0272 - Gorgonen-Fluch
für solche Fälle identisch.
Nicole kam auf Anhieb mit dem Hubschrauber klar.
Sie besaß zwar keinen Pilotenschein, aber sie hatte oft genug in Maschinen dieser Art gesessen und Zamorra oder Bill Fleming auf die Finger gesehen und gelernt. Das reichte ihr, die Maschine zu fliegen. Sie orientierte sich am Kompaß, richtete den Kurs wieder ein und flog jetzt den Berg direkt an, der zwischen dem kleinen Dorf Cwm Duad und der Küstenstadt Carmarthen stand.
Sie war ihrem Ziel schon nahe…
***
Teri Rheken hatte sich kaum in ihrer kleinen Zimmerflucht eingefunden, die ihr in Merlins Burg zur Verfügung stànd, als Merlin anklopfte.
Der Magier, der schon lange vor König Arthurs legendärer Tafelrunde über die Geschicke der Menschen wachte und sich jetzt besonders Zamorras und seiner Gefährten annahm, trat ein. »Ich bin jetzt sicher«, sagte er. »Ich kenne die Zusammenhänge, die mir vorhin noch verborgen waren.«
»Erzähl«, forderte die Druidin ihn auf. »Was ist mit Fenrir?«
»Schicksale verknüpften sich. Die Zahnräder der Zeit greifen ineinander. Vergangenheit und Zukunft arbeiten zusammen«, orakelte der weise Merlin. »Noch werde ich nicht sprechen, denn ich will nichts zweimal erklären. Du wirst dich gedulden müssen, bis unser Besuch eintrifft. Jemand kommt… .«
»Wer kommt?« fragte Teri.
Merlin lächelte. »Ich werde ein wenig helfen müssen«, sagte er. »Zamorra kommt. Aber er ist nicht mehr der Zamorra, den zu kennst, Teri… er hat sich verändert.«
»Was bedeutet das?« schrie sie auf. »Was willst du damit andeuten?«
»Warte es ab«, sagte Merlin. »Und mache dich auf eine Überraschung gefaßt…«
Und dann ging er, um zu helfen …
***
Nicole jagte den schnellen Hubschrauber dem Berg entgegen. Sie wußte, daß der Wald oben dichter aussah, als er es in Wirklichkeit war. Die Maschine fand hier oder dort Platz. Und sie mußte dort landen.
Denn auf dem Berggipfel stand Caermardhin …
Caermardhin - Merlins Burg… die unsichtbare Festung, die niemand fand, wenn Merlin es nicht wollte. Man konnte getrost den Gipfel überqueren und jahrelang suchen, ohne fündig zu werden, weil die unsichtbare Burg sich in einer anderen Dimension verbarg, gewissermaßen in einer Falte von Raum und Zeit. Die Menschen in Wales, die noch die alten Legenden und Sagen kannten, wußten um die Existenz dieser Burg, aber auch sie fanden sie nie. Und das, obgleich sie manchmal sichtbar wurde.
Dann, wenn der Sage nach dem Dorf und dem Land Gefahr drohte…
Einige Male war Caermardhin aus den Schleiern der Unsichtbarkeit aufgetaucht und hatte sich den Menschen gezeigt, und jedesmal hatte tatsächlich eine unermeßliche Gefahr abgewendet werden müssen. Dann versank Caermardhin wieder in der Unsichtbarkeit.
Aber Nicole und Zamorra und ihre Freunde wußten noch mehr. Caermardhin, die Burg, in der Merlin lebte, wenn er auf der Erde weilte, war nur einer von vielen Stützpunkten des geheimnisumwitterten Magiers. Auf vielen anderen Welten gab es ähnliche Festungen, die Merlin dann und wann aufsuchte.
Es war also nicht unbedingt sicher, daß Merlin hier war. Es war auch nicht unbedingt sicher, daß er Nicole seine Burg finden ließ, auch wenn sie genau wußte, wo sie stand. Andererseits gab es von Caermardhin aus viele Verbindungen in alle Welt. Und mit Hilfe seiner Magie konnte Merlin von hier aus viele Dinge sehen, die sich überall zutrugen. Es mochte sogar sein, daß er aus der Ferne Zeuge des Gorgonenangriffs geworden war. Aber dann, überlegte Nicole weiter, hätte er höchstwahrscheinlich von sich aus eingegriffen, um Nicole die lange und für Zamorra gefährliche Reise zu ersparen.
Aber nur Merlin konnte Zamorra jetzt noch helfen. Wenn es noch Hilfe gab…
Der Berg wuchs vor ihr an. Sie zog den Hubschrauber höher und suchte in der Dunkelheit, die nur langsam der Morgendämmerung weichen wollte, nach einer geeigneten Stelle für die Landung. Sie fand den Schalter, mit dem sie die großen Scheinwerfer unter dem Rumpf des Hubschraubers einschalten und steuern konnte, und sah die grellen Lichtfinger, die durch das Dunkel schnitten.
Da war eine Art Lichtung…
Nicole ließ die Maschine wie einen Habicht darauf zuschnellen und absinken.
Zu spät bemerkte sie, daß sie zu schnell war! So rasch konnte sie den Hubschrauber gar nicht mehr abbremsen…
Was, wenn er doch nicht in die Lücke zwischen den Bäumen paßte?
Und wie schnell er stürzte!
In rasendem Tempo!
Nicole schaltete, versuchte den
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