein und die winzige Antenne seines Empfängers mit ausreichender Genauigkeit zu richten?
Er suchte noch immer nach einer Lösung des Problems, als Admiral Hakhat und seine Offiziere durch den Antigravschacht in die Höhe geschwebt kamen. In Gruppen zu fünft oder zu sechst, durchquerten sie die Halle auf dem Weg zum Ausgang. Rakal wechselte seinen Standort. Für ihn war wichtig zu hören, was die Leute zu sagen hatten. Sie unterhielten sich laut und im Zustand nicht geringer Erregung. Rakal brauchte sich nicht allzu dicht heranzuwagen, um deutlich zu verstehen, worüber sie diskutierten.
Die Ankündigung des Tamrats war eine leere Versprechung gewesen. Frasbur hatte nichts Neues vorgebracht. Er hatte über Dinge gesprochen, die jedermann schon seit langem wußte, und die Tatsache, daß er mit Nachdruck gesprochen hatte, änderte nichts daran, daß die Offiziere sich enttäuscht und um eine wertvolle Stunde betrogen fühlten.
Während sie zum Portal gingen, äußerten sie Vermutungen, warum Frasbur die Besprechung überhaupt anberaumt hatte. Einige waren der Ansicht, daß er ursprünglich etwas anderes hatte sagen wollen, dann aber durch einen Grund, von dem niemand etwas wußte, davon abgehalten worden war.
Andere dachten weniger kompliziert, und waren überzeugt, daß Frasbur sich gerne sprechen höre und allein aus diesem Grund eine Versammlung angeordnet hätte.
Der einzige, der den wahren Hintergrund kannte, stand still und unsichtbar abseits. Frasbur hatte die Besprechung anberaumt, weil er einen Vorwand brauchte, der seine Falle tarnte. Natürlich wußte er nichts Neues. Er hatte
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