027 - Ruf des Blutes
dort geplant war, wie es vonstatten gehen würde. Vielleicht, dachte Matt, war es gut, dass er nicht schlafen konnte. Die übelsten Albträume seines Lebens wären ihm gewiss…
Ein Geräusch, das sich nicht in die Kulisse fügte, die der Wind draußen wob, ließ ihn die Augen öffnen. Drei, vier Sekunden lang brauchten seine Augen, um sich auf das Zwielicht einzustellen.
Aber da war sie schon bei ihm. Lautlos, wie es ihre Art war, glitt sie zu ihm unter die Decke und drängte sich an ihn.
Warm und nackt. Und samten weich.
»Rhian!«, entfuhr es ihm lauter als gewollt. »Was -?« Mit dem Finger verschloss sie ihm den Mund. »Nicht!«, flüsterte sie, so nah an seinem Ohr, dass ihr Atem wie eine Sommerbrise darüber strich. »Du weckst noch die anderen.«
»Was willst du?«, fragte er leise. Eine dumme Frage, wie er sich noch im selben Moment eingestand. Es stand außer Frage, was Rhian wollte - was jede Frau wollte, die nächtens splitternackt zu einem Mann unter die Decke kroch.
Nur dass Rhian keine Frau war. Sie war ein Mädchen, ein Kind fast noch! Auch wenn ihr Verhalten anderes weismachen wollte. Ihr Verhalten und ihr… Körper. Dieser herrlich weiche, glatte und warme Körper. Matt spürte ihre Brüste an seiner, als sie sich ein wenig über ihn schob. Ihre verhärteten Brustwarzen strichen wie Fingerspitzen sanft über seine nackte Haut.
Sein Puls beschleunigte sich, wie auch sein Atem. Und seine Stimme klang rau, fast erstickt, als er sagte: »Rhian, das -«
Wieder versiegelte sie ihm die Lippen, mit ihren eigenen diesmal. Und Matt konnte nicht anders, als ihren KUSS zu erwidern. Er war kein Eisblock, verdammt, nur ein Mensch, ein Mann aus Fleisch und Blut; aus Blut, das mehr und mehr in Wallung geriet und ihm eine fast schmerzhafte Erektion bescherte.
»Bleib bei uns, Maddrax. Hilf uns.« Rhians Flüstern erreichte ihn wie von weither. Ihre Zungenspitze erkundete seinen Hals, seine Brust und wanderte tiefer.
Er fasste sie bei den Schultern und zog sie hoch, bis er ihr ins Gesicht sehen konnte. »Tust du das deshalb? Damit ich euch helfe?«
Sie sah ihn aus großen Augen an. Verletztheit malte sich in ihre Züge. »Wofür hältst du mich?«, fragte sie.
Matt zögerte. »Ich… ich weiß es nicht«, gestand er. Er wusste nicht, was er von Rhian halten sollte. Aber er wusste auch, dass er dieser Frage gerne nachgehen wollte…
Sie missverstand ihn. »Du glaubst, ich würde mich dir andienen, um -?«
»Nein«, beeilte er sich zu sagen, »nein, so hab ich das nicht gemeint! Aber du bist so…«, er suchte nach dem passenden Wort, »… du gibst mir Rätsel auf, Rhian. Du bist ein Rätsel für mich.«
»Du meinst… geheimnisvoll?« Der verletzte Zug schwand aus ihrem Gesicht. Ihre Stimme gewann etwas Rauchiges, Raues, Verruchtes fast.
»Mh-hm.«
»Möchtest du… meine Geheimnisse… ergründen?«, fuhr sie fort.
»Vielleicht…«
Ihre Hand strich wie zufällig über seinen Schoß. Er stöhnte er auf. »Vielleicht?«, wiederholte sie.
»Ich mmmöchte…« Matt musste an sich halten, um nicht einfach über Rhian herzufallen.
Dafür tat sie es - sie kam über ihn.
Sie kam vor ihm. Und sie kam mit ihm.
Und hatte auch dann noch nicht genug von ihm…
***
Auch Jonpol Sombriffe fand keinen Schlaf. Nicht nur, weil sich Rhian zu Maddrax geschlichen hatte und der den Reizen des Mädchens nicht hatte widerstehen können…
Jonpol schmunzelte im Halbdunkel, derweil Rhian nicht weit entfernt nur mit Mühe ein Stöhnen unterdrückte, das ihre ganze Bande wecken würde. Er hatte schon viel eher bemerkt, wie es um die zwei stand. Sie hatten die Augen kaum voneinander lassen können, und wahrscheinlich war ihnen das selbst nicht einmal aufgefallen.
Aber dass die beiden sich dort drüben miteinander vergnügten, war, wie gesagt, nicht der eigentliche Grund, aus dem der Truveer noch wach lag. Ihn beschäftigte vielmehr der Gedanke an die Nosfera, an den morgigen Tag - und vor allem an jenen geheimnisvollen Sarkophag und seinen schaurigen Inhalt!
Jonpol Sombriffe liebte es, seine Geschichten quasi zu illustrieren - mit Zeichnungen oder Schaustücken beispielsweise. Und was immer sich in jenem Sarkophag befand, ein Teil davon würde ganz gewiss ein fantastisches Schaustück für diese Geschichte abgeben, wenn er sie erzählte. Das setzte freilich voraus, dass er dann noch in der Lage war, sie zum Besten zu geben. Immerhin mochte es sein, dass er dieses Abenteuer nicht überlebte. Doch der Tod schreckte
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