0268 - Wikkas Rache
Kirche mit einer Festung vergleichen. Er fragte sich dennoch, wie lange sie halten würde. Als er hinter sich Schritte vernahm, drehte er sich um.
Der alte Spiker kam. Ein kleiner Mensch, jedoch voller Energie steckend. »Nun, wie sieht es aus?«
Suko schaute den Alten an. »Es geht.«
»Wir sitzen tief drin, nicht?«
»Noch tiefer.«
Spiker nickte. »Es ist der verdammte Fluch, der über Blackmoor liegt. Die ganze Gegend ist verseucht, grauenhaft, das können Sie mir glauben. Wir werden die Vergangenheit einfach nicht los. Das Erbe des Hexenjägers verfolgt uns.«
»Wobei Sie sich nicht dagegen gewehrt haben?« stellte Suko fest.
Spiker schaute ihn an. Nach einer Weile nickte er. »Ja, Sir, das stimmt. Wir haben uns nicht dagegen gewehrt.«
»Und weshalb nicht?«
Spiker hob die Schultern. »Keine Ahnung. Wir haben es einfach hingenommen. Es hat uns getroffen, und damit finden wir uns ab. Hier gehen die Uhren eben anders als bei Ihnen in der Stadt, Sir. Wir leben nicht nur in der Natur, sondern auch mit der Natur. Und zwar in allen Konsequenzen. Das Moor, wissen Sie, verbirgt seine schaurigen Geheimnisse. Unter der dunklen Oberfläche ist das Grauen zu Hause. Da lauert es, da will es an die Oberfläche.«
»Was lauert da?«
Spiker gab noch keine Antwort. Statt dessen bückte er sich und öffnete eine Schranktür. Er holte eine Flasche mit Meßwein und zwei Gläser hervor. »Einen Schluck können wir vertragen«, erklärte er, wobei er die Flasche auf den Tisch stellte, den Suko zur Seite geschoben hatte.
»Für mich nicht.«
»Aber ich…«
»Sicher, trinken Sie nur.«
Spiker zog den Korken aus der Öffnung und schenkte das Glas fast bis zum Rand voll. Er nahm einen tiefen Schluck. Auf seinem Gesicht ging dabei die Sonne auf. »Das tat gut«, flüsterte er, als er das Glas absetzte.
»Sagen Sie mir, was da lauert!« verlangte Suko.
»Ich weiß es selbst nicht genau«, erklärte der Alte. »Aber man spricht da von geheimnisvollen Zombie-Hexen, die gar nicht tot sind, sondern eigentlich nur schlafen.«
»Sie sollen wach werden?«
»Ja. In einer alten Chronik habe ich mal folgenden Satz gelesen. Flieh, wenn sich die Gräber öffnen, und damit, so glaube ich, sind die Gräber im Moor gemeint.«
»Wirklich?«
»Ja, Sir.«
Suko trat wieder an das Fenster und schaute hinaus. Von Zombie-Hexen hatte der Mann gesprochen. Von Wesen, die vor Jahrhunderten im Moor versunken waren und darauf lauerten, wieder dem Sumpf entsteigen zu können. Verdammt, wenn das stimmte, dann vergrößerte sich die Gefahr, das Grauen wuchs, wurde so immens groß, daß Suko kaum eine Chance sah, noch etwas zu retten. Wenn sich die Zombies mit den zurückverwandelten Hexen im Dorf zusammentaten, konnte dies zu einem Chaos führen, in dem die Menschen untergingen.
Scharf drehte er sich um.
Der Alte stand mit dem Weinglas in der Hand da und schaute ihn an. »Und Sie haben sich nicht getäuscht?« fragte Suko.
»Nein!«
»Können Sie mit einer ungefähren Zahl dienen?« wollte Suko wissen.
»Tut mir leid. Niemand weiß, wie viele Hexen im Moor versunken sind. Außerdem ist es sehr lange her, müssen Sie wissen, und die Angaben waren auch nur unvollständig.«
»Weshalb wurde Bing Cordtland getötet?«
»Er wollte es so.«
»Mason?«
»Ja. Ein Opfer für ihn. Damit er sieht, daß wir auch auf seiner Seite stehen.«
Suko runzelte die Stirn. »Sie haben alle mitgemacht«, murmelte er. »Verdammt, schämen Sie sich eigentlich nicht? Ihr seid für den Tod dieses Mannes verantwortlich.«
Spiker leerte sein Glas und verteidigte sich. »Was hätten wir denn machen sollen? Wäre das nicht geschehen, wären wix ja noch schutzloser. So können wir wenigstens auf Mason Cordtland vertrauen.«
»Lachhaft«, erklärte Suko. »Wo ist er denn, euer Mason Cordtland? Nirgendwo. Er läßt sich ja nicht blicken. Ihn könnt ihr abschreiben. Wenn ihr jemandem vertrauen wollt, dann vertraut euch, eurer Kraft und vielleicht auch John Sinclair und mir.«
»Können Sie es denn schaffen, Sir?«
Suko lächelte, als er das Vertrauen sah, das der Mann in seinen Blick gelegt hatte. »Ich weiß es nicht, Mr. Spiker. Wir werden aber alles tun, um die Gefahr abzuwenden.«
»Da helfe ich Ihnen.«
»Wenn es den Hexen allerdings gelingt, die Kirche zu stürmen, sind wir verloren.«
Die Worte schockten den Mann. Er senkte den Blick, atmete tief ein und hob die Schultern. »Wahrscheinlich soll es so sein. Die Vergangenheit holt uns ein, der Fluch ist nicht
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