0277 - Dämonenschlacht um Troja
Trojaner zurück ins aufschäumende Wasser.
Wie ein auftauchender Hai erhob sich das Mädchen, das Achilles war, aus den Fluten des Skamandros. Ihr Gesicht war von Todesfurcht gezeichnet. Doch in ihren Augen brannte der Haß. Mit einem Griff entriß sie Zamorra das Schwert, mit dem der Meister des Übersinnlichen den gefällten Gegner und die dahinter zurückweichenden Trojaner in Schach hielt.
»Nein, Achilles, er ist wehrlos!« brüllte Zamorra. »Du darfst ihn nicht töten. Er hat keine Waffe mehr!«
»Er stirbt!« knirschte die Kriegerin zwischen den Zähnen hervor. »Sein Geist soll dem Patroklos in der Unterwelt zu Diensten sein!«
»Gnade, Achilles!« heulte Lyakon im Angesicht des Todes. Er hatte die Schärfe des Nibelungenschwertes erlebt und wußte, daß seine Rüstung gegen diesen Stahl keine Abwehr bot. »Laß mich leben. Mein Vater Priamos wird ein hohes Lösegeld für mich zahlen!«
»Schweig, Elender!« knirschte das Mädchen, das Achilles war. »Bevor Patroklos starb, war ich williger, Leben zu schonen. Hinab mit dir zu den Schatten!«
Da umfaßte Lyakon die Knie der Kriegerin und beugte das Haupt.
»Gnade, Achilles!« kam es gequält aus seiner Kehle hervor. »Gnade, laß mich weiterleben … nur weiterleben!«
»Weiterleben … warum?« höhnte das Mädchen in der Dämonenrüstung. »Auch Patroklos ist gestorben, und der war viel herrlicher als du. Also – stirb!«
Bevor es Professor Zamorra verhindern konnte, hatte die Kriegerin mit dem Schwert zugestoßen. Wehrlos, mit ausgebreiteten Armen empfing Lyakon den Todesstreich.
In diesem Augenblick drang ein fürchterlicher Ton an Professor Zamorras Ohr. Ein donnerartiges Grollen.
»Zeus … Zeus erbost sich über diesen Frevel!« schrien die Trojaner. »Nein … es ist Poseidon, der Erderschütterer. Er zürnt dem Achilles, weil er einen Wehrlosen tötete…!«
Doch Professor Zamorra ahnte, was die Töne bedeuteten. Denn in der Ilias stand geschrieben, daß der Flußgott Skamandros selbst dem tobenden Achilles Einhalt gebot, als er den wehrlosen Lyakon tötete.
Immer näher kam das donnerartige Grollen.
Und dann raste die Flutwelle heran …
***
Carsten Möbius trieb sein Pferd zu schnellster Gangart an. Er mußte verhindern, daß die Krieger des Priamos ihr Werk vollendeten. Denn er sah sie schon aus weiter Entfernung, wie sie mit Ästen und Schwertern versuchten, die starken Stützpfeiler durchzuschlagen.
Es mußte ihm gelingen, ihr Vorhaben zu verhindern. Nicht, daß er hier dem Schicksal in den Arm fallen wollte – doch da unten kämpfte Professor Zamorra neben Achilles gegen eine erdrückende Übermacht. Und sie konnten nicht zurückweichen. Wenn hier oben der Staudamm zerstört wurde, ergossen sich die Wasser zu Tal und rissen neben den dort unten kämpfenden Trojanern auch Achilles und Zamorra in den Tod.
Während er dem unter ihm dahinjagenden Pferd die Hacken in die Seiten schlug und sich mit der linken Hand in der wehenden Mähne festkrallte, zerrte seine Rechte den Schockstrahler hervor. Mit aller Geschicklichkeit, die Bewegungen des Pferdekörpers unter sich ausbalancierend, drehte Carsten Möbius die Arretierung der Defensivwaffe auf stärkste Streuung. Es mußte ihm gelingen, auf den ersten Schlag so viel wie möglich Trojaner auszuschalten.
Warnrufe gellten in den Reihen der Trojaner auf, als sie Carsten Möbius heranrasen sahen. Zwei Krieger ergriffen ihre Speere und hoben sie zum Wurf.
Der Junge wußte, daß er nicht länger zögern durfte. Die Distanz war völlig ausreichend. Er hob den Schockstrahler und visierte die Männer mit den Speeren an, die sich vor den Kriegern postiert hatten, die mit ihren Äxten den stärksten der Stützstämme bearbeiteten.
Carsten Möbius riß den Stecher durch. Im gleichen Augenblick erkannte er den Fehler, den er gemacht hatte. Doch es war zu spät.
Auf dem schlüpfrigen Pferderücken hatte er die Arretierung des Schockstrahlers blind eingestellt und nicht überprüft, ob die Defensivwaffe noch auf »Elektroschock« stand.
Versehentlich hatte er den Strahler auf einen Laserstrahl mit stärkster Intensität eingestellt!
Geräuschlos fuhr ein bläulicher Strahl aus der Mündung, zischte zwischen den Kriegern hervor und traf den Stützbalken an der Stelle, wo er bereits von den Äxten der Trojaner schon mehrfach getroffen wurde.
Splitternd stürzte der schwere Balken, vom Laserstrahl in zwei Teile zersägt, zu Boden. Durch den ganzen Damm ging ein Knistern. Die
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