0270 - Mordnacht der Wölfe
Tank explodiert gleich!«
Der Wirt wurde leichenblaß und hastete in die Schankstube zurück. Unwillkürlich begann Zamorra die Sekunden zu zählen, während er verzweifelt überlegte, was mit Teri geschehen war. Im Augenblick der Explosion war sie doch direkt neben dem Wagen gewesen. Warum lag sie jetzt aber nicht dort?
Da hatte sich die Flammenhölle bis zum Achtzig-Liter-Tank durchgefressen, und der explodierte prompt und schüttelte das knisternde und prasselnde Wrack noch einmal durch. Sekunden später folgte der Reservekanister dem Beispiel.
Damit war die Explosionsgefahr erst einmal gebannt.
Etwas anderes fiel Zamorra auf. Warum kam Nicole nicht zurück? Sie mußte diesen dreifachen Wecker doch auch gehört haben!
Statt dessen tauchte Fenrir auf. Er kam dorther, wohin Nicole lief, und die Art, wie er herantrottete, zeigte Zamorra, daß da etwas nicht stimmte. Aber im gleichen Moment wurde er von hinten angesprochen.
Er fuhr herum und sah Teri!
»Bist du verletzt?« stieß er besorgt hervor, während er begriff. Teri hatte sich per zeitlosem Sprung noch rechtzeitig entfernen können. Etwas abbekommen hatte sie trotzdem; auch der zeitlose Sprung brauchte in der gedanklichen Vorbereitung wenigstens ein paar Zehntelsekunden, ehe Teri sich hier auflösen und dort neu entstehen konnte. Ihre weiße Kleidung war rechtsseitig angesengt, und im Gesicht hatte sie einen niedlichen schwarzen Rußfleck. Trotzdem lächelte sie. »Ich bin okay, Zamorra. Herzlich willkommen in San Diego.« Sie hauchte ihm einen Kuß auf die Wange. »Ich konnte rechtzeitig springen. Ich hörte das Knacken des Zünders…«
»Funkzündung?« murmelte Zamorra.
Fenrir preßte sich gegen Zamorras Beine. Nicole liegt drüben bewußtlos hinter der Hausecke mit einem Zettel in der Hand, teilte er mit. Der Parapsychologe wandte sich um. Hier am Wagen war ohnehin nichts mehr zu retten. Er nickte Teri zu. »Kannst du das hier regeln? Ich muß nach Nici sehen.« Mit ein paar Sprüngen war er über den Zaun und ließ sich von Fenrir weiterleiten.
Nicole schlug gerade die Augen auf. Als sie ihn über sich gebeugt sah, atmete sie auf und stützte sich auf die Ellenbogen. »Hast du ihn gesehen?« flüsterte sie.
Zamorra schüttelte den Kopf. »Wen?«
»Den Burschen, der mir eins übergezogen hat. Scheint fliegen zu können, weil er keine Spuren im hohen Gras hinterläßt.«
Zamorra sah in die Runde. Die einzige Spur, die es gab, stammte von Fenrir, der Nicole jetzt zur Begrüßung in bewährter Manier die lange rote Wolfszunge durchs Gesicht ziehen wollte. Das brachte sie schneller wieder auf die Beine, als ihrem angeschlagenen Hinterkopf guttat. »Au, tut das weh… ich glaube, ich brauche ein paar Minuten Ruhe.«
Zamorra hob den Zettel auf, der neben ihr lag. Er konnte genügend Spanisch, um ihn übersetzen zu können.
Verlaßt die Gegend oder sterbt!
»Sehr freundlich und einladend«, sagte er und zerknüllte den Zettel. »Hier wirst du niedergeschlagen, vorn Teris Wagen in die Luft gesprengt…«
Nicoles Augen weiteten sich. »Habe ich etwas verpaßt?«
»Kommt ganz drauf an«, sagte Zamorra. »Kannst du gehen?«
Nicole konnte.
Vorn war Teri in eine heftige Diskussion mit mehreren Spaniern verwickelt. Die anderen sahen gelassen zu, wie der Wagen ausbrannte. Ans Löschen dachte keiner. Erfreulicherweise war es windstill, so daß die Flammen weder auf die Bodega noch auf den großen Baum übergreifen konnten. Trotzdem gefiel Zamorra das alles nicht. Er kannte die Spanier allgemein als wesentlich hilfsbereiter. Daß hier niemand auch nur den kleinen Finger rührte, gab ihm zu denken.
»Das sind Julio daRaca und der Alkalde Mendez«, stellte Teri ihre beiden Gesprächspartner vor.
Zamorra entging nicht, daß Mendez dem Wolf so weit wie möglich aus dem Weg ging. Er hatte wohl Angst vor Fenrir.
»Sie sind also auch Werwolfjäger?« fragte er aggressiv. »Hier scheint sich ja neuerdings jeder um die Ehre zu reißen, von unserem Supertierchen zerfleischt zu werden. Señor daRaca kann Ihnen erzählen, wen er heute morgen tot zurückgeholt hat.«
Zamorra lächelte. »Sie sollten froh sein, daß sich plötzlich so viele Leute für Ihren Fall interessieren«, sagte er. »Wenn Sie mich bitte informieren würden?«
Mendez maß ihn mit kritischem Blick. »Gut«, sagte er. »Gehen Sie mit daRaca in mein Büro. Er ist der Fachmann. Wenn Sie unbedingt sterben wollen… aber wir übernehmen keine Verantwortung, damit das klar ist. Mir reichen die
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