0274 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie
Marihuana besorgen und hier vertreiben lassen, überhaupt ein Interesse an Spionage haben.«
»Wie erfährt man das?«
»Das habe ich mich auch gefragt«, gab Jim zu. »Schließlich schien es mir das Beste zu sein, einen Mann in die Bande einzuschleusen, damit er uns ein bißchen auf dem Laufenden hält.«
»Dieser Mann war Duff Molnar«, nickte Phil. »So weit verstehe ich die Geschichte endlich. Allerdings würde ich gern wissen, wie es Ihnen gelang, Molnar in die Bande hineinzukriegen.«
»Das hat einige Arbeit gekostet«, erwiderte Jim. »Zunächst fanden wir ‘raus, daß die Bande anscheinend von einem gewissen Mac Horcombe geleitet wird. Das ist der Kerl da drüben mit der roten Nelke. Wir nahmen sein Leben unter die Lupe. Und wir erfuhren, daß er aus Schottland stammt und eine schon fast kindische Liebe zu seiner Heimat hat. In seiner Wohnung strotzt rs von Farbfotografien aus Schottland und tausenderlei Andenken. Natürlich war es für uns nicht sonderlich schwierig, Horcombes Geburtsort zu ermitteln. Dann präparierten wir Molnar. Wir machten einen Mann aus ihm, der in einem Nachbardorf von Horcombes Geburtsort geboren war. Wir trichterten ihm tausend Einzelheiten ein. Wir ließen ihn eine Unmenge über Schottland und besonders die betreffende Gegend auswendig lernen. Wir brachten ihm fünfhundert schottische Ausdrücke, den entsprechenden Dialekt und Sitten und Gebräuche bei. Und dann schickten wir ihn jeden Abend hier in dieses Lokal. Er sollte es nicht zu auffällig machen, aber er hatte den Auftrag, Kontakt mit Horcombe zu suchen. Schon glaubten wir, daß es nie klappen würde, und wollten Molnar wieder zurückpfeifen, da gelang es ihm. Zu sehr vorgerückter Stunde machte er Horcombes Bekanntschaft an der Bar. Und das auch nur, weil er trotz der vielen Drinks, die er sich schon einverleibt hatte, immer noch mustergültig den beigebrachten schottischen Dialekt herauskaute. Horcombe hörte ihn und schnappte prompt zu nach der Melodie: Hören Sie, mein Freund, Sie sind doch aus Schottland, nicht wahr?«
Ich schmunzelte:
»Okay, Jim. Ich kann mir denken, wie‘s weitergeht. Die beiden angeblichen Landsleute schwelgten in Erinnerungen und in Alkohol. Und natürlich wurden sie sofort dicke Freunde.«
»So ungefähr. Ein paar Abende zechten sie miteinander, bis Molnar weisungsgemäß eines Nachts gestand, dies wäre wohl sein letzter Abend in diesem Lokal hier. Natürlich wollte Horcombe sofort wissen, warum. Molnar tat, als wollte er nicht mit der Wahrheit ‘raus, ließ sich angeblich überreden und sagte dann klipp und klar, er wäre pleite. Horcombe tastete sich ein bißchen in Molnars vorgetäuschte Gesinnung hinein, bis er ihm den Vorschlag machte, Marihuana zu verkaufen. Und darauf ging Molnar ein.«
»Lohnte sich sein gefährliches Doppelspiel?«
Jim zuckte die Achseln.
»Wie man‘s nimmt. Wenn er G-man gewesen wäre, würde ich sagen, es hat sich gelohnt. Für einen Mann der Abwehr dagegen machte es sich nicht bezahlt. Wir fanden einiges über Marihuana-Lieferungen und etwas weniger über die Herkunft heraus. Aber wir erfuhren nichts von möglichen Spionage-Absichten.«
Eine gute Dreiviertelstunde lang informierte urfs Jim darüber, was Duff Molnar erkundet hatte. Danach sagte er abschließend:
»Jetzt wissen Sie alles. Holen wir uns jetzt die Burschen?«
»Sie sind drollig, Jim«, brummte ich. »Wir haben keinerlei Beweise dafür, daß Horcombe wirklich der Boß der Marihuana-Bande ist. Wenn wir ihn festnehmen und diese Beweise dabei nicht bei ihm oder in seiner Wohnung finden, strengt er gegen uns eine Klage wegen Amtsmißbrauch, Freiheitsberaubung und Verletzung der Bürgerrechte an.«
Jim Cumberland lächelte wieder auf seine dünne, überlegene Weise.
»Wenn die Abwehr etwas tut, Cotton, ist es meistens doppelt genäht. Für den Fall, daß Sie in der Marihuana-Geschichte nichts bei ihm finden, was seine Verhaftung nachträglich rechtfertigt, gebe ich Ihnen anderes Material, für das Ihnen jeder Untersuchungsrichter sofort jeden gewünschten Haftbefehl ausschreibt.«
»Und was ist das für Material?«
Jim verzog das Gesicht.
»Lassen wir das auf sich beruhen, bis wir wissen, ob es nötig sein wird, es aufzudecken. Die Abwehr ist darauf angewiesen, alle Trümpfe zu behalten, die sie nicht unbedingt ausspielen muß.«
»Aber Sie garantieren, daß wir uns mit seiner Verhaftung nicht in die Nesseln setzen, Jim? Das ist eine ernste Sache.«
»So . ernst wie Duffs Tod«, erwiderte
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