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0273 - Unter den Gletschern von Nevada

Titel: 0273 - Unter den Gletschern von Nevada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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um mit Perry Rhodan in Verbindung zu treten."
    Ich dachte an die Lemurer, die früher diese Räume benutzt hatten. Es war fast unvorstellbar, daß sich an diesem unheimlich wirkenden Ort einmal lebende Wesen aufgehalten hatten. Sie alle, die hier gelebt und gearbeitet hatten, waren seit Jahrhunderten tot und vergessen. Nichts konnte sie zurückbringen. In ihren Herzen waren vielleicht die gleichen Sehnsüchte gewesen, die auch uns beherrschten, und ihre Gedanken mochten sich nur wenig von den unseren unterschieden haben. Jetzt wußten wir nicht einmal mehr ihre Namen. Der Tod eines denkenden Wesens erschien mir plötzlich als eine Ungerechtigkeit, als ein Anachronismus, der durch irgendeinen Fehler im natürlichen Ablauf des Lebens ausgelöst wurde. Vielleicht aber lag der Sinn eines kurzen Lebens nur darin, daß das Weiterleben der nächsten Generation gewährleistet wurde, denn nur Generationen konnten etwas schaffen, was sich nicht so leicht vergessen ließ. Inmitten dieses kahlen Raumes erschien mir mein Leben als ein unglaublich komplizierter Vorgang, als eine unlösbare Verstrickung von unzähligen Ereignissen, die wiederum auf den Ablauf anderer Leben Einfluß hatten, so daß es zuletzt unmöglich war, den Anfang dieser Lawine von Ereignissen zu erkennen. Wir verließen den Raum durch eine der Türen. Redhorse setzte sich an die Spitze. Wir kamen in einen langen Korridor. Es gab ein paar Fenster auf einer Seite des Korridors. Sie waren aufgeplatzt, eingedrückt vom Eis.
    Ich wunderte mich, daß die Wände standgehalten hatten. Stellenweise waren sie von meterbreiten Rissen durchzogen, aber nirgends gab es Einsturzstellen. Das Eis war so schnell gekommen, daß es einige Gebäude kompakt umschlossen hatte. Auf diese Weise hatten die tiefergelegenen Räumlichkeiten den Gletschern standhalten können. Die Gletscher waren einfach über diese gewaltigen Massen aus Eis, Schnee, Stein, Glas und Kunststoff hinweggewandert.
    Am Ende des Korridors stießen wir auf einen breiten Durchgang, über dem eine Karte hing.
    Redhorse ließ den Lichtstrahl seines Scheinwerfers darüber hinweggleiten.
    „Eine Landkarte", sagte Doutreval.
    „Es sieht so aus, als befänden wir uns auf dem Kontinent, der einmal Nordamerika sein wird", stellte Redhorse fest. „Ein Teil der Karte ist mit einer Spezialfarbe gedruckt. Damit soll offenbar das Gebiet angezeigt werden, wo dieser Raumhafen liegt."
    „Können Sie feststellen, wo sich dieses Gebiet befindet?" erkundigte sich Papageorgiu. Er lächelte verkrampft. „Ich meine natürlich, wie man dieses Gebiet irgendwann in der Zukunft bezeichnen wird."
    „Nordamerika ist meine Heimat", sagte Redhorse. „Ich kenne mich also ein bißchen aus. Vergessen Sie jedoch nicht, daß in fünfzigtausend Jahren alles anders aussehen wird." Er trat näher an die Karte heran.
    „Wir befinden uns etwa auf vierzig Grad Breite", sagte er. „Dieser Breitengrad zieht sich über die Linie Philadelphia, Denver und Kap Mendocino in Kalifornien hinweg. Hier muß später einmal das große Nevadabecken entstehen."
    „Das würde bedeuten, daß wir uns an den Ostflanken der Sierra Nevada befinden", sagte Brank.
    „Ungefähr", stimmte Redhorse zu. „Vorausgesetzt, daß wir der Karte glauben können."
    Redhorse schaltete den Scheinwerfer aus, und die Karte verschwand im Schatten über der Tür. Wir waren in Nordamerika, genau dort, wo ich mir zu sein gewünscht hätte, wenn wir uns fünfzigtausend Jahre in der Zukunft befunden hätten.
    Wir setzten unseren Weg fort. Nach ungefähr einer Stunde wurden wir zum erstenmal aufgehalten.
    Vor uns befand sich eine Wand aus Eis. Sie glitzerte im Licht unserer Scheinwerfer.
    „Das Eis kann ein paar Meter, aber auch einige Kilometer dick sein", sagte Redhorse. „Es ist sinnlos, daß wir herauszufinden versuchen, wie dick es an dieser Stelle ist. Wir suchen nach einem anderen Durchgang."
    Wir irrten mindestens zwei Stunden durch Gänge und Säle, bis wir eine Möglichkeit fanden, in der von uns gewählten Richtung weiterzugehen. Inzwischen wußten wir, daß die Stadt, die in unmittelbarer Nähe liegen mußte, Godlar hieß. Wir wußten es von verschiedenen Gravierungen die wir in Wänden, in Metalltafeln und in Steinplatten gesehen hatten. Außerdem hatte Papageorgiu ein Gemälde dieser Stadt gefunden. Sie mußte während ihrer Blütezeit eine der größten Städte der Lemurer gewesen sein.
    Jetzt war sie unter dem Eis begraben.
    Der Raumhafen hatte am Ende Godlars gelegen.

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