0277 - Dämonenschlacht um Troja
Gebete, Tempel und Opfer verdienten. Doch für Professor Zamorra und Nicole, die nicht nur die Technik des zwanzigsten Jahrhunderts kannten, sondern auch die Dinge bereits gesehen hatten, die von der Wissenschaft noch immer abgestritten wurden, hatte Zeus und sein Anhang nichts mehr, was man als »göttlich« ansehen mußte. Sie hatten im Gegenteil recht irdische Bedürfnisse.
Auch der Griff nach der Macht war eines dieser Bedürfnisse …
***
»Ich habe damals einen Fehler gemacht!« erklärte Zeus dem aufgebrachten Parapsychologen. Denn Zamorra war über die Entführung ziemlich ungehalten gewesen, da er gerade die Schlußkorrektur seines neusten Buches las, mit dem er die Sinne des einfachen Mannes auf der Straße für die Kräfte aus der Jenseitswelt öffnen wollte. Ein Werk, das Zamorra persönlich sehr am Herzen lag. Denn nur so konnte man den Wirken des Teufels wirksam entgegen treten.
Außerdem wurde es Zeit, daß mal wieder ein größerer Betrag auf die Haben-Seite seines Kontos gebucht wurde, das, durch das Modebewußtsein Nicoles mit der damit verbundenen Einkaufswut in Sachen Textilien, arg in Mitleidenschaft gezogen wurde.
»Und durch diesen Fehler sind die Götter in zwei Lager aufgespalten. Nur du, mein Freund Zamorra, kannst mir helfen, die Gegner wieder zu vereinen. Ich weiß, daß du den Ring Merlins besitzt, mit dem du die Zeit überwinden kannst. Willst du für mich einen Sprung in die Vergangenheit tun?«
»Erkläre es deutlicher!« sagte Professor Zamorra fest. Wenn der mächtige Zeus selbst um Hilfe bat, mußte es etwas besonderes sein.
»Du erinnerst dich doch noch an jene mörderische Schlacht, bei der Olympos und Orthos zerstört wurden?« fragte Zeus. Professor Zamorra nickte. Wie lange schon lagen jene turbulenten Tage zurück, als Damon den Fürsten der Finsternis besiegte und sein Schatten sich über die Welt legte. Man war derzeit noch dabei, den Olympos wieder aufzubauen und Zamorra zweifelte nicht, daß auch Orthos, die Dämonenwelt, neu entstand. Doch das war jetzt sekundär und ohne Bedeutung.
»Ich habe mich während dieses Kampfes nicht gerade als stark erwiesen!« erklärte Zeus. »Jedenfalls nicht stark genug, um die Zerstörung der Götterburg zu verhindern. Das schaffte Neider auf den Plan. Zwar wagten sie es nicht, gegen mich selbst zu gehen – doch sie stellten durch Eris während eines Mahles die Frage, wer denn mein Nachfolger werden könnte, wenn mich einmal ein unglückliches Schicksal dahinraffen würde.«
»Und … wen hast du vorgeschlagen?« fragte Zamorra gespannt.
»Sie sollen feststellen, wer der Tüchtigste ist!« erklärte Zeus. »Und das war vielleicht mein Fehler. Denn ich mußte erkennen, daß schon zu viele Sterbliche durch meine Entscheidung, die ich erst für weise hielt, das Leben lassen mußten. Im höchsten Tempel einer Stadtburg ruht in der Stirn einer Statue der Göttin Athene ein Dhyarra-Kristall zwölfter Ordnung – oder darüber hinaus. Selbst ich bin nicht im Stande, die Macht des Steines zu bändigen. Kräfte, die ich nicht nennen kann, setzten den Kristall in die Statue. Ich teilte die Aufrührer gegen mich in zwei Gruppen. Die eine Gruppe sollte die Statue verteidigen – die andere sie erobern!«
»Und die Stadt … bei einem solchen Kampf wird die Stadt zerstört!« stieß Professor Zamorra hervor.
»Daran habe ich auch zu spät gedacht!« erklärte Zeus zerknirscht. »Denn die Götter trieben die Sterblichen in den Kampf, daß sie ihre Angelegenheiten regelten. Wie Schachspieler sitzen die einen Götter in der Stadt, die anderen außerhalb und lenken die Schlachten und den Einsatz von Männern, die sich besonders heldenhaft hervortun. Doch je mehr die Zeit verstreicht, um so entsetzlicher wird der ganze Krieg. In den ersten neun Jahren war alles nur Geplänkel … doch jetzt, im zehnten Jahr, loht die Fackel des Krieges erst richtig auf. Ich lese in deinen Gedanken, daß du den Namen der Stadt kennst, mein Freund!« setzte Zeus hinzu.
»Es ist Troja!« sagte Professor Zamorra leise. »Das unglückliche Troja. Ich weiß, daß die Stadt zerstört wird. Und ich habe Wesen getroffen, die fest behaupten, ich sei dabei gewesen!«
»Das will ich hoffen!« sagte Zeus. »Denn wenn einer der Götter diesen Kristall ergreift, vernichtet ihn die Macht des Dhyarrahs. Ich selbst würde es nicht wagen, ihn zu berühren. Doch du, Zamorra, bist durch die Kraft der entarteten Sonne geschützt. Du kannst ihn aus der Statue herausnehmen.
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