0277 - Dämonenschlacht um Troja
der Trojaner und ist überall gefürchtet, vor allem, seit sein Freund Sarpedon gefallen ist!«
»Was haben Hilfstruppen mit dem Wagen zu fahren, wenn ich laufen muß!« erboste sich Möbius. »Wie immer der Knabe heißt, er wird zum Fußgänger degradiert. Da lernt er laufen ohne zu schnaufen!«
»Dann stirb, wie Narren sterben!« fauchte der Grieche. »Denn nur ein Narr stellt sich diesem Gewaltigen entgegen!« Kopfschüttelnd sah ihm Carsten Möbius nach, wie er schnellen Laufes verschwand. Andererseits war es besser so, als wenn er den Griechen als lästiges Anhängsel gehabt hätte. Denn er erinnerte sich an die Stelle in der Ilias, wo Achilles die Trojaner in den Fluten des Skamander erschlägt, so daß selbst das Flußbett zornig wird und sich gegen Achilles wendet.
Doch bevor der Flußgott den Helden in seinen Fluten ertränken kann, greifen die Götter ein und so überlebt Achilles, um endlich Hektor vor dem skäischen Tor zum tödlichen Duell zu stellen.
Carsten Möbius hatte schon einige Male festgestellt, daß die Gesänge Homers auf Tatsachen beruhten. Dennoch hatte er sich vorgenommen, so weit wie möglich, unfairen Kampf zu unterbinden. Er mußte zur Furt des Skamander, um zu sehen, was Achilles dort tat. Für die Entfernung dahin kam ihm der Wagen gerade recht.
»Wer bist du, fremder Krieger, der es allein wagt, sich dem Zorn des Glaukos zu stellen!« donnerte es Carsten Möbius entgegen.
»Was kümmert dich mein Name?« fragte Möbius. »Wisse, daß ich den Speer der Athene führe, durch den auch der stärkste Gegner gefällt wird. Überlasse mir deinen Wagen, dann magst du in Frieden ziehen!«
Die Antwort war ein dröhnendes Lachen des Lykiers. Hinter emporgehaltenem Schild schwang Glaukos den mächtigen Speer.
Carsten Möbius wußte, daß der Gegner nicht zum Wurf kommen durfte. Er riß den Speer, den er auf dem Schlachtfeld aufgerafft hatte, empor und visierte in seinem Schutz den Lykier mit dem Schockstrahler an.
Der Lenker des Glaukos hörte, wie der Speer des Lykiers seiner Hand entfiel und Glaukos mit rasselnder Rüstung vom Wagen stürzte. Gleich darauf traf auch ihn der Lähmstrahl.
Mit mehr Glück als Verstand gelang es Carsten Möbius, die Pferde zu erreichen und in die Kopfgeschirre zu greifen, ehe sie in panischer Flucht über die Ebene dahin preschen konnten. Mutig sprang Carsten auf den Wagen, ergriff die Zügel und schnalzte mit der Zunge. Schon nach wenigen Galoppsprüngen brachte er die Tiere wieder zum Stehen. Dies war der einzige Gehorsam, den er den Tieren abringen konnte. Er, Carsten Möbius, konnte sehr viele Dinge tun. Doch einen Streitwagen lenken konnte er nicht.
»Hoffentlich merkt das brave Pferdchen nicht, daß ich nicht richtig reiten kann!« führte Carsten Möbius Selbstgespräche, während er die Stränge des einen Tieres durchtrennte und sich auf den bloßen Rücken des Pferdes schwang. Die Schenkel fest an den Pferderücken gepreßt, mit beiden Händen die Zügelfragmente haltend und sich in der Mähne des Tieres festkrallend sprengte der Junge über das Schlachtfeld. Er hatte Glück. Das Tier mußte schon Reiter getragen haben. Jedenfalls machte es keine Anstalten, ihn abzuwerfen, sondern ließ sich nun willig vorantreiben und lenken.
Von einem kleinen Hügel, den er hinaufritt, erkannte Carsten Möbius die Lage. Die Furt des Skamander war nur fünf Bogenschußweiten entfernt. Zwei Männer kämpften dort einen heroischen Kampf gegen die andringenden Trojaner. Zwei Mann … und einer davon war Zamorra, wie Carsten Möbius selbst auf diese weite Entfernung feststellte.
Doch die Lage sah nicht so aus, wie in der Ilias, daß Achilles hier wehrlose Trojaner erschlug. Es war ein heroischer Kampf, den die beiden Männer dort gegen eine erdrückende Übermacht ausfochten.
Und dann erkannte Carsten Möbius, wie ein Trupp von ungefähr zwanzig Trojanern im Laufschritt den Hügel hinaufspurtete, wo die Griechen mit einem Damm aus mächtigen Baumstämmen den Skamandros gestaut hatten, um die Furt zu schaffen.
Wieder kam ihm die Ilias und der Zorn des Flußgottes in den Sinn, der Achilles ertränken wollte. Daher wußte der Junge sofort, was die Trojaner vorhatten.
Sie wollten die Situation nutzen. Ihr größter Feind war in eine Falle getappt, die er selbst nicht erkannte. Zwar bedeutete das Unternehmen den Tod vieler tapferer Krieger des Priamos, doch wenn dadurch auch der gefürchtete Achilles starb, war jedes Mittel recht.
Der Staudamm sollte zerstört
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