027 - Im Tempel der schwarzen Chimäre
Säule.
Wir wollten an ihr vorbeigehen, da federte jemand wie ein Kastenteufel dahinter hervor.
Ich sah zum erstenmal, wie schnell Pater Severin zu reagieren vermochte. Ohne die geringste Verzögerung schlug er mit seinem Kampfstock zu, doch er bremste den kraftvollen Hieb im selben Augenblick wieder ab, denn der »Angreifer« war kein Feind, sondern unser Freund Mr. Silver.
Der Ex-Dämon ließ die magische Streitaxt sinken. »Verrückt«, brummte er. »Jetzt schlagen wir uns schon gegenseitig die Schädel ein.«
»Bist du allein hier?« fragte ich den Hünen.
»Ja.«
»Wo sind Ugar und Scarpatt?«
Er berichtete uns, was mit den beiden passierte. Thorans Satansfalken hatten die Schattenwesen verschleppt. Im Tempel befanden sie sich nun. Die Blutvögel hatten sie verletzt. Wir konnten mit ihrer Unterstützung nicht mehr rechnen. Das bedeutete, daß wir nur noch zu dritt waren. Mr. Silver, Pater Severin und ich – ein harter Kern, an dem sich die Bande der schwarzen Chimäre die Zähne ausbeißen sollte.
Mr. Silver erfuhr noch kurz, wie es dem Priester und mir auf dem Weg hierher ergangen war, dann betraten wir den Tempel.
Wir gelangten in einen Gang.
Plötzlich stellten sich uns drei Markiasen in den Weg. Wir fächerten auseinander und griffen die Gegner ungestüm an. Jeder von uns versuchte den Kampf blitzschnell zu entscheiden.
Ich zog das Kurzschwert aus dem Gürtel, fintierte und kam mit der Waffe ins Ziel. Mr. Silver entwaffnete den Markiasen, den er aufs Korn genommen hatte, mit der magischen Streitaxt, und der zweite Schlag war tödlich für den Feind. Pater Severin vollführte einen grotesken Tanz. Er ließ den Gegner ins Leere laufen, stieß ihm den Stock in den Bauch, drehte sich und schlug nach dem Schädel des grünen Schatten. Ohne einen Laut von sich zu geben, brach der Markiakrieger zusammen.
Ich sammelte drei Chimärendolche ein. Insgesamt besaß ich nun schon vier davon.
»Weiter!« zischte ich.
Über grüne Steinplatten schlichen wir in den großen Tempelraum. Wir sahen die Todesgrube und Prinzessin Ragu, die an deren Rand stand. Wir hörten das hungrige Knurren der Chimäre, sahen die Bandenmitglieder und einen Dreiarmigen, der einen breiten goldenen Armreifen trug. Ich nahm an, daß das Groomgh war.
Auf dem Boden – angeschlagen – lagen Scarpatt und Ugar, und vor ihnen stand ein finsterer Bursche mit Brustpanzer und Flügelhelm. Er war mit einem goldenen Schwert und mit einem goldenen Hammer bewaffnet, und auf einer Stange mit Quersprossen saßen fünf Satansfalken.
Fünf! Wieso fünf? Mr. Silver hatte doch zwei davon vernichtet!
Hatte Thoran sie bereits ersetzt?
Thoran!
Ich hatte zum erstenmal auf der Prä-Welt Coor von den Grausamen 5 gehört und hatte gehofft, es nie mit ihnen zu tun zu kriegen, doch nun hatten wir einen von ihnen vor uns und mußten ihn bekämpfen.
Furchteinflößend sah er aus, der Magier-Dämon.
Es hieß, daß die Grausamen 5 nicht nur auf Coor ihr Unwesen trieben, sondern auch in anderen Dimensionen und Welten. Das bedeutete, daß die Möglichkeit bestand, daß sie auch einmal die Erde heimsuchen würden.
Wenn wir heute Glück hatten, war in Zukunft nur noch von den Grausamen 4 die Rede, denn dann verlor Thoran in diesem Tempel sein Leben.
Ich fragte mich, wie Höllenfaust, der gefürchtete Anführer der Magier-Dämonen, darauf reagieren würde. Er würde den Verlust eines Freundes wohl kaum mit einem gleichgültigen Schulterzucken abtun. Würde er losziehen, um diejenigen, die Thoran vernichtet hatten, zu bestrafen?
Noch war es nicht soweit. Noch lebte Thoran, und er verlangte in diesem Augenblick, Groomgh solle Prinzessin Ragu vernichten.
Die Satansfalken wurden unruhig.
Sie schienen uns bemerkt zu haben. Außer den Vögeln hatte jedoch noch keiner der Anwesenden Notiz von uns genommen.
Kräftige Markiasenhände packten Prinzessin Ragu, fesselten sie und stellten sie auf einen steinernen Sockel. Mir krampfte es das Herz zusammen. Wenn wir nicht eingriffen, war Ragu verloren.
Ugar und Scarpatt konnten ihr nicht helfen. Die beiden Einäugigen würden wahrscheinlich ebenfalls in der Todesgrube landen.
Die vielen Gegner würden es uns nicht leicht machen, mit heiler Haut wieder aus diesem Tempel herauszukommen.
Was wir vorhatten, glich einem Selbstmordkommando. Dennoch waren wir fest entschlossen, den gefährlichen Schritt nach vorn zu wagen.
Groomgh trat hinter die Prinzessin. In der Todesgrube tobte die gierige Chimäre. Als der
Weitere Kostenlose Bücher