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0270 - Mordnacht der Wölfe

0270 - Mordnacht der Wölfe

Titel: 0270 - Mordnacht der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Straßenbreite einnahm. Schließlich tauchte das Dorf vor ihnen auf. Spielende Kinder blieben stehen und starrten den riesigen Wagen mit offenen Mündern an. Schließlich verirrte sich so ein fahrbares Schlachtschiff ja auch nicht alle Tage nach San Diego de los Angeles.
    »Da steht ein Kleinwagen«, bemerkte Nicole trocken und deutete auf den gelben Diplomat. Zamorra hüstelte. Was Nicole so »klein« nannte, war für andere Leute immerhin noch ein Oberklassen-Wagen.
    »Ist Ted Ewigk etwa auch hier?« entfuhr es ihm überrascht, weil er sich entsann, daß der Geister-Reporter aus Frankfurt auch noch einen Zweitwagen dieses Typs und dieser Farbe neben seinem Rolls-Royce besaß. Nicole schüttelte den Kopf. »Das muß Teri sein… sie erzählte mal, daß sie so einen Wagen besitzt, aber sie fährt ihn kaum mal.«
    »Dies ist ein kleines Dorf, und dementsprechend abergläubisch dürften die Einwohner sein«, erinnerte Zamorra. »Wenn Teri per zeitlosem Sprung hier quasi aus dem Nichts auftauchte, wunderten sich die Leute vielleicht. Also hat sie ihren fahrbaren Untersatz mitgebracht, um ihre Ankunft logisch zu erklären. Ein Sportwagen hätte allerdings besser zu ihr gepaßt.«
    »Ein hübscher silberner Mercedes 500 SL«, nickte Nicole. »Vielleicht würde es auch eine Corvette oder ein süßer niedllicher Porsche tun.« Sie bremste den Cadillac sanft vor der Bodega ab. Wenn es eine Unterkunftmöglichkeit gab, dann nur hier. »Ich gehe schon mal hinein. Bringst du die Koffer mit?«
    Zamorra zeigte sich von seiner stahlharten Seite. »Nur meinen eigenen«, sagte er. »Jeder sorgt für sich allein.«
    »Gemeinheit«, maulte Nicole und dachte schaudernd an ihre Koffersammlung. »Du bist mir ein schöner Kavalier…« Schwungvoll sprang sie aus dem Wagen. Da sah sie den Schatten, der blitzschnell hinter einer Hauswand verschwinden wollte. Da hatte einer ihre Ankunft beobachtet, wollte aber selbst nicht gesehen werden!
    Hastig machte sie Zamorra auf ihre Beobachtung aufmerksam. Dann spurtete sie los, weil sie den heimlichen Beobachter erwischen und zur Rede stellen wollte. Sie flankte über einen niedrigen Zaun, huschte an der Seitenwand des Häuschens vorbei und blieb dicht vor der Ecke stehen.
    Sie achtete auf den Stand der Sonne und stellte erfreut fest, daß ihr Schatten sie nicht verraten konnte, weil er in die andere Richtung zeigte. Sie spannte die Muskeln an und schnellte sich um die Ecke, hinter der der Beobachter verschwunden war.
    Aber da war niemand mehr!
    Im hohen Gras hinter dem Haus gab es auch keine Spuren.
    Nicole holte tief Atem. Der Bursche konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. Geflogen war er bestimmt auch nicht, weil es Menschen mit Flügeln nicht gab. Schon gar nicht in einem winzigen spanischen Dörflein, das nicht einmal auf jeder Landkarte zu finden war. Aber sie hatte ihn gesehen, da war sie sicher.
    Oder wenigstens seinen Schatten!
    Suchend drehte sie sich um. Im nächsten Moment knallte etwas, nur vom Stetson leicht gedämpft, gegen ihren Hinterkopf und ließ sie besinnungslos zusammensinken.
    ***
    Teri hatte den Wagen ebensowenig gehört wie Constanca. Aber Fenrir meldete sich bei ihr. Sie sind da, teilte er mit.
    Teri sprang auf und huschte zum Fenster. Da sah sie den offenen Cadillac.
    »Was ist denn los?« fragte Constanca noch halb verträumt; Fenrirs Mitteilung war nicht für sie bestimmt gewesen. Nebenbei war der Wolf sauer; Teri beschäftigte sich seiner Ansicht nach zu viel mit diesem Mädchen und zu wenig mit ihm. Dabei hatte er die Streicheleinheiten seiner Ansicht nach viel nötiger.
    »Zamorra ist da«, stieß Teri hervor, kleidete sich hastig an und eilte aus dem Zimmer über die Treppe nach unten. Diesmal nahm sie den Vordereingang, weil das kürzer war. Die Schankstube war leer. Es war Siesta. Jeder anständige Spanier hatte sich jetzt irgendwo verkrochen, um die Mittags- und Frühnachmittagszeit traditionsgemäß verstreichen zu lassen, auch wenn es längst noch nicht sommerheiß war. Aber Traditionen durften eben niemals gebrochen werden, und auf zwanzig Grad kam es auch jetzt allemal.
    Auch Fenrir erhob sich und trottete aus dem Zimmer, aber er nahm einen anderen Weg. Ihm war etwas aufgefallen, dem er nachgehen wollte. Constanca blieb allein und etwas verwirrt zurück, dann schlich sie zum Fenster und spähte hinaus. Ihr wurde klar, daß gleich jeden Moment Besucher kommen konnten und daß die ungestörten Momente vorbei waren. Mit leichtem Bedauern machte sie sich

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