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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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einem strahlenden Märzmorgen, stand ein blasses Mädchen vor dem Richter in Old Bailey, um ihr Urteil entgegenzunehmen.
    Als Dick Shannon schweren Herzens herauskam, begegnete er Slick Smith und fragte: »Na, waren Sie auch drin, Slick? Was meinen Sie zu dem Fall?«
    »Oh, ein kleines Fräulein Don Quichotte!«
    »Ach ja«, seufzte Dick.
    »Aber sie wird herauskommen, wie sie hineinkam - süß! Die Sorte wird nicht leicht sauer. Sagen Sie, Shannon, kennen Sie einen Mann namens Malpas?«
    Dick, der trübe vor sich hingestarrt hatte, zuckte zusammen. »Ja, ein verrückter alter Mann, wohnt am Portman Square. Warum?«
    »Er hat irgend etwas damit zu tun«, flüsterte Slick, aber im selben Augenblick winkte ein Beamter Shannon, und dieser eilte in den Saal zurück, um das Urteil zu hören.
    »Wie alt sind Sie?« fragte der Richter.
    »Neunzehn, Mylord.« Es war Shannon, der sprach. »Und ich darf erklären, daß dieses junge Mädchen unserer Überzeugung nach ein unschuldiges Opfer nicht verhafteter Personen ist.«
    Der Richter schüttelte den Kopf.
    »Das Beweismaterial spricht dagegen. Es ist furchtbar, ein so junges Mädchen in solcher Lage zu sehen, aber ich würde meine Pflicht vernachlässigen, wenn ich nicht streng gegen eine so gefährliche Person vorginge. Audrey Bedford, Sie werden auf zwölf Monate ins Gefängnis gehen.«

8
    An einem trüben Dezembermorgen öffnete sich eine Pforte des Holloway-Gefängnisses, und ein junges Mädchen in braunem Samtmantel kam heraus und ging, ohne sich umzusehen, in Richtung Camden Town von dannen. Sie stieg in eine Straßenbahn, und im selben Augenblick sauste Shannons langer Sportwagen vorüber, ohne daß sie es bemerkte. Er kam drei Minuten zu spät.
    Sie hatte ein paar Shilling Arbeitslohn übrigbehalten. Am Euston-Bahnhof stieg sie aus. Ihr Gesicht war ein wenig schmaler geworden, und die Augen blickten ernster, aber es war die alte Audrey, die sich in einem Restaurant eine große Portion gebratene Niere mit Ei bringen ließ. Neun Monate lang hatte das Gefängniseinerlei ihre Seele zermahlen. Zweiundsiebzig Stunden jede Woche hatte sie mit dem verkommenen Abschaum der Unterwelt verbracht, ohne auf sein Niveau hinabzusinken und ohne sich ihnen maßlos überlegen zu fühlen. Es hatte bittere Nächte gegeben, in denen die an ihr begangene Gemeinheit sie überwältigte und in denen sie die Augen vor der scheußlichen Wirklichkeit schloß. Nächte, in denen das Bewußtsein ihrer Lage sie an den Rand des Wahnsinns brachte.
    Dennoch kam Doras Handlungsweise ihr nicht unnatürlich vor. Das Ganze sah Dora gar zu ähnlich. Nur der Gedanke, daß Doras Charakter soviel Ähnlichkeit mit dem ihrer Mutter hatte, verursachte ihr Schmerz. Seufzend stand sie auf und ging an die Kasse, um zu bezahlen.
    Wo sollte sie nun hin? Zuerst zu Dora, um sich zu vergewissern, ob sie ihr auch nicht mit ihren Gedanken Unrecht getan habe. Aber bei Tage ging das nicht, das wäre nicht angebracht gewesen. So verbrachte sie denn einige Stunden mit Wohnungssuche, mietete schließlich ein hochgelegenes Hinterzimmer und begab sich nach Dunkelwerden auf den Weg.
    In der Curzon Street wurde sie von demselben Mädchen empfangen, das ihr damals geöffnet hatte.
    »Frau Elton ist nicht zu sprechen«, sagte sie schnippisch. Aber Audrey trat ruhig ein.
    »Gehen Sie hinauf und sagen Sie ihrer Herrin, daß ich hier bin«, sagte sie.
    Das Mädchen rannte nach oben, und Audrey folgte ihr. An der Wohnzimmertür kam Dora ihr, hübsch und elegant wie immer, entgegen.
    »Wie kannst du dich unterstehen hierherzukommen?« fragte sie mit funkelnden Augen.
    Audrey schloß die Tür hinter sich und trat auf sie zu. »Ich wollte mir deinen Dank holen«, sagte sie schlicht. »Ich habe etwas Törichtes - etwas Wahnsinniges getan, weil ich Mutter vergelten wollte, was ich ihr schuldig war und vielleicht noch nicht vergolten hatte.«
    »Ich verstehe nicht, wovon du sprichst«, versetzte Dora errötend.
    Jetzt mischte sich der geckenhafte Martin ins Gespräch. »Daß Sie die Stirn haben hierherzukommen! Sie versuchten, uns mit ins Verderben zu ziehen. Sie haben Ihre - haben Frau Elton mit Schande bedeckt und kommen dann ganz harmlos hier ins Haus. Verdammt unverfroren!«
    »Wenn du Geld brauchst, so schreibe!« rief Dora, indem sie die Tür aufriß. »Wenn du noch einmal herkommst, lasse ich einen Polizisten holen.«
    »Tu es gleich jetzt«, sagte Audrey kühl. »Mit Polizisten und Gefängniswärtern bin ich zu gut bekannt, um mich

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