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0274 - Astrano - Herr der Geister

0274 - Astrano - Herr der Geister

Titel: 0274 - Astrano - Herr der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vorwärts.
    »Zurück!« schrie jemand. »Antonio holt das Gewehr!«
    »Nein«, preßte der Druide hervor. »Ich kriege ihn so!« Er wollte nicht, daß das Tier getötet wurde. Der Tiger war ein Prachtexemplar.
    Noch einen Schritt.
    Der Schweif peitschte nervös hin und her. Der Tiger legte die Ohren flach an. Gryf gab ein lautes Knurren von sich, ähnlich dem des Tigers. Noch einen Schritt vorwärts…
    Der Tiger zögerte. Er war nicht sicher, ob er angreifen oder flüchten sollte.
    Da sprang Gryf wieder vor, brüllte laut. Der Tiger reagierte im Reflex. Der Druide hatte die Angriffsdistanz unterschritten. Die Großkatze sprang. Diesmal aber war Gryf genau darauf vorbereitet. Er hatte den Sprung exakt ausgerechnet, und als der Tiger vorschnellte, kamen die beiden Fäuste des Druiden von beiden Seiten mit Wucht heran. Sie trafen den Raubtierschädel in dem Moment, als die Tatzen Gryfs Schultern berührten. Der ging unmerklich in die Knie; die Krallen verfehlten ihn. Da prallte der Tiger mit Kopf und Körper gegen ihn und begrub ihn unter sich.
    Aber Gryf geschah nichts weiter. Sein genau dosierter Doppelschlag betäubte die Raubkatze. Gryf stemmte sich gegen den schweren Körper und wälzte sich darunter hervor.
    »Das war’s«, sagte er, als er sich aufrichtete. »Bringt ihn zurück in seinen Käfig. Und seht zu - da laufen noch ein paar von den lieben Miezekätzchen herum, um wahrscheinlich auch noch anderes Getier.«
    Er wandte sich dem brennenden Wohnwagen zu, während der Regen auf ihn und die anderen Menschen herabprasselte. Das ganze Lager war in hellem Aufruhr. Rogier Pascal kam gerade heraus, eine Pappkiste unter dem Arm und einen Koffer in der Hand. Sorrya folgte, ebenfalls mit Koffern versehen und notdürftig angekleidet. Im Wageninnern waren die beiden anderen Helfer noch beschäftigt. Ein paar Möbelstücke flogen nach draußen.
    Plötzlich war Julio Morano da, der Boß. Er schob sich zwischen die Menschen. »Verdammt, laßt den Wagen ausbrennen«, rief er. »Der ist versichert. Die Tiere! Sorgt dafür, daß die Tiere wieder eingefangen werden. Cronen ist tot!« Er griff sich ein paar der erschrockenen Männer und Frauen aus der Menge und gab gezielte Anweisungen. Gryf und Rogier Pascal sahen sich kurz an und verstanden sich. Gryf hetzte los, hinüber zu den großen Zugmaschinen. Pascals Zug-Lkw war zwar offen, aber der Schlüssel fehlte. Gryf störte das nicht. Seine Finger berührten das Zündschloß. Magische Energie flirrte. Die Maschine sprang an. Die starken Scheinwerfer flammten auf. Wild hupend brachte Gryf den Wagen an den brennenden Wohnwagen heran. Dort stand Rogier bereits und koppelte die Deichsel an. Gryf gab Gas und lenkte den brennenden Wagen vom Gelände herunter. Er wollte nicht, daß die Flammen eventuell mit dem Wind übersprangen und mehr Schaden anrichteten. Der Pascal-Wagen war nicht mehr zu retten. Das herunterprasselnde Regenwasser reichte nicht aus, das Feuer abzulöschen. Es war, als steckte der Teufel dahinter.
    Hinter dem Zaun koppelte Rogier Pascal den Wagen wieder ab. Gryf brachte die Zugmaschine in Sicherheit. Pascal sprang zu ihm hoch. Er grinste verzerrt.
    »Gryf, ich glaube, ich muß mich bei dir entschuldigen«, preßte er hervor. »Sonja hat mir…«
    »All right«, winkte Gryf ab. »Bring sie irgendwo unter. Ich helfe, die Tiere wieder einzufangen.«
    Ein paar Stunden später herrschte wieder Ruhe im Lager. Vor dem Gelände flackerten die Blaulichter zweier Polizeiwagen. Die Beamten wollten genau wissen, was geschehen war. Gryf schob sich in die Nähe Moranos, des Direktors, der aufgeregt mit den Männern in Grün diskutierte. Ein Unbekannter hatte die Raubtierkäfige geöffnet und die Tiger und zwei Löwen freigelassen. Cronen, der Dompteur, war tot. Eines seiner Tiere hatte ihn gerissen, als er versuchte, es einzufangen.
    Jetzt waren alle Raubtiere wieder in den Käfigen.
    Langsam wurde es ruhiger. Gryf sah, daß die beiden Pascals bei Kollegen in einem anderen Wagen unterkrochen. Er selbst hatte für die Zeit, in der er hier arbeitete, eine Koje im Wagen Cronens. In dieser Nacht kehrte er nur ungern dorthin zurück. Eine Menge Arbeit kam auf ihn zu. Man würde von ihm erwarten, daß er sich um Cronens Sachen kümmerte. Was aus den Raubtieren wurde, konnte noch niemand sagen.
    Angekleidet streckte Gryf sich auf seiner Koje aus, während das Gewitter abzog. Er überlegte, wen er während der Lösch- und Aufräumarbeiten nicht gesehen hatte. Er wußte, daß ein Mann

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