0277 - Dämonenschlacht um Troja
der Sohn des Artreus uns tatsächlich einmal rufen würde. Und nun sollen wir mit ihm gegen das uneinnehmbare Troja ziehen. Nur weil der hübsche trojanische Königssohn Paris ihm das Weib entführt hat. Beim Zeus, Menelaos, der alte Säufer und Raufbold war kein Mann für die feinsinnige Helena!«
»Du fürchtest dich davor, im Kampfe Ruhm zu ernten?« fragte der Herr der Unterwelt mit leisem Spott. »Fürchtest du, allzubald in unserem Reich zu erscheinen?«
»Ich fürchte den Tod nicht!« erklärte Odysseus trotzig. »In den früheren Tagen habe ich keine Gelegenheit ausgelassen, meinen Mut im Kampf und auf der Jagd zu beweisen. Doch nun habe ich andere Verpflichtungen.«
»Penelope, deine junge Frau. Und in der Wiege dein Sohn, der kleine Telemachos!« sagte die Göttin Persephone mild. Da sie eine Mischung zwischen der Welt des Olympos und des dämonischen Orthos war, konnte sie noch Gefühle entwickeln.
»Ich will jetzt nicht sterben … ich will leben … für sie beide leben … mit ihnen leben!« brach es aus Odysseus hervor. »Helft mir, ihr Herren des Orthos, da mich Zeus nicht erhört hat. Ich werde mich dem Zug gegen Troja nicht entziehen können. Helft mir, daß ich den Kampf überlebe!«
»Was gibst du uns, wenn wir dir helfen?« fragte Hades.
»Was verlangt ihr?« war die Gegenfrage des Odysseus.
»In diesem Leben – nichts!« sagte Hades sanft. »In jenem nächsten Leben – alles!«
»Ein einfacher Handel. Ohne jeden Reiz!« sagte Odysseus. »Mein Leben gegen mein Unsterbliches, wenn ich dereinst die Fluten des Styx überschreite. Ich habe das Risiko, daß ich nicht weiß, welche Dienste ihr im Schattenreich von mir fordert. Ihr selbst dagegen…!«
»Hehehe … willst du wissen, was die Unterwelt vermag?« fragte Hades. »Soll in dem Pakt ein Schlupfloch für dich sein?«
»Was für Sterbliche unerreichbar ist, sollte für die Herren des Orthos leicht sein«, erklärte der König von Ithaka. »Ich biete euch eine Wette um etwas, das euch zu gewinnen keine Schwierigkeiten bedeuten dürfte. Die Treue meines Weibes!«
»Was soll das?« fuhr Hades auf.
»Ihr sorgt dafür, daß ich den Krieg um die Stadt des Priamos lebendig überstehe und als gefeierter Kriegsheld heimkehre!« stellte Odysseus seine Bedingungen. »Ihr könnt in der Zeit versuchen, das Herz meiner Penelope von mir abzuwenden. Das dürfte doch nicht schwer fallen, da ich sie doch nach sehr kurzer Ehe verlasse, um in den Krieg für eine Sache zu ziehen, die weder mich noch das Wohl von Ithaka etwas angeht. Gelingt es euch, daß Penelope mir untreu wird, dann dürft ihr mein Unsterbliches hinwegführen, wenn ich eine Nacht wieder in meinem Palast verbracht habe!«
»Listenreicher Odysseus!« grollte Hades. »Diesmal fängst du dich in deiner eigenen Schlinge. Wer auf die Treue eines Weibes baut, der wird verlieren. Doch ich nehme an … denn es wird mir ein besonderes Vergnügen sein, deine enttäuschte Seele zerknirscht vor meinem Thron zu sehen. Folge du nur immer den Worten, die wir dir eingeben – es wird dein Leben retten und deinen Kriegerruhm vermehren. Ha, ich dürste dem Tage entgegen, wo du heimkehrst und Penelope in den Armen eines anderen Mannes siehst. An diesem Tage gehörst du mir…!«
***
Auf und nieder wallten die Nebel, in denen Zamorra vom Dämonenpakt des Odysseus hörte. Schlagartig erlosch das Bild. Doch nur, um einige Atemzüge später das Innere einer Königshalle zu modellieren. Der Palast des Königs Lykomedes. Sofort erkannte Zamorra die markante Figur des Odysseus wieder, der heimlich eine Lanze, einen Schild und ein Schwert in den Raum schaffte, in dem zwei Männer dem munteren Spiel von gut zwei Dutzend überaus hübschen Mädchen zusahen.
»Es ist dem Heer geweissagt worden, daß Achilles, der Held, hier sein soll!« sagte ein älterer Mann mit grauem Haar und nicht zu übersehendem Bauchansatz, dessen Stimme, vom Anblick der Mädchen angeheizt, seltsam vibrierte. »Die Männer glauben an das Orakel des Kalchas. Ohne Achilles ziehen sie nicht nach Troja. Wer von den Mädchen also ist Achilles?«
»Das finde selbst heraus, mein verehrtester Menelaos!« grinste König Lykomedes. »Wenn du einen Mann suchst – sie sind alle meine Töchter, bis auf eine. Und von der redet man, daß sie eine Tochter der Göttin Thetis ist. Doch vielleicht war auch Ares, der Kriegsgott selbst, ihr Vater. Denn während meine Töchter den weiblichen Arbeiten zugetan sind, übt sie sich in Waffenkämpfen
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