0273 - Unter den Gletschern von Nevada
wieder zu erstarren. Papageorgiu drang bis zum freigelegten Eingang vor und streckte seinen Kopf in die Dunkelheit. Ich sah, wie er seinen Scheinwerfer vom Gürtel löste und in das Turminnere hineinleuchtete.
Dann war er im Innern verschwunden, und wir sahen nur noch den suchenden Lichtstrahl des Scheinwerfers. Wir folgten dem Griechen.
Ich atmete erleichtert auf, als ich nicht mehr dem schneidenden Wind ausgesetzt war, der uns im Freien zu schaffen gemacht hatte. Der Boden, den meine Füße betraten, war eisfrei. Ich folgte dem Beispiel der anderen und schaltete meinen Scheinwerfer ein. Im Licht der Lampen konnten wir sehen, daß im Innern des Turmes alle Einrichtungen weitgehend von der Zerstörung verschont geblieben waren. Überall standen Ortungs- und Peilgeräte. An den Wänden erkannte ich mehrere Maschinen, die alle noch funktionsfähig zu sein schienen. In der Mitte des Raumes war der Einstieg zum Lift. Ich bezweifelte jedoch, daß er intakt war.
Es stank nach verbrannter Isolation, nach Teer, Öl, Metall und Plastik.
Außer unseren Schritten war nichts zu hören.
„Wir wollen versuchen, den Eingang zu verschließen", ordnete Redhorse an. „Außerdem schalten wir sofort unsere Antigravprojektoren und Individualschutzschirme aus. Das wird unseren Verfolgern die Suche nach uns erschweren."
Ich hatte die Kampfroboter der Tefroder fast vergessen. Papageorgiu und Doutreval lösten einige Metallverkleidungen von den Maschinen und verbarrikadierten damit den Eingang. Das Heulen des Sturmes wurde zu einem kaum hörbaren Säuseln.
„Wir klettern hinab", sagte Redhorse und zeigte in Richtung des Lifts. „Vielleicht finden wir weiter unten irgend etwas, was uns weiterhilft."
Alles, was wir benötigten, war ein Hyperfunkgerät. Ich bezweifelte daß wir eines finden würden. Der Gedanke, durch den dunklen Turm in die unbekannte Tiefe vorzudringen, rief Unsicherheit in mir hervor.
Wir entdeckten, daß der Lift dort stand, wo wir ihn am wenigsten gebrauchen konnten: an der höchsten Stelle im Schacht. Redhorse probierte ein paar Hebel, doch der Tragkasten bewegte sich nicht.
„Keine Energie mehr", sagte Doutreval. „vielleicht gibt es irgendwo einen Notabstieg."
Es gab einen. Es handelte sich um einen schmalen Schacht mit einer zerbrechlich aussehenden Metalleiter. Brank deutete auf das Loch im Boden und sagte: „Ich glaube nicht, daß Surfat hier durchkommt."
„Da ich keine Zeit für eine Abmagerungskur habe, werde ich mich schon irgendwie durchzwängen" antwortete ich wütend.
Redhorse leuchtete in die Tiefe. „Wenn wir im Schacht stecken, sind wir leicht anzugreifen" sagte er.
„Trotzdem werden wir den Abstieg riskieren."
Er machte den Anfang und war gleich darauf verschwunden. Ich hörte seine Stiefel auf den Metallsprossen der Leiter aufschlagen. Brank, Papageorgiu, Doutreval und ich folgten. Bradon bildete den Abschluß.
Wir versammelten uns am Ende des Schachtes in einem langgestreckten Raum mit kahlen Wänden und Steinfußboden. Gegenüber der Temperatur, die im Freien herrschte, war es hier fast warm. Die Luft, die wir atmeten, erschien mir stickig. Vielleicht war es auch nur ein Gefühl der Beengung, das mich bedrückte. Ständig mußte ich an die Millionen Tonnen von Eis denken die uns einschlossen.
Redhorse leuchtete mit seinem Scheinwerfer die gesamte Umgebung ab, bevor er sprach. Dabei entdeckte er zwei Türen.
„Es besteht kein Zweifel, daß wir uns im Kontrollzentrum eines ehemaligen lemurischen Raumhafens befinden", sagte der Major. „Der Raumhafen ist bereits von den Eismassen überrollt worden. In der Nähe muß eine Stadt existiert haben.
Natürlich wurde sie von den Gletschern zermalmt, doch wir wissen daß die lemurischen Städte große Untergrundsiedlungen besaßen."
„Sie meinen die Bunkerstädte unter den eigentlichen Wohnsiedlungen, Sir", warf Bradon ein.
„Ja", bestätigte der Cheyenne. „Die Lemurer bauten diese Bunker, um einen gewissen Schutz vor der halutischen Großoffensive zu haben."
„Soll das etwa bedeuten, daß Sie vorhaben, in diese unterirdische Stadt einzudringen, Sir?" fragte Brank. Seine schrille Stimme klang geisterhaft.
„Dort können wir vielleicht Überlebende finden", sagte Redhorse.
Bradon ergriff Branks Partei.
„Halten Sie das nicht für zu gefährlich, Major?"
„Natürlich ist es gefährlich", sagte Redhorse. „Aber auf dieser Welt gibt es keine ungefährlichen Plätze. Wir benötigen Verpflegung und müssen einen Weg finden,
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