027 - Werwolf in der Nacht
Verenas Eltern in Falun auf. Als er seine dämonische Bestimmung erkannte, verließ er die Eklunds, die von seinem wahren Wesen nichts ahnten. Ich hatte Eklund und meine acht übrigen Brüder auf dem Schloß der Gräfin Anastasia von Lethian kennengelernt. Später war Eklund in London mitsamt seiner Geliebten, dem weiblichen Werwolf Jennifer Jennings, durch mich ums Leben gekommen. Im Augenblick seines Todes hatte er durch Schwarze Magie eine Gedankenbrücke zu seiner Schwester Verena hergestellt. Sie erlebte seinen Tod mit. Ein Teil von Eklunds Fähigkeiten floß auf sie über. Von diesem Augenblick an war Verena ein weiblicher Dämon, eine Hexe.
Das alles schrie sie mir triumphierend ins Gesicht. Sie wollte Rache nehmen an mir.
Sie war es, die Gunnar Larsson das nicht nachweisbare Gift gegeben hatte, mit dem er seinen Vater Elmar Larsson umbringen wollte. Sie hatte Gunnar eingeredet, was sie durch ihre magischen Fähigkeiten wußte: daß er im Testament als Haupterbe eingesetzt war. Allerdings hegte Elmar Larsson die Absicht, das Testament noch einmal zu ändern. Gunnar vergiftete ihn, bevor er seinen Plan in die Tat umsetzen konnte. Der Dämon Verena wartete schon darauf, den Pakt mit ihm abzuschließen. Alles spielte sich so ab, wie Verena es sich ausgerechnet hatte. Sie machte einen Teil von Elmar Larssons Ich zum Werwolf und bewog Gunnar, den Alten auf die Idee zu bringen, aus aller Welt Werwolfjäger herbeizuholen. Daß mein Name auf der Liste erschien, dafür hatte Verena gesorgt. Mit mir zu schlafen, hatte ihr ein perverses Vergnügen bereitet. Sie hatte dabei stets an ihre Rache gedacht. Selber konnte sie sich nicht in einen Werwolf verwandeln. Der Larsson-Werwolf sollte ihre Rache übernehmen.
Gunnar Larsson und der Werwolf waren beide von Verena getäuscht und für ihre Zwecke eingespannt worden; beide hatte sie belogen und betrogen. Als sie es nun erfuhren, befanden sie sich in Verenas magischem Bann und konnten nichts unternehmen. Sie mußten dem Dämon gehorchen.
Lange dauerte es, bis Verena zum Ende kam.
»Jetzt wirst du sterben, Dorian Hunter!« Sie befahl dem Werwolf, mich zu zerfleischen.
Meine Lage war verzweifelt. Verena zielte auf mich, und von der Seite schlich der Werwolf heran, knurrend und zähnefletschend. Ich hatte keine Chance mehr.
Da flog die Tür auf. Gregor Yameshi stürzte herein, seine Command Lady im Anschlag.
»Die Waffe weg!« herrschte er Verena an.
Sie funkelte ihn an, mit den dämonischen Augen meines Werwolfbruders Jörg Eklund. Doch Yameshi vermochte ihr Blick nicht zu bannen. Sie wollte eine Beschwörung murmeln.
»Kein Wort!« sagte Yameshi scharf. »Ich schieße sofort, Hexe.«
Verena ließ das Gewehr fallen. Yameshi zielte auf den Werwolf. Da rannte Birgit Larsson herein und schlug den Lauf der großkalibrigen Büchse zur Seite. Der Schuß dröhnte, die Kugel fuhr in die Wand.
Verena befahl ihren Vasallen anzugreifen. Yameshi wollte Birgit abschütteln, aber das Mädchen hing an ihm wie eine Klette. Gunnar Larsson versetzte ihm einen schweren Schlag und entriß ihm das Gewehr. Der Werwolf sprang auf mich los. Ich wehrte mich mit den bloßen Händen gegen die Bestie.
»Nein!« schrie Birgit. »Nein, nein! Das darfst du nicht tun! Um meinetwillen, tu es nicht!«
»Töte!« kreischte Verena. »Töte, töte!«
Ein schrecklicher Widerstreit tobte in dem Werwolf. Das Gute in ihm bäumte sich gegen den Fluch der Schwarzen Magie auf. Der Konflikt zerriß ihn fast innerlich. Dann sprang er Verena an.
Die rothaarige Hexe schrie auf. Im nächsten Moment zerfetzte das Ungeheuer, das sie selber geschaffen hatte, ihr die Kehle.
Von Gunnar Larsson fiel der magische Bann ab. Er warf das Gewehr weg, schlug die Hände vor die Augen und stolperte brüllend aus der Hütte. Der Werwolf zerfleischte die dämonische Verena.
Gregor Yameshi packte die Command Lady, und diesmal konnte sich Birgit nicht rechtzeitig dazwischenwerfen. Tödlich getroffen brach der Werwolf über dem zerfleischten Leichnam Verenas zusammen. Birgit warf sich weinend über ihn.
»Großvater«, jammerte sie, »du hast dich für das Gute entschieden – für mich. Deine Liebe zu mir war letzten Endes doch stärker als alles andere. Immer werde ich deiner in Liebe und Zuneigung gedenken.«
Ein letztes Winseln, und der Werwolf streckte die Glieder aus. Vor unseren Augen löste sein Körper sich in Nichts auf. Der Teil des Ichs, der ihn beseelte, war in den gelähmten Körper des alten Elmar Larsson auf
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