0274 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie
möchte, und zum anderen brauchen wir etwas Aufmunterndes.«
»Zwei Eiskaffee«, nickte Rub und verschwand in der Küche.
Phil sah sich zweimal um.
»Ich sehe aber niemand«, brummte er mißbilligend.
»Nichts überstürzen«, erwiderte ich und hielt ihm die Zigarettenschachtel hin.
Wir bedienten uns. Nach ein paar Minuten hörten wir, wie draußen ein schwerer Truck anhielt. Die Tür ging auf, und zwei muskulöse Männer in kurzärmeligen Hemden kamen herein, »Tag, Joe«, rief er den beiden Männern zu, »Tag, Bill! Augenblick!«
»Schon gut.«
Er brachte uns den geeisten Kaffee. Wir nippten daran. Rub dagegen wandte sich seinen beiden Besuchern zu. Der ältere nahm einen Zettel zur Hand, »Wollen wir' vergleichen?« fragte er. Der Wirt nickte und suchte auf der Theke nach einem Block. Als er ihn gefunden und die richtige Seite aufgeschlagen hatte, sagte er:
»Also, Joe?«
»Achtzehn Kisten Bier«, las der stämmige Mann vor, und Rub nickte zustimmend, während er auf seinem Block eine Zahl anhakte. »Zwanzig Kisten Coca. Fünfzehn Kisten Orangensaft. Zwölf Kisten Zitrone. Zwölf Kisten Apfelsaft. Eine Zehn-Kilo-Dose Kaffee. Vier Liter-Büchsen Milch. Fünfzig Tafeln Schokolade. Eine Kiste Kaugummi…«
Die Aufzählung ging weiter. Ich wandte mich leise an Phil.
»Ist dir eigentlich aufgefallen, daß in der Rambly Hall immer noch ein Telefon steht?«
»Ja, allerdings«, murmelte mein Freund. »Aber es wird bestimmt nicht mehr angeschlossen sein.«
»Irrtum«, erwiderte ich leise. »Es geht immer noch. Jemand muß die Rechnungen bezahlen.«
»Für das Telefon in der Rambly Hall? Wer sollte denn so verrückt sein?«
»Vielleicht der Boß, den wir suchen?« schlug ich vor.
»Na ja«, gab Phil zu. »Immerhin hätte er dann die Möglichkeit, die Bande jederzeit telefonisch erreichen zu können. Wir fanden ja in den oberen Etagen genug Spuren davon, daß die Bande auch in dem Hause schlief, so daß sie dort praktisch Tag und Nacht zu erreichen war.«
»Richtig«, nickte ich. »Und noch zwei Fragen: Wieviel Zeit haben wir von der Rambly Hall bis nach hier gebraucht?«
»Reichlich fünf Minuten.«
»Okay. Komm!«
»Wo willst du hin?«
»Mir ist nach einem Whisky«, brummte ich, »Und ich will die beiden stämmigen Burschen an der Theke zu einem Schluck einladen.«
Phil sah mich sehr mißtrauisch an, Aber er stand doch auf und ließ seinen geeisten Kaffee stehen. An der Theke waren sie gerade fertig geworden mit dem Vergleich von Rubs Bestellung und ihrer Lieferung.
»Also, dann bringen wir den Kram in den Keller«, sagte der, den Rub Joe genannt hatte.
»Trinken Sie vorher einen Schluck zur Stärkung mit?« fragte ich. »Mir ist heute so, als ob ich einen ausgeben müßte.«
»Haben Sie Geburtstag?« lachte Joe. »Das nicht gerade«, meinte ich, »Aber es gibt ja auch sonst noch freudige Ereignisse.«
»Sicher. Na, wenn's gestattet ist, wir sagen nicht Nein.«
»Rub«, bat ich, »fünf Doppelte. Von dem Stoff, den wir gestern abend getrunken haben.«
Er lächelte.
»Gern, Mister Cotton.«
Er baute Gläser vor uns auf. Er schenkte vor unseren Augen ein. Und er tat es reichlich.
»Na, dann auf Ihr Wohl, Mister!« sagte Joe, »Danke«, erwiderte ich.
Wir tranken. Als sie die Gläser wieder absetzten, fragte ich:
»Sagen Sie, haben Sie je im Leben einen Kneipenwirt kennengelernt, der bei Ihnen abends um halb elf einen einzigen Kasten Bier bestellt?«
Joe lachte polternd, »Der Kerl müßte ja verrückt sein!« Ich wandte mich zu Rub, der langsam einen Schritt zurücktrat, »Sind Sie verrückt, Rub?« fragte ich ernst.
Sein Blick irrte unstet zwischen Phil und mir hin und her. Daß Phil inzwischen ahnte, was hier gespielt wurde, stand für mich fest. Er kennt mich lange genug, als daß zwischen uns bei entscheidenden Situationen noch lange Erklärungen nötig wären.
»Weiß jemand von den Herren eigentlich den Familiennamen von unserem lieben Freund Rub?« fragte ich, ohne den Wirt aus den Augen zu lassen.
»Sicher«, hörte ich Joes Stimme in meinem Rücken. »Er heißt Seratti. Steht doch auf jeder Bestellung von ihm.«
»Na also«, sagte ich zufrieden. »Die Gebrüder Seratti. Der eine als ehrenwerter Farmer und der andere als ehrenwerter Kneipenbesitzer. Paßt doch zusammen! Der eine baut Marihuana an, der andere verhökert es massenweise. Und damit er es sogar ein bißchen unter der Kontrolle hat, läßt er eine Menge Geschäfte in seiner Kneipe abwickeln. Er kann doch nicht dafür,
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