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0272 - Gorgonen-Fluch

0272 - Gorgonen-Fluch

Titel: 0272 - Gorgonen-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht erwachen wollte oder konnte.
    Gib mir nur ein Zeichen, und ich finde dich und helfe dir, schrie Stheno lautlos. Dann werden wir gemeinsam herrschen und ein Heer von Untertanen unser eigen nennen. Mehr, viel mehr, als wir einst besaßen, denn viel mehr Menschen gab es jetzt auf der Erdenscheibe.
    Ein wenig wunderte Stheno sich.
    Sie lernte ständig dazu, sog nicht nur Kraft, sondern auch Wissen aus ihren Opfern. Und eines hatte ihr ungewollt verraten, wie viele Milliarden Menschen es auf der Erde gab.
    Das begriff die Gorgone nicht. Mußten diese Menschen sich nicht gegenseitig auf die Füße treten? Sicher, die Städte waren hundertmal größer als früher, das sah sie schon an Neapel. Aber die Erde besaß doch nur eine geringe Ausdehnung. Fielen die Menschen denn nicht über den Rand?
    Nur kurz beschäftigte sie sich mit diesem Mirakel, dann rief sie wieder nach ihrer Schwester.
    Und plötzlich bekam sie Antwort.
    Aber nicht von Euryale…
    ***
    Ich bin Zamorra, erkannte er. Und ich kann wieder schneller denken als bisher. Etwas beflügelt mich. Etwas ist in mir, das nicht in der anderen ist. Etwas, das mir Schutz und Geborgenheit gibt.
    Aber wo bin ich?
    Er konnte nicht genau erkennen, ob er träumte oder ob das, was er sah, Wirklichkeit war. Er befand sich in einem leeren Raum von unbestimmbarer Form, doch dieser Raum war nicht völlig leer.
    Außer ihm befand sich noch eine andere Wesenheit darin.
    »Stheno?« flüsterte er.
    Sie fuhr herum, und er konnte ihren Anblick ertragen. Er wußte, warum: er war ja schon zu Stein geworden. Ein zweites Mal konnte die Gorgone ihn nicht damit überraschen.
    »Warum überraschen?« fragte etwas in ihm. »Ist sie denn nicht meine Herrin? Ist es nicht ihr Recht, mich zu ihrem Diener zu machen? Und mehr als das tat sie doch nicht!«
    Aber etwas anderes in ihm gab ihm Kraft, sich aufzulehnen. Es war nicht nur in ihm, sondern auch um ihn herum. Es hüllte ihn ein.
    »Stheno, warum tust du das?« fragte er.
    Es war eine dumme Frage, erkannte er. Sie tat es, weil sie es mußte. Es lag in ihrer Natur, Fluch oder Waffe - wer ihr Schlangenhaupt sah, verfiel ihrer Macht.
    »Warum bist du erwacht, Stheno?« fragte er dumpf, »nach so langer Zeit?«
    Ein heftiger Schlag traf ihn. Unsichtbare Kräfte stießen zu. Seine Fragen waren ihr lästig.
    Sie griff ihn an!
    Sie wollte ihn wieder in ihren Bann zwingen. Aber da war das Schützende, das ihm half, zu sich selbst zu finden. Etwas floß zu ihm zurück. Er erkannte es wieder und begrüßte es freudig. Es kam aus Stheno, und es war dennoch ein Teil von ihm. Es war Lebenskraft.
    »Lebenskraft, die du mir raubtest, Stheno!« schrie er in jäher Erkenntnis der Dinge. Und er wehrte den nächsten Stoß ab, schlug zurück. Mit allem, was er besaß, packte er zu, um noch mehr von sich aus ihr zu zerren, zurückzuerobem. Mehr und mehr, wieder und wieder. Sie baute Sperren auf, die er in ihrer Struktur nicht begriff, doch da war das meiste schon an ihn zurückgeflossen. Stheno schirmte sich ab und wich zurück. Sie stieß wilde Drohungen und Beschimpfungen gegen ihn aus. Sie tobte. Sie drohte ihm an, ihn restlos, total und für alle Ewigkeiten zu vernichten. Er ahnte, daß sie es konnte. Hier waren sie fast gleichstark, weil es ein einmaliger Ausnahmezustand war. Das, was ihn einhüllte, half ihm. Ohne diese Hilfe hätte er es niemals geschafft. So aber konnte er Stheno überraschen.
    Doch nun war der Überraschungseffekt vertan. Sie war auch hier noch stärker als er. Er mußte sich zurückziehen, wenn sie ihre Drohung nicht wahrmachen sollte. Er wollte aber nicht vernichtet werden. Er hing doch am Leben, klammerte sich daran. Jetzt mehr denn je, wo er wieder er selbst war.
    Ich muß zurück! schrie es in ihm.
    Zurück, fort von hier! Und du wirst mich nicht bekommen, Stheno! Du nicht…
    Sie lachte schallend und griff nach ihm. Ihre entsetzlichen magischen Kräfte, die anders waren als alles, was er kannte, packten zu. Weil er sie nicht kannte, konnte er sich nicht richtig darauf einstellen. Stheno faßte ihn, überwand seine Gegenwehr und begann ihn zu zerdrücken.
    Sie besaß die Kräfte eines Steines. Schwer lastete sie auf ihm und zerdrückte ihn. Da wußte er, daß er verloren war.
    »Zaaamooorraaaa« gellte von irgendwoher ein Schrei.
    Zamorra, das bin ich, dachte er. Wer ruft mich?
    Nicole?
    »Niiiciii…« Und er sah sie vor sich auftauchen.
    Da ließ der Druck nach.
    Da war Nicole vor ihm, und sie schrie!
    Alles wurde

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