0269 - Blutfehde zwischen Wolkenkratzern
damals viel Kampf mit den Behörden gekostet, aber im Hinblick auf die alten korsischen Traditionen war der Wunsch der alten Dame erfüllt worden.
Charles wartete in New York auf sein Gerichtsverfahren. Die Sache stand schlecht für ihn.
Sein Entschluss stand fest. Er warf die Zigarette zu Boden und trat mit dem Absatz die Glut aus. Dann ging er langsam zurück. Am Vorgarten des Hauses blieb er kurz stehen und sah noch einmal nach oben. Nur ein schwacher Lichtschein war zu sehen. Sie mussten die Hauptbeleuchtung ausgeschaltet haben. Wahrscheinlich kam der Lichtschein von einer Tischlampe her.
***
Als sich der Schlüssel im Schloss der Wohnungstür drehte, sah die junge Frau von ihrem Buch auf, in dem es gerade gelesen hatte. Vom Korridor her näherten sich Schritte, und die Zimmertür ging auf.
Sie warf das Buch in einen Sessel und sprang auf. Langsam ging sie dem jungen Mann entgegen.
»Bernie!«
Ihre Arme schlangen sich um ihn.
»Guten Abend, Darling«, sagte er und machte sich sanft frei.
Er ging zu dem kleinen Tisch hinüber und warf die Abendausgabe der Los Angeles Times in den Sessel, in dem das Buch lag.
»Ich wasche mir nur schnell die Hände, Darling«, sagte er. »Was gibt es denn Gutes?«
Sie lächelte. »Chester-Sandwiches und Bohnensalat, Bernie.«
Verliebt sah sie dem jungen Abbata nach. Dann setzte sie sich wieder an den Tisch und wollte nach dem Buch greifen. Dabei sah sie die Zeitung. Sie nahm sie hoch und faltete sie auseinander, und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen.
»Um Gottes willen«, murmelte sie. Dann überflog sie hastig den Artikel über den Mord an Alex Mango. Mechanisch stand sie auf und verließ das Zimmer. Sie ging zum Badezimmer hinüber und klopfte an die Tür, die nur angelehnt war.
»Bernie?«
»Was ist, Darling?«
»Hast du schon die Abendzeitung gelesen?«
»No. Ist etwas Besonderes passiert?«
Das hübsche Mädchen atmete auf. »Wieder einmal ein Flugzeugunglück in den Anden. Nach bisher vorliegenden Meldungen sind dabei 62 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen.«
»Da sieht man es wieder einmal«, hörte sie die Stimme Bernies.
»Ich decke schon den Tisch, Bernie«, sagte die junge Frau und ging ins Wohnzimmer zurück. Dort verstaute sie die Zeitung unter einem Couch-Kissen. Dann begann sie den Tisch zu decken. Nach dem Essen stellte Bernie das Fernsehgerät an und löschte das Licht im Zimmer.
Die Frau räumte den Tisch ab und trat dann ans Fenster. Sie lehnte sich gegen die Wand und verbarg das Gesicht hinter dem Vorhang, der noch nicht zugezogen war.
»Was hast du, Darling?«, fragte Bernie Abbata. »Interessiert dich das Programm nicht?«
»Ich habe Kopfschmerzen, Bernie«, antwortete sie und wollte die Vorhänge zuziehen. Dabei fiel ihr Blick auf die Straße, und sie erstarrte. Am Vorgarten stand ein Mann und sah hinauf. Im Licht der Straßenlaterne konnte sie kurz sein Gesicht erkennen. Der Anblick versetzte ihr einen Schock. Es gab für sie keinen Zweifel, der Mann dort unten war Louis Arnaud. Sie kannte ihn schließlich und wusste sofort, was sein Auftauchen zu bedeuten hatte.
Mit einem tiefen Atemzug drehte sie sich um und schritt wie im Traum durch das Zimmer.
»Ich nehme mir eine Tablette, Bernie. Es ist sonst nicht zum Aushalten.«
»All right, Baby.«
Sie sah sich an der Tür noch einmal um, aber Bernie starrte schon wieder auf den Bildschirm. Leise zog sie die Tür zu und ging zur Flurgarderobe. Im untersten Fach lag eine weiße Handtasche. Die Frau öffnete sie und entnahm ihr einen sechsschüssigen Browning, der in einer leeren Konfektschachtel lag. Dann trat sie an die Wohnungstür und sah durch den Spion. Deutlich hörte sie die Schritte heraufkommen, aber es blieb dunkel im Treppenhaus. Jetzt hatte Louis Arnaud die Etage erreicht und näherte sich der Tür. Sie hörte deutlich die schleichenden Schritte. Ja, sogar seine Atemzüge vernahm sie, als er draußen stehen blieb. Er tastete die Türfüllung ab und dann zerschnitt der gellende Ton der Glocke die Stille. Die junge Frau schloss die Augen und hob die Hand mit dem Browning.
***
Nach unserer Ankunft auf dem National-Airport waren wir sofort zum Federal-Building in der Templer Street gefahren. Dort trafen wir Jim McNally, und den Kollegen John Gilling.
»Na, dann man los, Leute«, sagte Jim. »Vor einer halben Stunde ist John hier atemlos angetanzt. Er hat die Adresse Bernie Abbatas gerade ermittelt.«
»Was?« Ich sah erstaunt den jungen Kollegen
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