Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0272 - Gorgonen-Fluch

0272 - Gorgonen-Fluch

Titel: 0272 - Gorgonen-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Hubschrauber wieder hochzuzwingen. Aber das war ein Fehler, denn er kam auch nicht mehr rasch genug wieder hoch. Eine Kursänderung war nicht mehr drin, weil sie zur Katastrophe führen wollte. Da waren die obersten Äste schon. Jetzt wurde es hart, und alles ging blitzschnell. Der Schweiß drang Nicole aus allen Poren, während ihre Hände über die Bedienungshebel flogen. Jetzt wünschte sie sich, vier Hände zu haben oder einen Copiloten, auf den sie sich verlassen konnte.
    Wie ein Stein fiel der Hubschrauber.
    Irgendwo krachte und knallte etwas. Ein heftiger Ruck ging durch die Maschine. Entsetzt dachte Nicole an die Zamorra-Statue im Frachtraum. Hoffentlich hielten die Riemen und Schnüre…
    Dann kam der nächste Ruck. Der brachte Al Jones wieder zu sich. Der Pilot stöhnte dumpf. Der Hubschrauber setzte hart auf. Etwas brach knisternd und krachend. Die Maschine neigte sich zur Seite. Nicole schrie auf. Der Hauptrotor lief noch! Wenn die kreisenden Blätter sich in Erdreich, Fels oder Bäume bohrten…
    Abschalten!
    Sie schaltete ab. Aber das hätte auch nichts mehr genützt, wenn der Helikopter tatsächlich gekippt wäre. Aber in einer eigenartigen Schräglage blieb er hängen.
    Die Rotoren schwirrten aus und kamen zum Stillstand. Nicole lehnte sich zurück.
    Al Jones schüttelte den Kopf.
    »Sie sind wirklich verrückt«, sagte er. »Die Bruchlandung wird Sie teuer zu stehen kommen…«
    Aber das war Nicole im Moment egal. Sie war unten, nur das zählte. Und sie war so nahe an Merlins Burg.
    Wenn er sie nur aufnahm und Zamorra aus seinem Marmor-Zustand erlöste…
    ***
    Al Jones schüttelte den Kopf. »Mit der Karre komme ich wieder hoch«, versicherte er mit verbissenem Gesichtsausdruck. »Ich werde den hinteren Propeller ein wenig richten. Wir werden zwar erheblich unbeweglicher sein als vorher, aber wir kommen auf jeden Fall nach London zurück - wenn Sie mich nicht noch einmal niederschlagen, weil Sie selbst mal einen Hubschrauber verschrotten wollen.«
    Nicole hatte andere Sorgen. Sie achtete nicht darauf, was der Pilot vor sich hin brummelte. Sie mühte sich damit ab, die Ladeluke des Frachtraums zu öffnen.
    »Helfen Sie mir doch, Jones!« verlangte sie.
    Jones hörte nicht. Er begutachtete die Schäden, die der Hubschrauber davongetragen hatte. Das Fahrwerk war restlos zerschmettert. Hier saß der Hubschrauber zwischen Steinen am Berghang wie in einem Sattel. Aber bei der Rückkehr mußte er auf dem Heathrow Airport auf geradem Boden landen. Da würde er zwangsläufig umkippen.
    »Das wird Ärger geben«, murmelte Jones. »Ich werde durchfunken müssen, daß man uns eine Art Landegerüst baut… sonst überleben wir die Geschichte nicht…«
    »Jetzt fassen Sie endlich mit an, Al!« schrie Nicole von der anderen Seite her.
    Endlich bemerkte Jones, daß sie den Frachtraum öffnen wollte. Seltsam genug schon, eine Verrückte bei sich zu haben, die den Hubschrauber kaputtlandete, aber wenn die dann nach dieser Leistung im Wald nicht einmal mit einer einfachen Ladeluke fertig wurde… Al Jones packte zu und riß das Ding auf. Schneller als er turnte Nicole dann hinein, voller Sorge, die Marmorfigur könne bei dem harten Aufprall zerstört worden sein. Gewundert hätte sie es nicht.
    Jones hörte den gellenden Aufschrei.
    »Was ist los?« fauchte er und kletterte ihr nach.
    »Die Marmorfigur«, keuchte Nicole und sah sich mit flackernden Augen in der unbeschädigten Frachtkammer um, die ringsum geschlossen war - bis auf die anfangs klemmende Außenluke.
    »Sie ist - verschwunden!«
    ***
    An Bord der LADY SHARK befanden sich nur Statuen aus Marmor. Sie rührten sich nicht. Niemand achtete darauf. Es wimmelte jetzt bei Tage nur so von Leben im Yachthafen, aber niemand kümmerte sich um die LADY SHARK. Niemand warf auch nur einen Blick dorthin. Und selbst wenn - was gab es schon anderes zu sehen als eine normale Wolfsfigur auf dem Vorderdeck und eine Frauenstatue am Niedergang?
    Daß auf der Kommandobrücke eine weitere, nur unterarmlange Statue stand und blutige Tränen weinte, sah niemand.
    Stheno wartete ab. Zwei der Wissenden, die zur Yacht gehörten, waren fort, und sie hatten eine Figur mitgenommen. Doch sie würden zurückkehren und in die Falle gehen.
    Stheno hatte Zeit. Ungeduld kannte sie nicht. Im Laufe der langen Zeit gewöhnte sie sich diese Untugend ab. Sie konnte die verstreichende Zeit ja nutzen, nach ihrer Schwester Euryale zu rufen, die noch irgendwo in tiefstem Steinschlaf liegen mußte und

Weitere Kostenlose Bücher