0271 - Hexen-Zauber
geschrieben hatte, zu befragen, konnte auch keine besonderen Neuigkeiten zutage bringen.
Professor Zamorra sah auf die Uhr. In einer halben Stunde wollte er sich mit Elfi Berger und Inge Bach am Deutschen Eck treffen. Bereits am Vortage hatte er einen Mercedes gemietet. Seit er von Stephan Möbius einen Daimler mit diversen Extras geschenkt bekommen hatte, wollte er kein anderes Auto mehr fahren.
Der Mercedes erfüllte Zamorras höchste Ansprüche.
Die halbe Stunde bis zum Treff galt es noch zu nutzen.
Das Ferngespräch nach Frankreich war bereits erledigt. Nicole Duval war im Bilde, daß der Meister des Übersinnlichen erst in einigen Tagen heimkehren werde. Nun, der zierlichen Nicole würde es keinen Augenblick langweilig werden. Bei seiner Abreise hatte Professor Zamorra mit einem spitzbübischen Grinsen Berge von unbeantworteter Post vor ihr aufgetürmt. Damit war sie noch für einige Tage beschäftigt, ohne auf den Gedanken zu kommen, mal bei den Mode-Zaren in Paris vorbeizufahren und sich die neuen Kollektionen vorführen zu lassen.
Professor Zamorra wählte die Nummer der Wasserschutzpolizei. Es dauerte einige Zeit, bis er die zuständige Stelle in der Leitung hatte.
»Ja, wir haben das Wrack der ›Germania‹ entdeckt!« wurde ihm erklärt. »Taucher sind unten gewesen und haben alles abgesucht. Die Leichen des Kapitäns und des Rudergängers sollen schrecklich ausgesehen haben!«
»Hat man … hat man auch Carsten Möbius gefunden … der Millionenerbe, der mit dem Schiff untergegangen sein soll?« fragte Zamorra, während seine Handflächen feucht wurden.
»Nein!« klang es unpersönlich aus der Leitung. »Alle Leichen im Wrack sind geborgen und identifiziert. Die von Ihnen genannte Person war nicht mit dabei … sagen Sie, was geht Sie das eigentlich an … sind Sie von der Presse?« Die Stimme des Beamten der Wasserschutzpolizei wurde frostig.
Mit einigen höflichen Dankesworten hängte Professor Zamorra auf. Obwohl das Schicksal seiner beiden Freunde ungewiß war … es bestand die Chance, daß sie noch am Leben waren. Denn sonst hätte man ihre toten Körper gefunden.
Zamorra zweifelte keinen Augenblick an der Aussage der beiden Männer, daß die »Germania« durch Kräfte, die jenseits aller Vorstellungskraft lagen, zum Sinken gebracht wurde. Die beiden Stewardessen hatten die Loreley erglühen und in ihrem Inneren eine schlafende Frauengestalt gesehen.
Zaubermächte waren am Werk – so viel stand fest. Doch welche Macht hinter dieser Zauberei stand – das mußte er ergründen.
Der Meister des Übersinnlichen beschloß, auf dem schnellsten Wege zur Loreley zu fahren. Dort am Rheinfelsen mußte sich das Schicksal entscheiden.
***
Sandra Jamis hielt die Augen krampfhaft geschlossen, während sie von einer Riesenfaust zur anderen weitergereicht wurde. Fest umklammerte sie die ohnmächtige Freundin. In Tinas Körper regte sich schwaches Leben.
Sandra spürte, daß sie von den Riesen hinaufgereicht wurde. Aufwärts zur Spitze des Felsens. Was mochte sie dort oben erwarten?
Aus Tina Berners Mund kam ein leises Stöhnen. Ein sicheres Anzeichen, daß sie in einigen Augenblicken aus ihrer Ohnmacht erwachen mußte.
Doch Sandra hatte zu viel Angst vor dem Anblick des sicheren Todes, als daß sie es wagte, auch nur für einen kurzen Moment die Augen zu öffnen.
Gleich … gleich mußte es soweit sein. Jetzt … jetzt …
Ein eisiger Schreck durchzuckte Sandra Jamis, als sie den Halt verlor. Doch sie fiel nicht weit. Der Schmerz des Aufpralls brachte sie dazu, die Augen zu öffnen. Neben ihr erwachte Tina Berner aus ihrer Ohnmacht.
Sandra Jamis riß die Augen auf, als sie die mächtigen Riesenkörper in sich zusammensinken und übergangslos in Erdspalten verschwinden sah.
Und sie sah das Mädchen, das inmitten der hinabgleitenden Riesengestalten stand und den Vorgang mit ernstem Gesicht verfolgte.
»Regina … bist du Regina Stubbe, von der Micha und Carsten so viel erzählen?« fragte Sandra scheu. Sie hatte schon eine ganze Menge über das Mädchen gehört, das einst einen Vampir geliebt hatte. Welche übersinnlichen Kräfte mochte sie durch dieses Verhältnis bekommen haben?
»Ja … ich war Regina Stubbe … ich bin Regina Stubbe…!« kam es langsam und stockend von den Lippen des Girls. »Ihr könnt mich mit diesem Namen rufen, wenn Menschen in der Nähe sind!«
»Was soll das heißen?« fragte Sandra Jamis verwirrt. Doch in diesem Moment kamen ihrer Freundin Tina
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