0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch
mich, schaute auf meinen Dolch und ließ ihn wieder verschwinden. Dann ging ich in die Knie.
Normal fühlte sich die Haut an. Das Blut schien sich wieder zurückverwandelt zu haben, so daß ein toter Mensch vor meinen Füßen lag. Ihm war nicht anzusehen, was er einmal gewesen war.
Tief holte ich Luft. Gina hatte ich besiegen können. Jedoch um welchen Preis. Sie lebte nicht mehr und konnte mir auch keine weiteren Informationen geben. Wenn es mir bei ihr schon so schwer gefallen war, wie hart mußte der Kampf erst gegen diejenige sein, die alles in die Wege geleitet hatte. Ich dachte an die dunkelhaarige Frau, die Gina attackiert hatte. Sie war die treibende Kraft, wobei ich nicht einmal ihren Namen kannte. Zudem hatte Gina von Dschungelgöttern gesprochen.
In welch einem Zusammenhang stand sie zu der Schwarzhaarigen und auch zu Gina?
Das mußte ich herausfinden. Es würde mir kaum gelingen, wenn ich im Stall stehenblieb. Hier befand ich mich gewissermaßen im Abseits.
Irgendwo anders würden sich die Dinge sicherlich entwickeln, und dort mußte ich hin.
Ziemlich wacklig auf den Beinen war ich, als ich den Stallgang durchschritt. Die Tiere hatten sich wieder beruhigt. Sie merkten, daß die Gefahr nun vorbei war. Nur das tote Pferd schaute mit seinen. Hufen unter der Tür hervor.
Ein makabres Mahnmal…
Ich ging den normalen Weg wieder zurück, denn ich wollte zunächst einmal meinen Platz einnehmen und vor allen Dingen meinen Freund Bill Conolly informieren. Vielleicht konnten wir gemeinsam etwas unternehmen. Das mußte ja zu schaffen sein.
Ein paar Helfer standen herum. Sie schauten mich ärgerlich an, als ich sie passierte.
Dann aber geschah es.
Plötzlich und unerwartet war von einer Sekunde zur anderen die Hölle los. Da ich meinen Blick schon in das Rund der Manege gerichtet hatte, konnte ich auch den Körper sehen, der sich unter dem Zeltdach löste und in rasender Geschwindigkeit nach unten fiel.
Er landete innerhalb eines Raubtierkäfigs.
Dann erst ertönte der Schrei des Entsetzens!
***
Es kam Bill Conolly so vor, als hätte jemand 1000 Sirenen zur selben Zeit eingeschaltet, wobei nur die wenigsten synchron brüllten, schrien oder jammerten.
Jedenfalls war es die Hölle!
Die Menschen hatten den Unfall gesehen. Mit ihren eigenen Augen hatten sie verfolgen können, wie ein Mensch aus großer Höhe abstürzte und dabei genau zwischen die Raubtiere krachte.
Er war stumm gefallen, ohne einen einzigen Laut auszustoßen, und es schien, als habe er mit dieser Möglichkeit gerechnet.
Wie alle anderen, waren auch die Conollys aufgesprungen. In den nächsten Augenblicken schienen Sekunden zu einer zähen Masse zu werden, wobei Bill das Gefühl hatte, die Zeit würde wesentlich langsamer ablaufen als normal.
Auch Johnny hatte den schrecklichen Vorgang mitbekommen. An ihren Jungen dachte Sheila zuerst. Sie drehte sich, packte den Kleinen und preßte ihn fest an sich.
Johnny vergrub sein Gesicht in Sheilas Kleidung. Er schluchzte. Seine Schultern zuckten, während Bill wie erstarrt auf dem Fleck stand, durch die Gitter schaute und wie ein Mensch wirkte, der im nächsten Augenblick losspringen würde.
Noch hielt er sich zurück.
Dann begann das Chaos. In die Schreie mischte sich die Angst. Einige Besucher versuchten, den Zirkus zu verlassen. Da sie sehr ungünstig saßen, kamen sie nicht so schnell weg. In ihrer Panik rissen sie andere, die aufgestanden waren, um ihnen den Weg freizumachen, kurzerhand mit um.
Aggressionen peitschten hoch. Die Angst wurde zu einem sich öffnenden Ventil.
Freie Bahn!
Wenigstens für Bill Conolly. Er hörte nicht auf den Warnruf seiner Frau, sondern startete und setzte mit einem Sprung über die Manegen-Abtrennung um an die Gitter zu laufen.
Die Tiere hatten ihre Wanderung unterbrochen. Löwen und Tiger gehorchten der Dompteuse noch immer. Sie brauchte nur mit dem Finger zu schnippen, und schon wuchteten die Raubtiere ihre starken Körper auf die Sitzflächen.
Gleichzeitig reagierte die Direktion. Ein Sprecher war ans Mikrophon getreten, um die Menschen mit wohlpassenden Worten zu beruhigen.
Worte, die auch von den beiden letzten Tornados gehört wurden. Sie standen wie Denkmäler in luftiger Höhe auf einer Plattform und schauten nach unten. In ihren Gesichtern regte sich nichts. Daß sie jedoch Angst hatten, bewies Louisa, die sich um ihren Bruder geklammert hatte und bleich wie eine Kalkwand war.
»Ladies and Gentlemen«, sagte der Sprecher. »Es tut mir so
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