0268 - Traumschiff des Schreckens
Gnom zudrückte, war Contempo tot.
Er wagte nicht, sich zu wehren.
Nancy tastete sich rückwärts zur Tür.
»Die Hand«, zischte der Unheimliche. »Wo ist die Hand? Gib sie mir!«
»Was für eine Hand?« keuchte Contempo verzweifelt. »Ich weiß nicht, wovon du redest! Was willst du von uns?«
»Ich will die Hand …«
Contempo überlief es eiskalt. Sein Gegner mußte wahnsinnig sein. Vielleicht war er wirklich so etwas Ähnliches wie ein Mensch, eine Mutation womöglich, eine Kreatur, die aus irgendeinem Dschungel den Weg zum Meer gefunden hatte. Aber … was war mit dieser verdammten Hand?
»Ich weiß nichts von einer Hand! Ich kann dir doch nicht geben, was ich nicht habe …«
»Dann«, fauchte der Gnom, »nehme ich eine andere Hand …«
Nancy, die nach draußen geschlüpft war und an der nächsten Kabinentür hämmerte, wo sie Mary-Jane wußte, die in dieser Nacht allein schlief, hörte das Fauchen des Ungeheuers. Und dann hörte sie einen verzweifelten Aufschrei, den sie zeit ihres Lebens nicht mehr vergessen würde.
Mary-Jane stürmte heraus, ordentlich in Hemd und Höschen. »Was ist los? Wer schreit?« keuchte sie und zerrte an dem Hemd, um ihm den richtigen Sitz zu verleihen. Auch Sergeis Kabinentür öffnete sich, und Sue trat ins Freie, in die kühle Nacht hinaus.
Da jagte etwas mit einem weiten Sprung aus Contempos Kabine, flankte über die Reling und verschwand klatschend im Wasser. Aber es hatte etwas durch die Luft geschwenkt, und in der Kabine ging Contempos Brüllen in schmerzhaftes Wimmern über.
»Nein«, flüsterte Nancy entsetzt. »Nein, nein …«
Mary-Jane schob sie entschlossen zur Seite, stürmte in Contempos Kabine und schaltete das Licht ein. Contempo kniete auf seiner Koje und umklammerte mit der linken Hand den rechten Unterarm.
Den Armstumpf. Seine Hand war nicht mehr da …
***
Der Klabautermann hatte sich eine Hand geholt – nicht die, auf die es ihm eigentlich ankam, sondern eine andere! Aber woher sollten die Menschen an Bord der Yacht ahnen, daß sie lediglich Opfer einer Verwechslung geworden waren? Der Klabautermann hatte sich lediglich im Schiff geirrt …
Mary-Jane wuchs über sich hinaus und bewies ganz neue Qualitäten, als sie Contempos Arm abband und die Wunde notdürftig versorgte. Die beiden anderen Mädchen suchten Sergei. Sie fanden ihn erst, als sie das Klopfen aus dem Maschinenraum hörten. Sie öffneten den Riegel, und Sergei kletterte blaß nach oben. Er ließ sich berichten, was geschehen war.
»Wir brauchen sofort einen Arzt«, sagte Sue nervös. Sergei nickte stumm. Er jagte zur Steuerkabine hinüber und versuchte das Funkgerät in Betrieb zu setzen. Aber das Gerät gab nur Rauschen von sich. Sergei stellte fest, daß der Funkmast fort war. Er ballte die Fäuste. Wie sollte er einen Arzt für Pablo heranbeordern? Er konnte auch nicht mit der Yacht mit Volldampf nach Puerto Rico rasen. Der Gnom hatte im Maschinenraum ganze Arbeit geleistet. Aus eigener Kraft bewegte die RENO sich keinen Meter mehr.
»Die ULYSSES«, überlegte Sergei. »Wir müssen uns der ULYSSES bemerkbar machen.« Aber das war leichter gesagt als getan. Ehe der Gnom von Sergei entdeckt wurde, mußte er wirklich ganze Arbeit getan haben. Die Signalscheinwerfer waren zerstört. Rufe trugen nicht bis zur ULYSSES hinüber. Schüsse vielleicht, aber als er das Spezialgewehr aus dem Schrank holen wollte, war dieser Schrank leer! Der Gnom hatte auch die Waffe mit abgeräumt!
Es war unglaublich. Die RENO lag hier draußen fest und war kaum mehr als ein billiges Floß, solange es dunkel war! Es gab keine Möglichkeit, die ULYSSES um Hilfe zu bitten.
Sergei preßte die Lippen zusammen. Er injizierte Contempo ein Beruhigungsmittel aus der Bordapotheke. Mehr konnte er nicht tun. Sie mußten warten, bis der Tag anbrach, und der ULYSSES durch Flaggensignale ihre Notlage bekanntmachen.
Sergei fragte sich, ob es nicht besser gewesen wäre, gegen den Befehl zu verstoßen. Die Wut des Bosses oder des Patriarchen konnte auch kaum schlimmer sein als der Preis, den Contempo jetzt bezahlte. Er hatte seine Hand verloren. Und vielleicht würde er es nicht einmal überleben …
Höhnisch funkelten die Sterne vom kalten Firmament.
***
In der Tiefe trafen sich zwei, die keine Menschen waren. Das ist nicht die Hand, sagte der eine. Nicht die Hand, die richtig ist. Sie paßt nicht.
Aber ich konnte die andere nicht finden, sagte der zweite. Sie ist verschwunden. Niemand der verdammten
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