0269 - Blutfehde zwischen Wolkenkratzern
der Name Abbata im Spiel sein würde.
Louis kam an einem Wettbüro vorbei, das noch geöffnet war. Da an diesem Sonntag wieder Pferderennen stattfanden, war die Bude brechend voll. Louis Arnaud trat ein und tat so, als interessiere er sich für die Vorschauen. Ab und zu trat er ans Fenster und sah zu dem gegenüberliegenden Haus hinüber. Die Zeit verrann.
***
Nach einer Stunde verließ er das Wettbüro und ging weiter. Da es nur auffallen würde, wenn er hier längere Zeit herumstromerte, betrat er ein Ecklokal am Avalon Boulevard. Er hatte sich gerade an einen freien Tisch gesetzt als ein Zeitungsboy mit den neuesten Abendausgaben der Los Angeles Times erschien.
»Mord an Filmregisseur! Alex Mango in seiner Villa in Beverly Hills durch zwei Messerstiche ermordet! Heißt der Mörder Louis Arnaud?«
Der etwa fünfzehnjährige Bursche hatte schon eine ganz heisere Stimme vom vielen Schreien. Die Zeitungen wurden ihm fast aus der Hand gerissen. Das Gesicht Arnauds hatte sich verfärbt. Seine Hand zitterte, als er das Bierglas nahm. Er trank es halb leer und setzte es mit hartem Ruck auf den Tisch zurück. Als der Junge an seinem Tisch vorbeikam, nahm er ebenfalls eine Zeitung. Nervös faltete er sie auseinander und starrte auf die Schlagzeile. Eine ganze Seite hatte der Reporter der Story gewidmet. Zeile um Zeile las Arnaud den Bericht, und die Gedanken schwirrten durch seinen Kopf wie ein Karussell. Erst allmählich beruhigte er sich wieder. Wenn Bernie Abbata von dem Mord schon wusste, würde er gewarnt sein. Dann würde er womöglich in aller Eile seinen Koffer packen und die Wohnung verlassen. Die Unruhe in Louis nahm zu. War Bernie am Ende schon gar nicht mehr in der Wohnung?
Bei diesem Gedanken erschrak er. Hastig sprang er auf und stieß dabei das Bierglas um. Der Rest floss über den Tisch und tropfte zu Boden. Sofort spritzte der Kellner mit einem Lappen heran und säuberte die Tischplatte.
»Verzeihung«, stammelte Louis und knetete nervös sein Kinn.
Der Kellner lachte. »Das macht doch nichts, Sir. Sind Sie nass geworden?«
Louis schüttelte den Kopf. »No, no, es ist alles okay. Behalten Sie den Rest.«
Mit diesen Worten warf er einen Dollar auf den Tisch und stürzte aus dem Lokal. Am liebsten wäre er bis zu dem Haus gerannt, aber er beherrschte sich. Erleichtert atmete er auf, als er sah, dass in der Wohnung noch immer Licht brannte. Er sah sich um, doch die Straße war leer. Kurz entschlossen schritt er auf die Haustür zu. Er hatte den Eingang des kleinen Vorgartens fast erreicht, als ihn ein Motorengeräusch aufschreckte. Von der Central Avenue her näherte sich ein Yellow Cab.
Instinktiv witterte Louis Arnaud Gefahr und ging an dem Garteneingang vorbei. Das Taxi hielt tatsächlich gegenüber von Abbatas Haus. Ein Mann stieg aus und überquerte die Straße. Als Louis sich kurz umwandte, erkannte er Bernie Abbata. Ohne sich umzusehen, ging Bernie durch den Vorgarten und schloss die Haustür auf. Dann verschwand er aus Louis Blickfeld. Das Taxi entfernte sich.
Louis ging bis zur Ecke Central Avenue und blieb dort stehen. Aufgeregt steckte er sich eine Zigarette an. Sein Kopf war ein einziger Irrgarten. Bernie kam erst jetzt nach Hause? Aber es hatte doch schon vorher Licht in seiner Wohnung gebrannt? Wer war bei Abbata? Sollte sich der ebenfalls flüchtige René bei seinem Bruder verborgen halten?
Ratlos starrte Louis auf seine Schuhspitzen herab. Mit dieser Möglichkeit hatte er nicht gerechnet. Das machte natürlich seine Absichten doppelt gefährlich. Aber der Gedanke an die Gefahr trat in den Hintergrund. Der fremde Besucher musste einen Schlüssel zu Bernies Wohnung haben, also musste es sich um einen ganz engen Vertrauten handeln. Wer anders, als der flüchtige René konnte diese Person sein?
Die Gestalt Louis Arnauds straffte sich. Er würde sie alle beide töten. Sie waren die letzten männlichen Abbatas und damit wäre der Streit der beiden Familien ein für allemal beendet, denn Luisa Laurenti würde kaum zur Waffe greifen, um den Tod ihrer Brüder zu rächen. Der Gedanke faszinierte Louis.
War es nicht schicksalhaft, dass gerade ihm das Leben der beiden Männer in die Hand gegeben wurde? Schließlich war er der einzige wahre Arnaud der Familie, mit Ausnahme von Charles. Henry, Georges und Julian stammten aus der zweiten Eheschließung seiner Mutter und hießen eigentlich Lingel. Aber nach dem Tod des Vaters hatten sie auf Wusch der Mutter den Namen Arnaud angenommen. Es hatte
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