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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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natürlich zu Frau Elton in der Curzon Street?« half Shannon nach.
    »Nein, zu Frau Elton nicht. Ich kenne keine Frau Elton«, erwiderte sie atemlos.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, darüber werden wir noch sprechen müssen. Ich möchte Ihren Arm nicht festhalten. Wollen Sie so mitkommen?«
    »Sie - Sie verhaften mich?« keuchte sie.
    Er nickte ernst. »Ich muß Sie leider festnehmen - bis eine gewisse Angelegenheit aufgeklärt ist. Ich bin fest überzeugt, daß Sie ganz unwissentlich gehandelt haben, und ebenso überzeugt, daß Ihre Schwester nicht unschuldig ist.«
    Dora! War es Dora, von der er so sprach? Das Herz wurde ihr bleischwer, aber sie nahm sich zusammen und erwiderte mühsam: »Ich will gern mit Ihnen sprechen und keinen Fluchtversuch machen. Aber ich komme nicht von Frau Elton, und sie ist nicht meine Schwester. Als ich das heute nachmittag behauptete, flunkerte ich.«
    Gleich darauf fuhr sie in einer Taxe mit ihm davon.
    »Sie lügen, um Ihre Schwester und Bunny Elton zu schützen«, sagte er. »Es ist mir schrecklich, Ihnen gegenüber das Wort ›lügen‹ zu gebrauchen, aber das tun Sie, mein Kind!«
    In ihrem Gehirn ging alles rundum. Nur eine Tatsache trat klar aus dem Wirbel hervor. Es war kein Bild gewesen, was sie für Dora besorgen sollte. Es war etwas viel Wichtigeres - etwas Entsetzliches!
    »Was ist in dem Paket?« fragte sie tonlos.
    »Das Diamantenhalsband der Königin von Schweden, wenn ich mich nicht sehr irre. Man hat ihr Auto vor vier Tagen überfallen und ihr das Kollier vom Halse gerissen.«
    Audrey richtete sich auf. Ihr Gesicht verzerrte sich schmerzlich. Ihr war, als ob er sie geschlagen hätte. Dora! Wie gelähmt vor Grauen saß sie da.
    »Sie wußten natürlich nicht, was es war«, sagte er wie im Selbstgespräch. »Es ist eine schreckliche Zumutung, aber Sie müssen die Wahrheit sagen - auch wenn es für Ihre Schwester ein Schicksal bedeutet, das sie längst erwartet.«
    Das Auto schien sich im Kreis zu drehen. ›Tu alles, was du kannst, für Dora ...‹ Die beharrliche Mahnung ihrer Mutter dröhnte ihr in den Ohren. Sie zitterte heftig, ihr Gehirn war wie gelähmt. Nur eines war ihr klar: Sie war verhaftet - sie, Audrey Bedford! Sie fuhr mit der Zunge über die trockenen Lippen.
    »Ich habe keine Schwester«, log sie, schwer atmend. »Ich stahl das Halsband.«
    Sie hörte sein weiches Lachen und hätte ihn ermorden mögen.
    »Sie armes, liebes Baby!« sagte er. »Der Überfall wurde von drei erfahrenen Räubern ausgeführt. Nun hören Sie mich an! Ich werde Ihnen nicht gestatten, Ihren tollen Don-Quichotte-Vorsatz in die Tat umzusetzen. Wußten Sie denn nicht, daß Dora Elton und ihr Mann zu den gefährlichsten Londoner Dieben gehören?«
    Sie weinte, beide Hände vor dem Gesicht. »Nein, nein!« schluchzte sie. »Ich weiß nichts ... Sie ist nicht meine Schwester.«
    Dick Shannon seufzte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sie zu verhaften.
    Pierre war schon vor ihnen eingetroffen, und sie sah voller Grausen zu, während man ihn durchsuchte, das Paket öffnete und seinen funkelnden Inhalt auf den Schreibtisch legte. Dann führte Shannon sie mit sanfter Hand vor die Schranke.
    »Name: Audrey Bedford«, sagte er. »Adresse: Fontwell, West Sussex. Bezichtigt -« Er stockte. »Bezichtigt, im Besitz gestohlenen Gutes zu sein, von dem sie wußte, daß es gestohlen ist. - Nun sagen Sie die Wahrheit!« flüstere er ihr zu.
    Sie schüttelte den Kopf.

7
    Audrey erwachte aus unruhigem Schlaf, erhob sich mühsam auf unsicheren Füßen und rieb sich die schmerzenden Schultern. Sie hatte, nur mit einer dünnen Decke zugedeckt, auf einer Holzpritsche gelegen, und alles tat ihr weh. Das Geräusch eines Schlüssels in der Zellentür hatte sie geweckt. Es war die Aufseherin, die sie in einen Waschraum führte. Als sie etwas erfrischt zurückkehrte, standen Kaffee und Butterbrote schon bereit, und sie war eben mit dem Frühstück fertig, als die Tür wieder aufging und ihr Blick den Augen Dick Shannons begegnete.
    »Bitte kommen Sie mit«, sagte er sanft.
    »Vor - vor den Richter?« stammelte sie.
    »Noch nicht. Aber schließlich wird es wohl dazu kommen, wenn Sie nicht -«
    Sie machte eine ungeduldig abwehrende Handbewegung, denn sie hatte die Sache in der nächtlichen Stille endgültig mit sich abgemacht.
    Dem Mann tat das Herz weh. Er wußte genau, daß sie unschuldig war, und er hatte jemand nach Sussex geschickt, damit er diese Tatsache, wie er hoffte, einwandfrei beweisen

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