0278 - Amoklauf des Messerstechers
getan?«
»Mein Kreuz?«
»Möglich.« Suko klopfte sich Sand von seinen Hosenbeinen. »Vielleicht denkt er auch an seinen Schädel, den du aufgespießt hast.«
»Und er lebt trotzdem weiter«, sagte ich.
»Das frage ich mich auch, wie das möglich ist.«
»Zunächst einmal möchte ich gern wissen, wo er sich jetzt verborgen hält. Der bringt es fertig und schwimmt unter Wasser bis nach Cala Millor…«
»Mal den Teufel nicht…«
Das an die Wand, sparte ich mir, denn wie auch Suko hatte ich den ängstlichen Schrei gehört, der über die Felsen unsere Ohren erreichte.
Für die Länge eines Gedankens blieben wir stehen, weil wir uns orientieren mußten, und beide gaben wir die Antwort zur gleichen Zeit.
»Das war an der Straße!«
»Die Mädchen!« zischte ich.
Wir starteten wie Rennläufer!
***
So etwas hatte Markus Küppers noch nie in seinem Leben gesehen.
Nicht einmal in einem Horror-Film, und davon hatte er sich schon manchen Streifen zu Gemüte geführt.
Als er das schwere Messer sah, dachte er an John Carpenters Erfolgsstreifen Halloween. In diesem Film hatte ein irrer Killer auch mit einer solchen Waffe gearbeitet.
Aber der in dem Streifen besaß wenigstens einen Kopf. El Diablo nicht.
Ein kopfloser Rumpf, ein Torso, stand vor dem entsetzten Markus Küppers, Arme und Beine waren vorhanden. Der Unheimliche mußte aus dem Wasser gestiegen sein, denn um seinen kopflosen Körper flatterten naß die Reste seiner uralten Kleidung.
In der rechten Hand hielt er das Messer. Markus konnte die Finger nicht sehen, denn sie verschmolzen in der Dunkelheit mit dem Griff der Waffe, er stierte nur wie hypnotisiert auf die breite Klinge, die so schrecklich getötet hatte.
Und nun stand er auf der Liste.
Sein Schrei war verweht. Er hörte hinter sich Schritte. Wahrscheinlich waren es die Mädchen, die nachschauen wollten, weshalb er so reagiert hatte, und Markus Küppers behielt zum Glück die Nerven. Er drehte den Kopf und schrie den beiden zu, so rasch wie möglich zu verschwinden, dann mußte er sich um den Unhold kümmern, denn der ging auf ihn zu.
Er bewegte seinen rechten Arm. Mit der Breitseite der Klinge schlug er gegen einen Felsen.
Markus hörte das hell klingende Geräusch, das er zuvor schon vernommen hatte. Jetzt wußte er Bescheid, was es bedeutete.
Der Stich!
Markus Küppers sah die Klinge wie einen Hauch, der in seine Nähe geriet. Er sprang zurück, das Messer fehlte, wurde wieder nach unten gezogen und ratschte über den Felsen, wobei noch eine Funkenspur zur Seite flog.
Er stampfte weiter.
Diesmal ging der Unheimliche nicht so langsam, denn er wollte es zu einem Abschluß bringen. Zum Glück brachte Markus zwischen sich und seinem Gegner den Felsen, so daß er immer um ihn herumlaufen konnte und es El Diablo sehr schwer machte, ihn auch mit der langen Messerklinge zu erreichen.
Das packte der andere einfach nicht.
El Diablo konnte kein Geräusch ausstoßen, weil ihm der Kopf fehlte, so waren nur seine Schritte zu hören, die durch den Sand zwischen den Felsen schleiften.
Und das helle Geräusch, das entstand, wenn die Klinge über einen Felsen schleifte.
Kalt rann es über Markus Küppers Rücken. Er verkrampfte sich. Sein Blick fraß sich an der matt glänzenden Klinge fest. Für ihn war sie das absolut Böse, sie würde den Tod bringen, und er erinnerte sich an die Erzählungen der beiden Mädchen.
Seine Knie wurden weich.
Und dann sah er das Licht. Er hörte auch das Quietschen der Reifen, als ein Wagen hart abgebremst wurde, im nächsten Augenblick die schrillen Stimmen der beiden Mädchen, und auch das Organ seines Freundes José Bexiga war zu vernehmen.
»Der ist da, der ist da!«
Es waren wilde Rufe, die Markus vernahm, sich rasch umdrehte und das hüpfende Licht einer Taschenlampe sah, das näherkam und auch ihn erfaßte.
Es war José Bexiga, der die Lampe hielt. »Wo steckt ihr denn?« schrie er, leuchtete in die Runde und sah ebenso wie Markus Küppers überhaupt nichts.
El Diablo war verschwunden!
»Weg!« flüsterte Markus. »Er ist weg. Einfach verschwunden!«
»Und er war da?«
»Wenn ich es dir sage! Ich habe ihn gesehen, er hatte keinen Kopf mehr, nur das verdammte Messer…« Markus las Zweifel im Gesicht seines Freundes. »Du glaubst mir nicht, wie?«
José hob die Schultern. Bevor Markus ihn zurückhalten konnte, machte er sich auf den Weg zwischen die Felsen. Und er leuchtete mit der Lampe, hatte plötzlich etwas gefunden, denn Markus hörte ihn
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