0269 - Blutfehde zwischen Wolkenkratzern
wieder auf freien Fuß setzen mussten, haben wir doch die freie Auswahl?«
Mister High schüttelte en Kopf. »Henry Arnaud hat New York nicht verlassen, Jerry. Er ist in Anbetracht der gesamten Situation unter Polizei-Aufsicht gestellt worden und meldet sich jeden Tag auf der Cathedral Parkway-Station. Gestern Abend gegen 22 Uhr war Sergeant Dimmble von dieser Station noch bei ihm. Ein besseres Alibi kann ein Mensch nicht haben, denn Mango ist etwa um diese Zeit ermordet worden.«
»Dann allerdings, Chef. Phil und ich sollen also versuchen, Louis Arnaud in Los Angeles aufzuspüren?«
Mister High hob die Schultern und legte die schlanken Hände aneinander.
»Das wäre wohl ein zweckloses Unterfangen, Jerry. Vielleicht ist er schon wieder auf dem Weg nach New York. Nein, ich möchte etwas ganz anderes erreichen. Ihr versucht, Bernie Abbata zu beschatten. Die Adresse haben Sie ja damals von Miss Landy bekommen. Anhand dieser alten Adresse lässt sich vielleicht sein neuer Aufenthalt ermitteln. Sicherlich hat er nach seinem plötzlichen Umzug noch Post bekommen. Versuchen Sie zu ermitteln, wohin sie ihm nachgeschickt wurde. Sie nehmen Phil und June Holland mit, Jerry.«
»June Holland?«, fragte ich erstaunt.
Mister High lächelte. »Wenn Sie die Adresse Bernie Abbatas herausbekommen, wird June auf ihn angesetzt. Irgendwie wird sich schon eine unauffällige Möglichkeit dazu finden. Sie muss Bernies Bekanntschaft machen, um euch von jedem seiner Schritte unterrichten zu können. Nach dem Tod vom Alex Mango müssen wir damit rechnen, dass Bernie mit dem flüchtigen René Verbindung aufnimmt. Wenn das geschieht, werdet ihr René verhaften. Außerdem müsst ihr aufpassen, dass Bernie nicht nach New York kommt, um hier neues Unheil anzurichten. Ich kann schließlich nicht für Henry Arnaud, der ja frei herumläuft, einen Aufpasser engagieren, um ihn vor einer eventuellen Rache von Seiten Bernie Abbatas zu schützen. Was Georges Arnaud betrifft, so steht er unauffällig unter Aufsicht seiner Vorgesetzten. Er verlässt das Marine-Camp nur mal zum Wochenende, wenn er Ausgang hat. Bis jetzt gibt es keine Anzeichen dafür, dass er mit den Geschehnissen etwas zu tun hat.«
***
Während wir in der Maschine nach Los Angeles saßen und bereits Colorado überflogen, bahnte sich in Los Angeles das nächste Drama an. In einem kleinen Lokal in der Central Avenue saß ein Mann. Er hatte sich an einen Tisch in der hintersten Ecke gesetzt und verbarg sein Gesicht hinter einer Zeitung. Man hätte meinen können, dass sich sein Interesse ganz dem Inhalt des Blattes zuwenden würde, doch das war ein Irrtum.
Louis Arnaud plante einen neuen Mord. Die Buchstaben vor seinen Augen waren für ihn überhaupt nicht vorhanden. Er wollte sein Gesicht nur nicht allzu offen zeigen, obwohl der über ihn veröffentlichte Steckbrief auf jeden Amerikaner zutreffen konnte. Louis Arnaud wartete auf den Einbruch der Dunkelheit. Es hatte ihn viel Mühe gekostet, den jetzigen Aufenthalt Bernie Abbatas in Erfahrung zu bringen. Nach vielen vergeblichen Versuchen war ihm eingefallen, dass Rita Landy einmal davon gesprochen hatte, Bernie sei Vertreter für Goodyear-Autoreifen. Da diese Firma ihr Hauptwerk in Los Angeles hatte, nahm Louis sich ein möbliertes Zimmer in der Central Avenue, gegenüber dem Werkseingang. Er hatte sich ein gutes Fernglas gekauft und vom Fenster seines Zimmers aus diesen Eingang beobachtet. Vor drei Tagen nun hatte er Bernie entdeckt. Er war ihm gefolgt und hatte festgestellt, dass Abbata eine Zweizimmerwohnung in der Vernon Avenue bewohnte, unweit vom Werk. Tagsüber war Abbata stets unterwegs, aber ab 18 Uhr brannte regelmäßig Licht hinter den beiden Fenstern.
Louis warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war jetzt 18 Uhr und zehn Minuten. Er wollte noch eine halbe Stunde warten und dann langsam aufbrechen. Für den Weg brauchte er zu Fuß ungefähr zehn Minuten. Er bestellte noch einen Highball und bezahlte sofort. Um 18 Uhr vierzehn brach er auf.
Er spürte nicht die geringste Unruhe in sich. Als er die Vernon Avenue erreichte, zog er den Hut ins Gesicht und wechselte zur anderen Straßenseite hinüber. Ohne Hast ging er die Straße entlang und warf einen Blick auf das Haus, in dem Abbata wohnte. In der Wohnung brannte Licht. Aber Louis war es für sein Vorhaben noch zu hell. Die Bewohner des Hauses kannten ihn zwar nicht, aber bei einer späteren Beschreibung würde die Polizei sich sofort des Steckbriefes erinnern, zumal
Weitere Kostenlose Bücher