027 - Werwolf in der Nacht
strahlender Jüngling vom Totenbett aufstehe und nicht einmal mehr im Rollstuhl zu sitzen brauche.«
»Das zu bewerkstelligen, ist meine Sache, Larsson. Es wird keinen Verdacht erregen, das garantiere ich dir.«
»Ich muß natürlich der reiche Herr von Gut Falö bleiben, das ist Bedingung. Wenn ich irgendwo als zwar starker und gesunder, aber bettelarmer Holzfäller leben soll, kannst du mir mit deinem Pakt gestohlen bleiben, verstehst du mich?«
Ein leises Lachen war zu hören. Der Dämon amüsierte sich. Andere hätten sich vor ihm zu Tode gefürchtet, aber der alte Elmar Larsson war aus härterem Holz geschnitzt.
»Du bleibst Herr von Gut Falö. Dein Besitz bleibt dir erhalten. Aber beeile dich jetzt! Während ich mit dir spreche, vergeht keine Zeit. Es kann also niemand hereinkommen, nicht deine gierigen Erben und nicht der Doktor. Aber lange kann ich diesen Zustand nicht mehr aufrechterhalten.«
»Ach was? Da versprichst du mir alles mögliche und bringst nicht einmal ein so leichtes Kunststückchen fertig?«
Larsson war wirklich ein zäher Brocken. Dem Dämon wäre der Schweiß ausgebrochen, wäre das möglich gewesen.
»Also gut«, knirschte er. »Sprechen wir alles in Ruhe durch.«
Es wurde ein langes Gespräch. Elmar Larsson versuchte den Dämon zu überlisten. Er zwang ihm ein paar Zugeständnisse ab und scheute sich keineswegs, alle möglichen Kleinigkeiten in den Pakt mit aufnehmen zu lassen. So verlangte er für den Rest seines Lebens einen gesegneten Appetit, eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen alkoholische Getränke, denen er in jüngeren Jahren einmal sehr zugetan gewesen war, sexuelle Potenz und ein prächtiges Äußeres.
»Du wirst ein Prachtexemplar deiner Rasse werden«, versicherte der Dämon. »Von den üblichen Beschränkungen und den Gesetzen, denen deine Art unterworfen ist, abgesehen.«
»Was soll denn das wieder heißen?«
»Nun, ein Mensch muß in gewissen Zeitabständen schlafen, wenn er sich in den Finger schneidet, dann blutet er, seine Haare und Fingernägel wachsen und anderes mehr.«
»Ich denke, das geht in Ordnung. Nun zu der Ausnahmeklausel. Und denk dir eine gute aus, nichts Unmögliches, sonst riskiere ich lieber, meine Seele dem Letzten Gericht vorzuführen, oder was immer nach dem Tod kommen mag. So schlecht sind meine Aussichten nicht, denn ich habe jedes Jahr der Kirche tausend Kronen gegeben. Und alte Kleider und Schuhe sind bei mir grundsätzlich an die Armen und Bedürftigen gegangen.«
Larsson verschwieg, in welchem Zustand die den Armen gestifteten Kleider und Schuhe gewesen waren. Einen Lumpensammler, dem Larsson sie hätte verkaufen können, gab es im weiten Umkreis nicht, also ging der ganze Plunder einmal im Jahr an den Wohlfahrtsverein in Falun.
»Deine Seele soll gerettet sein, wenn nach deinem Tod auch nur ein Mensch in Liebe deiner gedenkt, Elmar Larsson«, sagte der Dämon.
Larsson versank in tiefes Nachdenken. Liebe war eine Sache, die er bei seinen Mitmenschen, selbst bei seinen nahen Angehörigen nie erweckt hatte. Er hatte auch nicht vor, sich zu ändern und ein Wohltäter zu werden. Aber ein einziger Mensch war ja nicht gerade viel. Das mußte sich eigentlich ermöglichen lassen. Einem Menschen konnte er Gutes tun, mit den anderen würde er umspringen wie gewohnt.
»Einverstanden. Soll ich jetzt einen Vertrag mit meinem Blut unterzeichnen?«
»Ein Händedruck genügt.«
Der Dämon in der Mönchskutte schwenkte den Ärmel vor Elmar Larsson hin und her. Larsson steckte eine Hand hinein und ergriff eine feste, kalte und kleine Hand. Wie ein Schraubstock schloß sie sich um die seine. Ein glühender Schmerz raste durch Elmar Larssons Körper. Feurige Kreise wirbelten vor seinen Augen.
»Es ist also abgemacht«, sagte der Dämon. »Eins sollst du noch wissen, Elmar Larsson: Das Gift, das dir eingegeben worden ist, stammte von mir. Jemand von den Deinen kam zu mir und wollte ein absolut tödliches und nicht nachweisbares Gift haben. Ich sah keinen Grund, es ihm nicht zu geben.«
»Wer war es, wer?« keuchte Larsson.
»Das herauszufinden, überlasse ich dir.«
Der Dämon wandte sich ab und ging davon.
Larsson lag eine Weile ruhig da, von Schmerzen gequält. Dann vergingen die Schmerzen, und er fühlte sich nicht anders als vor dem Mordanschlag. Seine Beine waren taub und gelähmt wie immer. Er fluchte so laut, daß alle Anwesenden zusammenliefen. Die Erben und der Doktor standen staunend am Bett des alten Mannes, den sie im Sterben
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