0272 - Flaggschiff in Not
lieber Lun. Aber mehr kann ich Ihnen nicht sagen, ohne gegen die guten Sitten zu verstoßen. Nur, wenden Sie Rudos Ausspruch niemals in guter Gesellschaft an, vor allem nicht in der Gegenwart von Damen."
Baar Lun schlug sich auf den Mund.
„Ich habe es schon einmal gesagt. Zu Gucky."
Der Oxtorner winkte ab.
„Gucky ist in der Beziehung abgebrüht. Dem haben Sie ohnehin nichts Neues damit erzählt. - Aber gehen wir zu angenehmeren Themen über: Was fangen wir mit den Ikas an?"
Der Modul lachte spöttisch.
„Ein angenehmeres Thema nennen Sie das? Außerdem war Ihre Formulierung falsch. Es müßte ja wohl heißen: Was fangen die Ikas mit uns an."
„Nein, nein! Sie haben schon richtig verstanden!"
Omar streckte seine gebundenen Hände aus.
Es kostet mich nur wenig Anstrengung, diese lächerlichen Fäden zu zerreißen. Die Tür ist auch nicht stabil genug für mich. Aber darum geht es mir gar nicht. Ich möchte erst genau wissen, was überhaupt gespielt wird, bevor ich etwas zu unternehmen gedenke."
Lun horchte aufmerksam.
„Das werden Sie wahrscheinlich bald erfahren, Hawk. Draußen nähern sich Schritte."
Omar hörte es jetzt auch. Kurz darauf wurde die Tür aufgerissen. Die Mündungen mehrerer Schockwaffen zeigten auf die beiden Männer.
„Mitkommen!" schnarrte eine Stimme auf Tefroda. Dann wurde der Befehl auf Interandro wiederholt.
Draußen wurden sie von mindestens fünfzig Wachen eskortiert. Schweigend ging es durch mehrere Korridore, einen Lift hinab und schließlich in einen kleinen, kuppelförmigen Raum, der stark an eine Mischung aus physikalischem, biochemischem und radiologischem Labor erinnerte.
Zehn Wächter traten hinter ihnen ein. Die anderen blieben vor dem Eingang stehen. Vier Ikas, in lange, rote Mäntel gehüllt und mit roten Kappen auf den kahlen Schädeln, erwarteten sie bereits. Es waren die ersten Flugmenschen, die die beiden Männer vollständig bekleidet sahen.
Baar Lun blickte sich ruhig um. Er schien nichts Verdächtiges zu finden. Anders Omar Hawk. Als Geheimdienstoffizier kannte er zahlreiche Typen von Verhörmaschinen, so daß er eine Vorstellung vom Konstruktionsprinzip besaß.
Und eine der vielen Maschinen in dem Raum diente zweifellos der Befragung von Gefangenen.
Während Omar noch überlegte, ob sie Chancen besaßen, durch bewußte Gedankenblockierung das Verhörergebnis nach ihren eigenen Vorstellungen zu beeinflussen, entdeckte er die charakteristischen Formen eines Permeabolators an der zurückgefahrenen Schädelhaube des Geräts.
Da wußte er, daß sie weder ihr Bewußtsein noch ihr Unterbewußtsein gegen die Befragung sperren konnten.
Ein Permeabolator war etwas, das sich mit reflektierbaren Strömen in jede einzelne Gehirnzelle des Opfers tastete und alles, was dieses in seinem Leben irgendwann - auch unbewußt - aufgenommen hatte, auf chemisch präparierten Bändern getreulich speicherte.
Aber damit erschöpfte sich die Wirkung noch nicht.
Wer eine Befragung mit dem Permeabolator durchmachte, dessen Gehirn war hinterher praktisch nur noch eine nutzlose Zellballung kaum noch in der Lage, die animalischen Körperfunktionen zu steuern. Allgemeinverständlich ausgedrückt: Das Opfer besaß nach der „Behandlung" nicht mehr Denkvermögen als beispielsweise ein Regenwurm.
Omar Hawk wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ihm ein Bewacher den Lauf seiner Waffe in den Rucken stieß.
„Legen Sie sich dorthin!" bedeutete ihm einer der Rotgekleideten.
Steif wie ein Automat setzte sich Hawk in Bewegung...
*
Unmittelbar neben dem Gerät blieb er stehen. Sofort richtete einer der Bewacher seinen Schocker auf ihn.
Omar lächelte innerlich. Falls tatsächlich nur dieser eine Ika auf ihn schießen sollte, würden die anderen eine Überraschung erleben. Er hatte unterwegs zum Verhörraum Zeit genug gehabt, sich die Waffen der Flugmenschen anzusehen. Es waren nicht die hochwertigen terranischen Blaster mit atomaren Energiezellen, sondern ganz gewöhnliche Abstrahlgeräte mit Kompaktbatterien, die an Kraftstromsteckdosen aufgeladen wurden. Einen Schuß daraus würde er ohne negative Wirkung vertragen können, auch zwei. Selbst ein terranischer Schocker hätte ihm nur dann etwas ausgemacht, wenn der Schütze mit Maximalstellung und Dauerfeuer arbeitete. Das war für ihn zugleich ein Beweis dafür, daß man im Tankandorf mit mindestens drei oder mehr Waffen zugleich auf ihn geschossen hatte.
„Ich denke, es ist an der Zeit, ein bedauerliches
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