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0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch

0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch

Titel: 0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch
Autoren: Jason Dark
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unendlich leid, daß diese Nummer leider tragisch enden mußte. Aber wer uns Zirkusleute kennt, der weiß, daß wir niemals aufgeben. Das Risiko ist unser Geschäft, und die drei Tornados…«
    Was er noch weiter sagen wollte, das verschluckte er, denn auch der Sprecher konnte kaum fassen, was innerhalb des Raubtierkäfigs geschah.
    Marcel, von den drei Tornados, der wie ein gekrümmtes Fragezeichen am Boden lag, bewegte sich plötzlich. Zunächst war es nur ein Zucken, das durch seinen Körper lief, dann aber hob er den Kopf, setzte sich auf und schaute in die Runde.
    Es befand sich wohl niemand im weiten Rund, der jetzt die Nerven besessen hätte, den Vorgang zu kommentieren, weil er zu unwahrscheinlich war.
    Ein Mensch, der aus dieser gewaltigen Höhe abgestürzt war, konnte sich normalerweise nicht mehr aufsetzen und aufstützen. Das war einfach nicht drin.
    Dennoch geschah es.
    Auch Bill Conolly verstand im ersten Augenblick die Welt nicht mehr.
    Wenn er alles erwartet und mit allem gerechnet hätte, damit jedoch nicht.
    Es war ihm unbegreiflich.
    Er stand da und hatte seine Hände um die Stäbe gekrallt. Was um ihn herum geschah, interessierte ihn nicht. Bill starrte durch eine Lücke auf den Mann.
    Der rollte sich ein wenig zur Seite, gab sich selbst Schwung — und stand wieder.
    Eigentlich hätte er für diese Leistung Beifall verdient gehabt. Die Menschen jedoch waren zu konsterniert, um an so etwas zu denken. Sie konnten nichts machen, nur schauen und starren.
    Selbst dem Sprecher versagten die Worte. Ihm fiel nichts ein, was er noch hätte sagen können. Keiner konnte ein Wort sprechen. Es klatschte auch niemand Beifall, als sich Marcel im Kreis drehte, dabei die Arme hob und sich so dem Publikum präsentierte.
    Bill Conolly stand dicht am Gitter. Weil er so nahe stand, konnte er den Artisten genau sehen. Und der Reporter konzentrierte sich auf dessen Gesicht.
    Er starrte direkt in ein Augenpaar, das ihm sehr seltsam vorkam. Als menschlich konnte und wollte er den Ausdruck nicht bezeichnen. Die Pupillen schimmerten seltsam metallisch, und sie schienen auch von innen heraus zu leuchten. Bill war sicher, daß mit diesem Mann etwas geschehen war, das nicht mit normalen Maßstäben zu messen war. Hier hatte sich einiges getan, allerdings wußte der Reporter nicht, in welch einen Zusammenhang er das bringen sollte.
    Da war er einfach überfragt.
    Für den Bruchteil eines Augenblicks schien sich der Blick in Bills Augen zu bohren, jedenfalls hatte er das Gefühl, dann drehte sich der andere wieder weg, und Bill konnte ihn nun im Profil erkennen.
    Er sah den Schnitt.
    An der linken Wange klaffte ein Riß, aus dem normalerweise Blut hätte sickern müssen. Das war nicht der Fall. Und doch entdeckte Bill nicht nur die blanke Haut, sondern auch ein seltsames rötliches Schimmern, das sich von der Wunde her ausgebreitet hatte.
    Unter der Haut hätte eine rote Birne brennen können. So jedenfalls hatte der Reporter das Gefühl. Im nächsten Moment drehte ihm der Artist wieder den Rücken zu.
    Noch herrschte Stille.
    Erst dann erfolgte der Schrei.
    »Marcel!« Der Name des Artisten echote durch das Zirkuszelt, wobei er das Ohr eines jeden Besuchers erreichte.
    Keiner der Zuschauer hatte ihn ausgestoßen. Hoch oben auf dem Trapez stand Louisa und brüllte den Namen ihres Bruders. Sie hatte sich vorgebeugt, hielt sich mit einer Hand an dem rechten Trapezseil fest und konnte es kaum fassen.
    Ebenso wie die anderen zahlreichen Besucher, die noch größere Augen bekamen, als Marcel es nicht mehr auf seinem Platz hielt und er wie der große Sieger zwischen den starr sitzenden und stumm beobachtenden Raubtieren einherschritt.
    Er hatte gewonnen — er allein!
    Und er genoß es, während die Dompteuse ihre Lippen zu einem wissenden Lächeln verzog.
    Dies erkannte Bill sehr deutlich. Zudem drehte sich die Frau so um, daß sie durch die Stäbe und dorthin schauen konnte, wo in der ersten Reihe zwei Plätze leer waren.
    Da hatten John Sinclair und Bill Conolly gesessen!
    Zufall — Absicht?
    Bill glaubte an Absicht. Für ihn war auch klar, daß diese artistische Leistung nicht mit normalen Maßstäben zu messen war. Da mußte etwas anderes dahinterstecken.
    Bill wußte nicht, wer es war. Jedenfalls begann einer der Besucher laut zu klatschen. Die ersten Takte waren sogar in dem weiten Zelt zu hören, und sie konnte man als die Initialzündung bezeichnen, denn nun fielen die anderen Besucher mit ein.
    Es war eine Welle, eine
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