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027 - Ruf des Blutes

027 - Ruf des Blutes

Titel: 027 - Ruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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auf, während er vor Schrecken wie paralysiert dalag.
    Eine Kreatur wie diese hatte Matt nie zuvor gesehen, und er hatte schon allerhand gesehen in dieser Welt - von hundegroßen Spinnen bis hin zu sprechenden Riesenratten.
    Dieses Wesen hier hätte eine Kreuzung aus Rhinozeros und Kaffernbüffel darstellen können - was natürlich eine biologische Unmöglichkeit war. Aber die Abstammung des Tieres war momentan auch Matts geringstes Problem.
    Das Wesen öffnete sein Maul und entließ fauligen Atem, der Matt fast die Sinn raubte. Es schien entschlossen, ihm kurzerhand nicht etwa den Kopf, sondern nur das Gesicht abzubeißen!
    Sumpfig stinkende Dunkelheit stülpte sich förmlich über Matt, die nicht nur vom Maul des Tieres herrührte; tatsächlich drohte er jetzt das Bewusstsein zu verlieren. Klebriger Geifer klatschte ihm ins Gesicht…
    Und dann hörte er - dumpf nur und wie von fern, aber doch betörend schön - die Melodie.
    Und die Zeit selbst schien einzufrieren.
    ***
    2508
    Man gab ihnen zu essen und zu trinken. Doch damit hörten die Annehmlichkeiten auch schon auf.
    Rhian und Quinlan waren in einen Käfig aus Bohlen und Gitterstäben gesteckt worden, der selbst für eine Person zu klein war; zu niedrig um auch nur aufrecht zu sitzen, zu eng um sich auszustrecken.
    Und sie waren nicht die einzigen Gefangenen des Fetten und seines hünenhaften Helfers - nicht mehr. Nach den Zwillingsgeschwistern hatten die beiden weitere Kinder verschleppt. Drei an der Zahl, die in gleichartigen Mini-Kerkern festgehalten wurden. Die Käfige standen sich im rückwärtigen Bereich des Fahrzeugs, zwei nebeneinander, die anderen beiden darüber gestapelt.
    Es stank nach Urin und Kot, nach Erbrochenem, und über allem hing ein schwerer stechender und zugleich betäubender Geruch, der, wie die Kinder inzwischen wussten, von den Behältern ausging, die entlang beider Wände standen. Darin befand sich das »Futter« für das Gefährt.
    Teeve nannte es Fjuul. Und das Fahrzeug bezeichnete er als Tragg.
    Teeve wusste vieles, viel mehr als Rhian und Quinlan, obwohl er mindestens ein Jahr jünger war als sie. Doch im Gegensatz zu ihnen war der schwarzlockige Junge mit der dunklen Haut nicht irgendwo im Ödland aufgewachsen, sondern an einem Ort namens Kaansity, wo so viele Menschen lebten, dass - so behauptete Teeve jedenfalls - niemand sie zählen könnte, nicht einmal dann, wenn er es sein ganzes Leben lang versuchte.
    Rhian und Quinlan konnten sich weder einen solchen Ort vorstellen noch eine solche Anzahl von Menschen. Aber sie konnten nicht genug kriegen von dem, was Teeve zu erzählen wusste. Seine Worte lenkten sie ab von dem, was geschehen war - und was auch immer vor ihnen liegen mochte.
    Leider wusste Teeve auch darüber Bescheid…
    »Ihr habt noch nie vom Sammler gehört?«, hatte sich der Junge mit den großen dunklen Augen gewundert und nach vorne gezeigt, wo der Fette saß und das Fahrzeug lenkte. Der nackte Riese hockte hinter ihm, reglos und stumm, als sei er vorübergehend gestorben. »Nein«, sagte ein Mädchen, Vanna mit Namen, der bislang letzte »Neuzugang«. »Nur von den Rev're…«
    »Nicht!«, fuhr Quinlan dazwischen. »Sprich ihren Namen nicht aus, wenn du sie nicht rufen willst!« Teeve machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Die Typen sind doch nur Kinderkram«, sagte er verächtlich und dann mit gesenkter Stimme im Verschwörerton: »Aber der Sammler ist echt!«
    Rhian hatte den Eindruck, dass Teeve das Ganze nur als Spiel betrachtete, das ihm keine Angst machen konnte. Sie fand das so bewundernswert wie unverständlich… Oder hatte Teeve in seinem jungen Leben vielleicht schon Schlimmeres erlebt als diese Entführung? Immerhin, an einem Ort, wo so viele Menschen lebten, mochten ganz andere Dinge passieren als im Ödland, wo das Auftauchen eines einzigen Menschen schon außergewöhnlich war…
    ... oder vielmehr gewesen war.
    Rhian wusste, dass das Leben, wie sie es gekannt hatte, vorbei war, ein für alle Mal. Sie wusste es einfach, so sicher, als könne sie schon einen Blick in die Zukunft tun.
    »Werden sie uns als Sklaven verkaufen?«, fragte Quinlan in Erinnerung an die Geschichten mancher Fremder, die bei ihnen übernachtet hatten.
    Im Käfig nebenan schüttelte Teeve den Kopf.
    »Nein, der Sammler ist kein Sklavenhändler. Aber verkaufen wird er uns, das schon.«
    »Und an wen?«, wollte Quinlan wissen.
    »Niemand weiß genau, wer sie sind. Aber sie sind nur auf Kinder aus und tun dann…«, Teeve

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