0271 - Hexen-Zauber
unsicheres Gefühl in ihr Inneres.
Mit welcher Kraft hatte sie sich jetzt angelegt? Denn übergangslos veränderte sich nun Reginas Gesicht zur abstoßenden Larve.
Die Hexe Loreley zeigte das Gesicht, das sie wirklich trug.
»Nach den Gesetzen eines magischen Duells bin ich nun dran!« kam es aus dem zu einem höhnischen Grinsen verzogenen Mund. »Versuche einmal, dich gegen meine Kunst zu wehren!«
»Hilfe!« kreischte Tina Berner als sie den Boden unter den Füßen verlor. Sie spürte, daß Sandra Jamis vergeblich versuchte, ihren Fuß zu erhaschen. Die unheimlichen Kräfte der Loreley ließen wenige Sekunden später die Gestalt eines Mädchens wie einen Vogel über das Rheintal schweben. Tief unter sich sah Tina Berner den Fluß und die Felsen.
» Nein … ich will nicht … ich will runter! « kreischte sie in höchster Angst.
»Runter möchtest du … das kannst du haben!« vernahm sie in ihrem Inneren die Stimme der Loreley. »Augenblick … das Bad ist gerichtet. Hoffentlich ist es nicht zu kalt. Hehehe…!«
» Neiiiiiin! « gellte Tinas Stimme, als die Hexenkräfte verschwanden und ihr Körper wie ein Stein herabstürzte. Unter ihr gurgelten die Fluten des Rheins. Gleich war es vorbei …
Doch bevor sich das Wasser über ihr schloß, wurde das Mädchen wieder emporgetragen. Wie eine Rakete schoß sie nach oben in das Blau des Himmels. Höher … immer höher. Die Erde wurde ein verschwommenes, braungrünes Etwas, durch das der Rhein wie ein Silberband schimmerte.
»Macht es dir Spaß, Mädchen? In deinen Gedanken habe ich gelesen, daß du gerne ein Raumschiff fliegen möchtest. Nun, wie gefällt es dir, hier auf die Astronautenfähigkeit getestet zu werden.«
» Aufhören! « heulte Tina Berner mit flatternden Nerven. » Setz mich ab. Ich will dir doch nichts tun! «
»Das kannst du auch nicht!« meckerte die Loreley, während sie Tinas Körper in langen Spiralen schweben ließ. »Doch sage mir, bevor du stirbst, wer dich diesen Spruch gelehrt hat, mit dem du versucht hast, mich zu bekämpfen.«
»Meine Freundin Nicole war das … und die kennt ihn von Professor Zamorra, dem weltberühmten Parapsychologen!« stieß Tina Berner hervor.
» ZAMORRA! « zischte die Stimme der Hexe. Schlagartig erkannte sie, daß sich der Kreis schloß.
Wenn sie diese beiden Mädchen in ihre Gewalt brachte, konnte sie alle ihre Pläne verwirklichen.
Denn sie selbst wollte die Macht, die Amun-Re besaß. Doch Amun-Re fürchtete Professor Zamorra. Also mußte sie durch die beiden Mädchen Zamorra erpressen, in ihrem Auftrage gegen Amun-Re zu kämpfen.
Vielleicht gelang es sogar, sich die beiden Männer dienstbar zu machen. Dann mußten sie versuchen, aus der Tiefe des Rheins den Ring des Nibelungen heraufzuholen, mit dem man das Tor zu der anderen Dimension öffnen konnte. Und dann – wehe dir, Zeus – oder wie sich der Abtrünnige jetzt nannte.
Beiläufig nahm die Loreley wahr, daß Sandra Jamis versuchte, den Körper der Regina Stubbe zu Boden zu zerren. Sieh an, auch dieses Mädchen war kein Angsthase. Für die Einsätze, die sie machen sollte, war sie bestens geeignet. Es galt nur noch, ihr klar zu machen, wer hier stärker war.
Die Hexe aktivierte magische Kraftströmungen in ihrem Körper, die ihr Äußeres unter eine Energie setzten, die dem irdischen Strom vergleichbar ist. Sandra Jamis wurde von der Spannung voll getroffen und mehrere Meter zurückgeschleudert. Tapfer bemühte sie sich, ein schmerzhaftes Stöhnen zu unterdrücken. Tränen der Wut traten in ihre Augen. Taumelnd kam sie wieder auf die Füße.
»Möchtest du es noch einmal durchmachen?« kam es honigsüß aus dem Mund von Regina Stubbe. »Oder hast du Bedarf, deiner Freundin über den Wolken Gesellschaft zu leisten?«
»Tu ihr nichts!« bettelte Sandra Jamis. »Bitte, tu der Tina nichts!«
»Ich sehe, du erkennst, daß du nur Staub vor mir bist!« erklärte die Loreley. »Auch deine Freundin hat dies erkannt. Ihr beide werdet mir dienen!«
»Ich werde mich nie dem Bösen unterwerfen!« erklärte das hübsche Mädchen mit den kurzen, braunen Haaren fest. In ihre sonst so ruhigen Augen trat ein entschlossener Zug.
»Ich sehe, wir beide werden viel Spaß miteinander haben!« sagte die Hexe vom Rheinfelsen. »Jedenfalls das, was ich unter Spaß verstehe!«
Im nächsten Moment hörte Sandra unter sich ein häßliches, schmatzendes Geräusch. Gleichzeitig spürte sie, wie sie leicht einsackte und sich eine unsichtbare Fessel um
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