027 - Das Gesicht im Dunkel
die zum Abholen des Götzen bestellten Leute, und als sie die Transportgesellschaft anrufen wollten, stellte es sich heraus, daß das Telefon nicht in Ordnung war. Steel schickte seinen Begleiter in die nächste Telefonzelle und ging, während er fort war, vor der offenen Haustür auf dem Gehsteig hin und her. Dabei lag seine Hand an dem in seiner Tasche steckenden Revolver, und er ging jedesmal nur wenige Meter über die durch einen Holzklotz offengehaltene Tür hinaus.
Als er wieder einmal umkehrte, sah er eine wachsgelbe Hand hinter der Tür hervorkommen und nach dem Holzklotz greifen, und sofort riß er den Revolver heraus und rannte die Stufen hinauf. Er sah, wie der Klotz zurückgezogen wurde und die Tür sich zu schließen begann, und warf sich dagegen, als sie nur noch einen Zoll breit offen stand. Da verstärkte jemand den Druck durch sein Gewicht, und die Tür schnappte ein.
Im selben Augenblick kam sein Begleiter zurückgerannt und meldete, daß Shannons Befehl nachmittags von ihm selbst widerrufen worden sei.
»Das dacht' ich mir«, brummte Steel erbittert. »Wir wollen mal sehen, was der Captain dazu sagt.«
Glücklicherweise meldete sich Shannon selbst, als er anrief, und nahm den Bericht schweigend entgegen.
»Nein, ich habe keinen Gegenbefehl erteilt. Wir wollen die Sache bis morgen aufschieben, Steel. Gehen Sie nach hinten und sehen Sie zu, was da vorgeht.«
Er legte auf und rief dann das Elektrizitätswerk an. Als der Beamte, den er sprechen wollte, sich meldete, sagte er: »Hier Captain Shannon, Scotland Yard. Ich möchte, daß morgen ab vier Uhr nachmittags der Strom bei Nummer 551 am Portman Square abgeschaltet wird. Genau um die angegebene Zeit. Können Sie das machen, ohne das Haus zu betreten? - Schön!«
Währenddessen hatten die beiden Beamten sich in die hinter dem Malpasschen Hause liegende Gasse begeben, und sie näherten sich bereits dem Hoftor, als ein elegant gekleideter Herr herauskam.
»Slick Smith!« stieß Steel tonlos hervor. »Und er hat gelbe Handschuhe an!«
Doch Slick Smith wirbelte ahnungslos seinen Spazierstock in der Luft herum und schlenderte gelassen davon. Als er Maida Vale erreicht hatte, blieb er dort vor den imposanten, prunkvollen Grevilleschen Gebäuden stehen und ging durch einen der beiden Eingänge zu der Portierloge.
»Ich möchte Herrn Hill sprechen«, erklärte er.
»Herr Hill ist verreist. Kommen Sie wegen einer Wohnung?«
»Ja«, sagte Smith. »Wegen Lady Kilferns Wohnung. Die soll ja wohl möbliert vermietet werden. Hier, bitte!« Er zog einen blauen Zettel hervor, den der Portier aufmerksam prüfte.
»All right, Sir. Da Lady Kilfern die Besichtigung gestattet, werde ich Sie hinauffahren.«
Doch beim Anblick der verhängten Fenster und zugedeckten Möbel schüttelte Smith den Kopf. »Ach, die Wohnung liegt nach vorn heraus? Leider kann ich bei Straßenlärm nicht schlafen.«
»Nach hinten hinaus ist nichts frei, Sir.«
»Wer wohnt denn da?«
Sie waren an die Treppe zurückgekehrt, und Smith deutete auf eine Tür hinter dem Aufzug. Während der Portier erklärte, daß dort ein Rechtsanwalt wohne, schlenderte Slick den Gang entlang und blickte durch ein großes, nach hinten gelegenes Fenster hinaus.
»Die würde mir passen«, sagte er. »Aha, auch eine Feuerleiter. Ich bin sehr nervös in bezug auf Feuer.«
Dabei lehnte er sich hinaus und blickte auf den Hof hinab. Er bemerkte auch, daß die Eingangstür Nr. 9 mit Patentschlössern versehen war und daß ein geschickter Mann von der Rettungsleiter aus das Flurfenster von Nr. 9 erreichen konnte.
»Ich möchte mir so gern eine von diesen nach hinten gelegenen Wohnungen ansehen, aber das geht wohl nicht?« Er sagte es bekümmert.
»Nein, Sir. Ich habe zwar einen Hauptschlüssel, aber den darf ich nur bei Feuer oder Unfällen benutzen.«
»Einen Hauptschlüssel?« Herr Smith machte große Augen. »Was ist denn das?«
Mit sichtlicher Genugtuung griff der Mann in die Tasche.
»Dies ist ein Hauptschlüssel«, sagte er stolz.
Slick nahm ihn in die Hand und betrachtete ihn voller Interesse.
»Wie merkwürdig!« rief er aus. »Er sieht genau wie jeder andere Schlüssel aus. Wie funktioniert er denn?«
»Das kann ich Ihnen nicht erklären, Sir«, bemerkte der Portier ernst. Er steckte den Schlüssel wieder ein, und im selben Augenblick klingelte es am Aufzug.
»Entschuldigen Sie«, begann er, aber Slick hielt ihn am Arm fest.
»Können Sie noch mal zurückkommen?« fragte er eindringlich.
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