0272 - Gorgonen-Fluch
kurz versucht, telepathischen Kontakt mit ihm aufzunehmen«, sagte Teri.
»Und?«
Teri beugte sich leicht vor. »Er befindet sich nicht mehr in Château Montagne«, sagte sie. »Er ist in der Nähe von Neapel. Und er ist…« Sie verstummte.
Die Hand des Weißhaarigen berührte sanft ihre Wange, streichelte sie. »Was bedrückt dich?«
»Er ist… tot, oder zumindest in einem todesähnlichen Zustand«, brachte sie endlich im zweiten Anlauf hervor.
Der Weißhaarige runzelte die Stirn. »Fenrir tot? Das kann ich nicht glauben.«
»Doch… denn sonst bekäme ich Kontakt mit ihm. Aber ich finde ihn wohl, laufe aber auf ein unsichtbares Riff oder ins Leere. Fenrir denkt nicht mehr. Er ist nicht abgeschirmt, sondern tot.«
»Wir werden sehen«, murmelte der Weißhaarige. »Ich kann und will es nicht glauben«, sagte er. »Führe mich.«
Ihre beiden Geister verschmolzen miteinander. Und der Weißhaarige sah über die Barrieren von Zeit und Raum einen Wolf, der zu Stein wurde, und er sah noch mehr, das er zunächst nicht verarbeiten konnte. Verworrene Dinge, die nicht zueinander passen wollten. Er löste sich von Teris Führung, übernahm sie selbst und drang tiefer vor. Er wollte alles wissen, was er nur eben in Erfahrung bringen konnte.
Und er sah ein Weltentor, das sich aufbaute, sah den Loreleyfelsen… sah das alte Ägypten. Aber welchen Zusammenhang gab es hier?
Er sah noch mehr.
Er sah zwei Menschen durch das Weltentor in die Vergangenheit Ägyptens verschwinden. Und er sah, wie etwas anderes in diese Zeit geschleudert wurde, das aus der Vergangenheit kam.
Er sah es erwachen, ohne es zu erkennen, denn das, was er sah, paßte nicht zusammen.
Der Mann, der älter war als jedes lebende Wesen auf der Erde und der sich dennoch das ewige Feuer der Jugend bewahrt hatte, zog sich zurück. Er erwachte aus der Trance des Suchens.
»Ich muß Ordnung in meine Gedanken bringen«, sagte er. »Gib mir etwas Zeit, dann kann ich dir vielleicht sagen, ob Fenrir wirklich tot ist.«
Teri Rheken küßte ihn, dann verließ sie den einfach eingerichteten Raum und trat in die herrliche Pracht des restlichen Schlosses, um zu ihren eigenen Gemächern zu kommen.
Sie gab Merlin, dem Zauberer von Avalon, die Zeit, die er benötigte, um das nötige Wissen zu erlangen.
***
»Was soll das?« fragte Nicole scharf. »Warum drehen Sie ab?«
»Ich verzichte auf die großzügige Bezahlung«, sagte Al Jones. »Ich denke nicht daran, die Maschine zu einer Bruchlandung zu zwingen! Wer bezahlt mir das? Ich bin nicht lebensmüde!«
Nicole war wie vor den Kopf geschlagen.
»Hören Sie, Jones«, fuhr sie den Piloten an. »Ich sagte, ich kenne den Wald! Ich weiß, daß ein Hubschrauber da landen kann! Und ich fordere Sie zum letzten Mal auf, meine Kursanweisung zu befolgen!«
Al Jones lachte hart.
»Was suchen Sie denn da? Auf einem bewaldeten Berggipfel… wollen Sie da Ihre Schmuggel-Statue vergraben, bis Gras über die Sache gewachsen ist? Ohne mich! Ich hatte doch sofort das Gefühl, daß bei dieser Nacht- und Nebel-Aktion etwas nicht stimmt!«
Nicole war drauf und dran, ihn in ihren Plan einzuweihen. Aber rechtzeitig besann sie sich. Er würde ihr nicht glauben. Er würde sie auslachen, für eine Verrückte halten, und erst recht nicht auf jenem Berg landen…
Merkwürdig war ja schon, daß der bis auf den Gipfel hinauf bewaldet war…
Nicole überlegte fieberhaft. Cwm Duad, das kleine Dorf, anfliegen? Man kannte sie dort von früheren Abenteuern her und würde ihr helfen… aber von dort aus mit einem Geländewagen den schmalen Weg hinauf, der nicht einmal ganz bis zum Gipfel führte? Nein. Das würde der Marmor-Zamorra nicht überstehen!
Sie mußte direkt dran.
»Was immer Möbius Ihnen bezahlt -ich lege die gleiche Summe noch einmal dazu«, bot sie an.
Al Jones schüttelte den Kopf. »Nicht mal für das Zehnfache mache ich mir die Maschine da oben kaputt.« Er griff zum Funkgerät. »Ich rufe jetzt Heathrow an und teile unsere bevorstehende Rückkehr mit, damit man uns eine Einflugschneise freihält…«
Nicoles Schlag kam ansatzlos. Ihre Handkante traf den Piloten und betäubte ihn. Kraftlos sank Al Jones im Pilotensitz zusammen. Nicole faßte zu, löste seine Hände von den Hebeln und schaltete mit einem Knopfdruck alle Funktionen auf ihren Platz. Im Normalfall wurde dieser Hubschrauber von zwei Personen geflogen, aber eine Person im Cockpit reichte auch, und Bedienungen und Instrumente waren an beiden Arbeitsplätzen eben
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