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027 - Ruf des Blutes

027 - Ruf des Blutes

Titel: 027 - Ruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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ihren Peter Pan in Rhian zu sehen…
    Keiner ihrer Freunde war älter als sie. Und sie wirkten abgerissen, verwahrlost, waren schmutzig und stanken. In ihren Gesichtern aber las Matt etwas, das ihrem Äußeren widersprach: Allesamt schienen sie älter, als sie es an Jahren tatsächlich waren, erwachsener. Abgehärtet, oder besser: Hart geworden durch ein entbehrungsreiches Leben.
    Kreuzritter…
    Dieses Wort kam Matt in den Sinn. Denn diese Halbwüchsigen entsprachen in gewisser Weise ganz dem Bild, das er von den Kreuzrittern des Mittelalters hatte, die sich unter Strapazen gen Jerusalem gemüht hatten, ein vermeintlich hehres Ziel vor Augen. Die für ihren Glauben, ihre Überzeugung alles gegeben und jede Entbehrung auf sich genommen hatten.
    Wie Rhians Freunde eben.
    Auf ihrem Banner stand jedoch nicht die Befreiung einer Heiligen Stadt. Sondern die Befreiung ihrer Welt von allen Nosfera!
    Ganz unverhohlen hatte Rhian ihnen auf dem Weg hierher gesagt, weshalb sie und ihre Freunde nach Phillia gekommen waren.
    »Tod allen Nosfera! Eine bessere Chance als hier und jetzt wird sich uns nie mehr bieten. Wenn wir jetzt nicht zuschlagen, werden wir dieser Brut nie Herr werden!«
    Und dieses Häuflein Jugendlicher war also die Armee, mit der sie gegen die Nosfera antreten wollte. Ein Selbstmordkommando, ganz gleich wie entschlossen diese Jungen und Mädchen, wie stark die persönlichen Beweggründe, aus denen sie sich Rhian und ihrer Sache angeschlossen hatten, auch sein mochten. Rhian hatte ihnen auch davon erzählt. Bei den meisten ihrer Freunde handelte es sich um Waisen, deren Familien von Nosfera getötet worden waren. Aber Rachedurst war keine Garantie für einen Sieg. Schon gar nicht in einer solchen Schlacht.
    Matt wusste nicht, wie viele Nosfera dem Ruf des Blutes nach Phillia gefolgt waren; auch Rhian kannte diese Zahl nicht, Jonpol ebenso wenig. Aber es waren ganz bestimmt Hunderte, vielleicht mehr. Wie wollte eine Truppe von rund zwei Dutzend Teenagern gegen eine solche Übermacht ankommen?
    Andererseits hatte Matt aber auch keine Ahnung, wie er Rhian und ihre Freunde von ihrem Vorhaben abbringen sollte. Auf ihre Art waren sie wahrscheinlich kaum weniger fanatisch als die Nosfera. Mit Worten jedenfalls würde er nichts bewegen, das war ihm klar.
    Vielleicht kam ihm ja über Nacht die Erleuchtung. Denn das große Fest, der Neuanfang für die Nosfera sollte erst in der morgigen Nacht stattfinden, wenn der Mond in vollem Rund am Himmel stand. Der Vollmond der Vampire - das war das Tüpfelchen auf diesem ganzen mystischen Wahnsinn…
    Matt sagte nichts, als Rhian ihren Freunden mitteilte, dass sie in ihm und dem Truveer zwei weitere Mitstreiter gefunden habe. Morgen würde er die Sache klären. Jetzt stand ihm der Sinn nur nach einem: Schlaf. Mit einem halbwegs ordentlichen Dach über dem Kopf, wenn auch fast hundertfünfzig Meter über dem Erdboden.
    Die jungen Leute hatten die gesamte Etage okkupiert; entsprechend herrschte hinsichtlich der Nachtlager kein Gedränge. Matt suchte sich ein ruhiges Eckchen, griff sich die Decke, die ihm jemand reichte, zog sich bis auf die Hose aus und legte sich hin.
    Zum Schlafen kam er aber noch eine ganze Weile nicht.
    ***
    2511
    Irgendwann würde auch sie zum allerletzten Mal in die Hölle hinabsteigen, hinunter in Kharnovs furchtbares Reich der Pein. Irgendwann würde auch sie das Schicksal Garneys und all der anderen Kinder teilen, die der teuflische Alchimist opferte, um sich seinen abseitigen Traum zu erfüllen.
    Und irgendwie hatte Rhian das Gefühl, dass dieses letzte Mal heute gekommen war…
    Wie immer war sie an den klobigen Stuhl gefesselt worden. Und wie immer setzte Kharnov ihr die Nadel an den Arm, um ihr Blut zu nehmen. Doch diesmal blieb der Schmerz aus.
    Etwas Großes, Dunkles flog in ihre Richtung und schlug mit dumpfem Laut auf den Boden.
    Ein… Vogel? Ja, einer jener riesenhaften Vögel, die in den Türmen draußen nisteten, als Wächter und Jäger, sollte ein Gefangener sein Heil in der Flucht suchen.
    Der Vogel war tot. Jemand hatte ihm den Kopf vom Hals getrennt. Blut sickerte aus der hässlichen Wunde und sammelte sich am Boden zu einer ölig schimmernden Pfütze.
    Tyress schrie auf. Vaitor ließ einen unartikulierten Laut des Erschreckens hören. Und Kharnov klaffte der Mund auf, als er den Mann sah, der den Kadaver hierher geschleudert und das Tier wohl auch getötet hatte.
    »Du?« Kharnov schien wie betäubt.
    Der Fremde nickte. »Ich. Endlich. Nach

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