027 - Im Tempel der schwarzen Chimäre
Trumpf auszuspielen beabsichtigte.
»Wir müssen raus aus dem Tempel, sonst wird er für uns zur tödlichen Falle!« schrie der Ex-Dämon.
Pater Severin schnappte sich Ugar. Ich stützte Scarpatt. Wir liefen aus dem Tempel.
Mr. Silver blieb kurz stehen. Er aktivierte sein Ektoplasma. Es sickerte aus seinem Mund. Das Geisteswesen wurde zur Mr. Silvers Doppelgänger, in den der Ex-Dämon alle Magie hineinpackte, die er entbehren konnte.
Der Doppelgänger blieb im Tempel zurück, während Mr. Silver uns folgte.
Als wir aus dem Tempel traten, sahen wir, was der Ex-Dämon gefühlt hatte. Über uns schwebte eine riesige rot glühende Glocke, die sich in wenigen Augenblicken über den Tempel stülpen würde.
Thoran mußte sie geschaffen haben, und in ihrem Inneren sollten wir vermutlich ein qualvolles Ende finden.
Noch war Zeit, dieser glühenden Todesglocke zu entfliehen. Wir hasteten die Pyramidenstufen hinunter. Mr. Silver half Pater Severin mit Ugar. Ragu stützte Scarpatt auf der anderen Seite. Viele kleine Stufen legten wir zurück. Sie wollten kein Ende nehmen.
Schließlich langten wir aber doch am Fuß der Pyramide an.
Wir schauten zurück.
Thorans Glutglocke saß jetzt auf der Pyramide. Wer sich darunter befand, konnte nicht mehr entkommen. Wir sahen den Tempel der schwarzen Chimäre durch die Glut schimmern, und wir erkannten Mr. Silvers magisch aufgeladenes Ektoplasma, das in diesem Moment zwischen den Säulen hervortrat.
Mr. Silver setzte sich mit seinem Doppelgänger auf telepathischem Wege in Verbindung.
»Zerstöre den Tempel!« murmelte der Ex-Dämon leise. »Zerstöre diese Höllenglocke! Zerstöre die Pyramide!«
Wir beobachteten, wie sich das Ektoplasma ausdehnte, wie es wuchs. Es sah aus, als würde jemand Mr. Silvers Doppelgänger aufpumpen. Mehr, immer mehr, bis das Geistwesen zerplatzte.
Eine Explosion von hundert Stangen Dynamit hätte keine größere Wirkung erzielt.
Das Ektoplasma, von Mr. Silver zur magischen Bombe gemacht, riß die Glutkuppel mit ungeheurer Kraft auseinander, zerstörte den Tempel der schwarzen Chimäre und schleuderte Teile davon weit in den grünen Himmel hinein.
Klirrend fiel die Kuppel in sich zusammen. Gleichzeitig erfaßte die Pyramide ein heftiges Beben. Tiefe Risse bildeten sich. Grüne Steinquader polterten über die Flanken herunter. Wir mußten in den Wald zurückweichen, um davon nicht erschlagen zu werden.
Wir sahen nicht, was mit der Pyramide weiter geschah, aber wir hörten noch lange – als wir uns bereits auf dem Weg zu den Booten befanden – das Krachen und Bersten.
Als wir von der Insel ablegten, stand eine grüne Rauch- und Staubsäule darüber.
Tempel und Pyramide – von der Bande der schwarzen Chimäre heimlich erbaut – gab es nicht mehr. Auch die schreckliche Chimäre existierte nicht mehr, und Thoran, der Magier-Dämon, hatte eine beschämende Niederlage einstecken müssen, die wir ihm alle von Herzen gönnten.
***
Erneut wurde Ramba, der alte Zauberer, bemüht. Er stellte Ugar und Scarpatt wieder auf die Beine. Die Prinzessin gab uns zu Ehren ein großes Fest. Wir aßen köstliche grüne Speisen und tranken erlesenen grünen Wein.
Pater Severin lachte. »In diesem Land läßt es sich leben.«
»Hört sich beinahe so an, als ob sie ganz gern hierbleiben würden, Pater«, sagte ich schmunzelnd.
Der Priester schüttelte den Kopf. »Das ist nicht möglich. Meine Schäfchen brauchen mich zu Hause.«
»Ehe ich’s vergesse«, sagte ich und holte sein Kruzifix aus der Tasche. »Hier haben Sie Ihr Kreuz wieder.«
Er nahm es an sich, und seine Augen strahlten, als er es ansah.
»Man sieht ihm nicht an, wieviel Kraft in ihm steckt…«
»Behüten Sie es gut.«
»Wie meinen Augapfel. Ich hoffe, du hast es nicht bereut, mich ins Reich der grünen Schatten mitgenommen zu haben, mein Sohn.«
»Wie könnte ich das, nachdem Sie mir das Leben gerettet haben. Ich muß Ihnen überhaupt ein Kompliment machen. Sie haben sich wacker geschlagen.«
Pater Severin grinste. »O ja, ich glaube, ich war nicht schlecht. Solltest du wieder mal ein Problem haben, mit dem du allein nicht fertig wirst, komm zu Pater Severin. Er wird dir helfen.«
Wir hatten natürlich nicht alle Mitglieder der Bande der schwarzen Chimäre unschädlich gemacht. Einige von ihnen streiften noch im Reich der grünen Schatten umher. Wahrscheinlich wußten sie noch gar nicht, daß ihr Traum schon ausgeträumt war.
Mr. Silver wollte wissen, was Prinzessin Ragu gegen diese
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